Warum Compunet-Chef Johannes Meier seinen Job kündigte

27.03.2003
Drei Monate nach der Übernahme durch Computacenter verliert Compunet seinen bisherigen Chef:Johannes Meier will kein CEO und Vorstandssprecher mehr sein. Der Manager bleibt dem Unternehmen zwar in beratender Tätigkeit erhalten, will sich künftig aber hauptsächlich gesellschaftspolitischen Aufgaben widmen.

Vergangene Woche gab die CC Compunet überraschend einen Wechsel an der Spitze bekannt: Johannes Meier, bislang CEO und Vorstandssprecher im Unternehmen, wechselt ab 1. April in den Aufsichtsrat und übergibt damit die Verantwortung für das operative Geschäft an Kay Schwabedal. Der Nachfolger kam 1998 als Geschäftsführer Vertrieb zu Compunet. 2000 wurde er zum Vorstandsmitglied ernannt und 2002 zum COO, war damit zuletzt Finanzchef des Unternehmens. "Er ist mein natürlicher Nachfolger", sagt Meier.

Mit seinem Rückzug hat allerdings niemand gerechnet. Meier genießt schließlich selbst bei den Wettbewerbern den Ruf, ein fähiger Manager und Stratege zu sein. Und auch das neue Mutterhaus teilte offenbar diese Meinung: Als Compunet Ende 2002 von der britischen Computacenter übernommen wurde, gab es jedenfalls keinerlei Anzeichen für den sonst üblichen Führungswechsel. "Es ist sicher, dass der Vorstand in der jetzigen Besetzung weitermachen wird", sagte damals auch Johannes Meier.

Der Abschied war von langer Hand geplant

Dabei war ihm zu diesem Zeitpunkt schon bewusst, dass er nicht mehr lange an der Spitze von Compunet stehen würde: "In meiner Lebensplanung war eine weitreichende Veränderung schon länger vorgesehen", so Meier heute. Um die Crew nicht zu verunsichern, habe man einen so harten Einschnitt direkt nach der Übernahme jedoch vermieden. Inzwischen sei im Unternehmen natürlich bekannt, dass er zurücktreten werde, so Meier. "Bei uns gilt die Priorität, dass die Mitarbeiter im Hause informiert werden und nicht in irgendwelchen Chat-Rooms von bevorstehenden Entwicklungen erfahren."

Nicht mehr als CEO und Vorstandssprecher zu arbeiten sei eine "100-prozentig persönliche Entscheidung" gewesen, beteuert Meier. Mit einer angeblichen Anordnung vom Mutterhaus habe das Ganze nichts zu tun. Die soll es nämlich gegeben haben, wird in der Branche gemunkelt, auch wenn die Tatsache, dass Meiers Nachfolger aus den eigenen Reihen kommt und nicht von Computacenter eingesetzt wurde, nicht ganz in das Schema passen will.

Dafür ist aber die Berufung des Noch-Chefs in den Aufsichtsrat eine Abwicklung nach Branchenstandard: Dem Wechsel folgt üblicherweise eine kurze Ruhepause; erst wenn sich die Wogen geglättet haben, heuert man beim nächs-ten IT-Unternehmen an. Über den künftigen Werdegang von Johannes Meier wird deshalb auch schon kräftig spekuliert, vor allem der Name Bechtle taucht in diesem Zusammenhang auf.

Kein Interesse an neuem IT-Arbeitgeber

Johannes Meier wird diese Branchenkenner wohl schwer enttäuschen. Denn der Manager ist weder an Bechtle noch an irgend-einem anderen Systemhaus oder Dienstleister interessiert. Der Compunet-Chef, der als einer der wichtigsten Manager im IT-Handel gilt, wird seiner Branche den Rücken kehren: "Ich möchte mein Wissen und mein Können künftig im Nonprofit-Sektor einbringen", sagt Meier. "Ein neuer Posten in der IT-Industrie kommt für mich nicht mehr in Frage."

Compunet wird auf Meier aber so schnell nicht verzichten müssen: "Ich stehe dem Unternehmen weiterhin 150-prozentig loyal gegenüber, werde als Aufsichts-rat strategische und beratende Aufgaben übernehmen", so der Manager. Allerdings soll das mittelfristig wohl eher ein Teilzeitjob werden. Meier möchte sich künftig vor allem im gesellschaftspolitischen Bereich engagieren. Das könnte eine Dozententätigkeit an einer Universität sein oder auch die Tätigkeit für eine Stiftung, konkrete Pläne hat Meier noch nicht, aber "ich werde sicher nicht den Rest meines Lebens im Aufsichtsrat sitzen".

Nach Geld und Macht strebt der 39-Jährige nach eigenem Bekunden nicht: "Ich bin in der glücklichen Situation, eine gewisse Unabhängigkeit zu haben." Meier will sich für gesellschaftlich relevante Themen engagieren und hält den Zeitpunkt für genau richtig: "Ich bin der Meinung, wenn ich damit erst mit 60 Jahren anfange, kann ich nicht mehr viel bewegen."

Der Nachfolger widmet sich europäischen Plänen

Seinen Nachfolger hat Meier frühzeitig ausgewählt und auf den neuen Posten vorbereitet. Kay Schwabedal und Johannes Meier haben zudem einiges gemeinsam: Beide haben ihre Wurzeln bei McKinsey, begannen auch beinahe zeitgleich ihre Karriere bei Compunet. "Man könnte sagen, wir haben die gleiche Schule durchlaufen", so Meier.

Schwabedal, zuletzt als Chief Operating Officer (COO) tätig, berichtet künftig an Mike Norris, Chief Executive Officer der Computacenter plc. Gemeinsam wollen beide die Integration von CC Compunet in die auf IT-Dienstleis-tungen spezialisierte Computacenter-Gruppe vorantreiben. Eines der ersten gemeinsamen Projekte wird der europaweite E-Shop sein, weitere Themen sind Business- und Service-Development und die Supply-Chain-Aktivitäten.

"Computacenter und Com-punet absolut kompatibel"

"Das Schöne ist, dass Computacenter und Compunet absolut kompatibel sind", so Schwabedal. "Wir werden gemeinsam noch aggressiver als bisher auf den Markt gehen und neue Kunden für uns gewinnen." Mit der aktuellen geschäftlichen Situation sei man derzeit aber ohnehin zufrieden: "Die Lage ist gut, die Stimmung ist sehr gut." Für 2003 erwartet Schwabedal dennoch eine weitere Konsolidierung des Marktes: "Es sind nicht mehr die großen, sondern die mittleren und die kleinen Häuser, die in diesem Jahr aussteigen. Und wir werden von dieser Entwicklung profitieren." (mf)

www.compunet.de

Lesen Sie dazu auch den Kommentar auf Seite 8.

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