Warum Comics-Heilbronn Insolvenz anmelden musste

21.11.2002
Mit der ehemaligen Gerich Datenverarbeitung GmbH in Heilbronn musste ein weiteres Systemhaus Insolvenz anmelden. Das Tischtuch zwischen den Gesellschaftern ist zerschnitten, man verkehrt nur noch über die Anwälte miteinander. Grund des Zerwürfnisses: ein völlig zerrüttetes Vertrauensverhältnis - und Geld.

Wie ComputerPartner-online bereits am 13. und 14. November berichtete, hat Ralf-Ulrich Kaste, Chef des Systemhauses Comics in Karlsruhe, Insolvenz für die Comics Informationssysteme Heilbronn-Hohenlohe GmbH in Bretzfeld Waldbach angemeldet. Kaste und sein Kompagnon Christian Müller hatten sich im Mai vergangenen Jahres an der damaligen Gerich Datenverarbeitung GmbH beteiligt, um so das ins Trudeln geratene Unternehmen zu sichern. Firmengründer Robert Gerich blieb als Geschäftsführer und Gesellschafter an Bord.

Wie Kaste gegenüber ComputerPartner sagte, stellte sich in diesem Jahr heraus, dass das Unternehmen Gerich in einer wesentlich schlechteren Verfassung war, als Robert Gerich ursprünglich dargestellt hatte. "Wir sind getäuscht worden. Das Unternehmen war ein Sanierungsfall, und nach und nach tauchten immer neue Altlasten auf", sagt Kaste. Um das Unternehmen zu retten, einigten sich die Gesellschafter vor wenigen Wochen auf eine Finanzspritze, doch Gerich machte nach Angaben vonKaste einen Rückzieher. Daraufhin beantragte Kaste die Insolvenz für Comics-Heilbronn.

"Die Vorwürfe gegen mich weise ich zurück", sagte Gerich im Gespräch mit ComputerPartner. Mehr möchte er zu diesem Thema aber öffentlich nicht sagen. "Das wird sicherlich an anderer Stelle ausführlich verhandelt werden", meint er. Gerich, seit immerhin 18 Jahren im Geschäft und in seinen besten Zeiten Chef von 50 Mitarbeitern, prüft derzeit mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter, unter welchen Bedingungen sich das Unternehmen mit seinen noch 20 Angestellten fortführen lässt. "Was mich froh macht, ist die Tatsache, dass viele unserer Kunden uns signalisiert haben, dass sie gerne auch weiterhin mit uns zusammenarbeiten wollen", sagt er.

Comics-Chef Kaste befürchtet nun, dass die Meldung über die Insolvenz von Comics-Heilbronn auf die gesamte Gruppe negativ abstrahlt. Daher betont er, dass Comics-Heilbronn keine Tochter der Comics Informationssysteme GmbH sei. Das ist zunächst ein wenig überraschend, da der gesamte Außenauftritt einen anderen Eindruck vermittelt. Richtig ist, dass nicht die Comics Informationssysteme GmbH an der ehemaligen Gerich Datenverarbeitung GmbH beteiligt ist, sondern die beiden Comics-Geschäftsführer Kaste und Müller. Kaste legt daher Wert darauf, dass es sich hierbei um ein Einzelproblem einer Firma handelt, die man im Nachhinein ein wenig zu früh in Comics umfirmiert habe. Der Comics-Gruppe gehe es vergleichsweise sogar gut. Der Umsatz liege über Vorjahr, und im zweiten Halbjahr sei man wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt, sagte Kaste. Für keine der Comics-Gesellschaften bestehe auch nur die geringste Insolvenzgefahr, betonte er. Comics hat im August dieses Jahres mit dem Hamburger Systemhaus Comline fusioniert; beide Unternehmen arbeiten derzeit daran, die Firmen zu verschmelzen.

www.comics.de

www.comlineag.de

ComputerPartner-Meinung:

Die Vorwürfe des Comics-Managements gegen den ehemaligen Partner Robert Gerich sind heftig. Im Prinzip läuft es darauf hinaus, dass Gerich sie betrogen haben soll. Damit werden sich sicherlich die Gerichte befassen. Freuen kann sich über die Insolvenz niemand - auch die Konkurrenz nicht. Denn wann immer das Wort "Insolvenz" in Verbindung mit "IT-Branche" oder "Systemhaus" auftaucht, zucken die Banker in Deutschland zusammen. (sic)

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