Wann und wie kommt der Aufschwung für den PC-Markt?

14.11.2002
Gartner-Analyst Brian Gammage hält nichts von Jammern. Bis mindestens Mitte 2003 hält die PC-Marktkrise an und sollte als notwendiger Läuterungsprozess zum Wohle der Industrie und des Marktes gesehen werden.

Der PC ist nun 21 Jahre alt und damit ein gereiftes Produkt. Dennoch glauben einige, dass die Bäume ewig in den Himmel wachsen, meint Gartner-Analyst Brian Gammage auf dem Gartner Symposium vergangene Woche in Cannes.

Die Ende 2000 einsetzende PC-Krise bereitete den Träumen von steilem Wachstum und garantierten hohen Margen ein jähes Ende und leitete einen Wendepunkt ein, der ganz heilsam war und zum Wohle der Industrie und der Verbraucher so kommen musste, betont Gammage. Viele Hersteller müssten nun lernen, ihre Kosten in den Griff zu bekommen und ihre Geschäftsmodelle zu überdenken.

Gartner sieht den erhofften Aufschwung nicht vor Mitte 2003. Aber wenn sich der Markt erholt, dann wird die PC-Nachfrage vom Anwendernutzen getrieben. Denn die Zeiten, da die Hardware den Softwareanforderungen hinterhereilte, seien längst vorbei. Im Gegenteil: Der "Hase" CPU-Leistung wird der "Schildkröte" Betriebssystem und Software in Zukunft immer mehr davonrennen. Das bedeutet aber, dass sich auch die Replacement-Cyclen vergrößern. So planen viele Unternehmen derzeit, statt nach drei erst nach vier Jahren einen Generationswechsel mitzumachen. Und das rückt die Käufer den Herstellern gegenüber in eine wesentlich bessere Position als früher. Denn die Hauptabsatzgebiete der Welt seien nun mal die schon weit gehend gesättigten Märkte Nordamerikas, Westeuropas und Japans.

Und wer hier langfristig bestehen will, dem wird laut Gammage gar nichts anderes übrig bleiben als die Kosten zu senken und sich über Services zu profilieren. Das gelte für die Hersteller ebenso wie für den Fachhandel, zumal sich gerade dort die Hardware-Margen immer mehr gegen Null bewegen. Den "Kistenschiebern" komme damit in Zukunft höchstens die Rolle als Logistikunternehmen und verlängerter Arm der Industrie zu.

Es gelten neue Spielregeln für den PC-Markt

Sollte sich der Markt in der zweiten Hälfte 2003 wieder erholen, müssen sich die Hersteller an geringere Wachstumszahlen und neue Spielregeln gewöhnen. Um hier an der Spitze zu bleiben, seien enorme Investitionen nötig, die einige Unternehmen nicht allein schultern können. Die Konsolidierung in Form von Fusionen, Firmenkäufen und Kooperationen im großen Stil wird sich daher laut Gammage noch fortsetzen. Seine Prognose für die Zukunft bis 2005 lautet, dass sich zwei oder drei große PC-Hersteller zusammenschließen werden, um eine globale Marktmacht mit einheitlichen Produkten aufzubauen. Mindestens drei der heutigen Top-Ten-Anbieter werden dann aus dem Wettbewerb ausscheiden.

Da keine Killer-Applikation in Sicht ist, müssen die Hersteller sich aber auch über den Preis bemühen, bei den Unternehmen kürzere Austauschzyklen zu erreichen. 2004 werden laut Gartner 75 Prozent der Unternehmen für 85 Prozent ihrer Mitarbeiter nur alle vier Jahre den Desktop-PC austauschen. Dabei werden langfristig gesehen frisches Design und innovativere Architekturen eine wesentlich größere Rolle bei der Kaufentscheidung spielen.

"2005 wird der serielle Bus die PC-Architektur dominieren", erklärt Gammage und verweist auf die Vorteile, die da wären: mehr Geschwindigkeit, weniger Datenfehler, größere Zuverlässigkeit und neue, kleinere Formfaktoren sowie Verdopplung der Bandbreite ohne Extra-Kosten. Schnellere Übertragungswege auf Chip-Ebene wie PCI Express (ab 2003) und Hyper-Transport würden neue Möglichkeiten der PC-Architektur eröffnen.

www.gartner.com

ComputerPartner-Meinung:

Wenn Gartner Recht behält, dann sollten die Hersteller bereits jetzt massiv in innovativeres Design investieren. Denn damit ließe sich für die Industrie und den Handel unter Umständen auch die Margensituation verbessern. (kh)

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