Wann die Wirtschaft UMTS akzeptieren wird

16.09.2004
Obwohl der neue Mobilfunkdienst 3G (UMTS) alle im Vorfeld verlangten Funktionen und Optionen bietet, wird er kaum von den Geschäftskunden akzeptiert. Woran das liegt und wie die Anbieter das ändern können, beschreibt Andy Wilson.

Obwohl nach den neuesten statistischen Erhebungen Großbritannien einen der stärksten Mobiltelefonmärkte in Europa besitzt, konnte das Land zum Jahresende 2003 nur 216.000 Benutzer von 3G verzeichnen - und damit weit weniger, als bei der Einführung dieses Dienstes erwartet worden war.

Auf den ersten Blick scheint es sogar der Fall zu sein, dass Betreiber in manchen Ländern den Nutzen der neuen Technologie in Frage zu stellen beginnen. So bewarb sich beispielsweise vor kurzem in Norwegen bloß ein einziger Mobiltelefonbetreiber um die zwei ausgeschriebenen 3G-Lizenzen. Diese Tatsachen lassen sich kaum mit den Möglichkeiten vereinen, die durch den Einsatz von 3G geboten werden.

Die große Skepsis

Gegenwärtig befinden sich 3G-Telefone mehrheitlich in privatem Besitz. Dabei bestehen kaum Zweifel, dass das Potenzial für den Einsatz von UMTS im Geschäftsleben äußerst groß ist. Mit der Möglichkeit zur Live-Video-Anbindung von Person zu Person, mit kostengünstigen Hochgeschwindigkeits-Datenverbindungen und erweiterten E-Mail-Funktionen direkt zum Telefon bietet 3G sicherlich eine ideale Lösung für Menschen, die ständig an wechselnden Arbeitsorten tätig sind. IDC prognostiziert, dass bis 2007 die Hälfte aller Beschäftigten in Westeuropa im ständigen Ortswechsel tätig sein wird.

Infolge von Problemen bei der räumlichen Deckung und dem Fehlen von entsprechenden Anwendungsbereitstellern haben sich bisher dem Einsatz von 3G in der Geschäftswelt Hindernisse entgegengestellt. Ein weiterer Grund, warum Unternehmen der angebotenen Technologie bisher ausgewichen sind, liegt in ihrer Sorge um mögliche Kostensteigerungen in der Anwendung und die potenzielle betrügerische und missbräuchliche Verwendung.

Die Zukunftschance

Damit also 3G Fortschritte bei KMUs und im Bereich größerer Unternehmen erzielen kann, müssen Telekommunikationsunternehmen solche Vorurteile zerstreuen. Eine Möglichkeit zur Erhöhung des Vertrauens in der Geschäftswelt besteht darin, dass es Unternehmen ermöglicht wird, klare Angaben darüber zu erhalten, wie sich ihre Gebühren für die Verwendung von Diensten zusammensetzen. Mit dem Angebot einer umfassenden Lösung in der Gebührenverrechnungsverwaltung in Verbindung mit 3G bietet sich ein effektiver Weg für die Überwindung der wichtigsten Einwände.

Mit der Einführung von 2.5G und 3G erscheint die Mobiltelefonrechnung nicht mehr als nichtssagende Liste von Einzelgesprächen und tariflichen Gebühren. Stattdessen enthält sie nun weitergehende Informations-. Unterhaltungs- und zusätzliche Kommunikationsdienste wie heruntergeladene Anrufsignale, Spiele, gebührenpflichtige Textdienste, Film- und sogar Übertragungsausschnitte aus Fußballsendungen. Mit der zunehmenden Komplexität der in den Telefonrechnungen enthaltenen Angaben verlangen nun aber Firmenkunden von ihren Telekommunikationsbereitstellern über eine Lösung zur Verwaltung ihrer Gebührenverrechnung Tools, die ihnen die genaue Analyse und Verarbeitung der entsprechenden Informationen innerhalb ihrer internen Verrechnungssysteme auf effektivere Weise ermöglichen.

Unternehmen müssen schließlich herausfinden können, wer wie viel aufwendet, um damit sowohl Kosten als auch möglichen Missbräuchen Einhalt gebieten zu können. In Westeuropa wird allein für den Markt für Mobiltelefonspiele ein Wachstum auf mehr als das Zehnfache erwartet: Er dürfte von 0,2 Milliarden Euro im Jahre 2002 auf drei Milliarden Euro im Jahre 2008 ansteigen. Bei einem gegenwärtigen Stückpreis eines Java-Spiels, der zwischen 5 und 10 britischen Pfund (zirka 7 bis 14 Euro) liegt, lässt sich unschwer ersehen, warum Manager im Telekommunikations- und Controllingbereich benutzerfreundliche Gebührenverwaltungs-Tools einsetzen wollen, die sicherstellen, dass sie die mit der Verwendung von 3G-Telefonen in ihrem Unternehmen anfallenden Kosten auch nachvollziehen können.

Eine wirkungsvolle Lösung zur Gebührenverwaltung stellt außerdem die Möglichkeit für die Anzeige von noch nicht in Rechnung gestellten Aktivitäten bereit. Damit können Transaktionen, die seit der letzten erhaltenen Rechnung und noch vor dem nächsten Rechnungsdatum aufgelaufen sind, angezeigt werden, womit Benutzer eine Zusammenstellung ihrer aktuell aufgelaufenen Kosten erhalten und damit die Ausnutzung von Tarifen optimal gestalten können. Außerdem wird damit der Verkehr zur Website des Telekommunikationsunternehmens gefördert.

Steckbrief

Andy Wilson

Andy Wilson ist Sales and Marketing Director von Ryder Systems, einem in Europa führenden Anbieter von Gebührenverwaltungslösungen für Bereitsteller von Telekommunikation.

Was ist 3G?

Fast alle Handybesitzer telefonieren derzeit noch über die zweite Generation von Mobilfunknetzen. Im Unterschied zur ersten Generation ist dieses GSM (Global System for Mobile Communications) genannte System digital. Es baut zur Übertragung statische Kanalverbindungen auf, was für die Übermittlung von Dateninhalten von Nachteil ist. Deshalb setzen die Weiterentwicklungen, 2,5G oder GPRS (General Packet Radio Service) und der 3G-Standard UMTS (Universal Mobile Telecommunications System), auf die paketvermittelte Übertragung, wie sie aus IP-Netzen bekannt ist. UMTS ist darüber hinaus mit einer Bandbreite von derzeit 384 Kbit/s auch wesentlich schneller als GSM. HAF

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