Warum Computer Associates# Produktstrategie scheitern muss

19.07.2001

"Drei mal sechs macht vier widdewiddewitt und drei macht neune, ich mach# mir die Welt widdewidde wie sie mir gefällt ...." - die Anfangszeilen des Pippi-Langstrumpf-Titelsongs (hier nur ein "wenig verändert") fielen mir gleich ein, als ich letzte Woche in Orlando die "neue Produktstrategie" von Computer Associates (CA) beigebracht bekam. (Siehe auch Artikel auf Seite 10.) War es nur die räumliche Nähe zu Disney World, die mich an meine Kindheit erinnerte, oder doch eher der naive Glaube des CA-Präsidenten, Sanjay Kumar, alles was man sich vornimmt, auch schaffen zu können?

Dessen "Drei-mal-sechs"-Aussage war wohl so zu verstehen, das CA sowohl Software für Informationen (eins), als auch für Prozesse (zwei) und Infrastruktur (drei) anbietet. Die Zahl sechs kommt von den sechs Fokussen des Unternehmens und daraus gehen dann bei CA tatsächlich vier "Brands" (Marken) hervor. Alles klar? Bei dem sechsfachen Fokus handelt es sich um ein einzigartiges optisches Phänomen. Man kennt es von Jahrmärkten, wo man in Kaleidoskope reinschaut, und darin eine bunte Welt aus sich ständig verändernden geometrischen Objekten bewundern kann. Genauso in allen Farben und Formen schillernd kommen mir die Produkte von Computer Associates vor. Mal gehören sie diesem, ein anderes Mal jenem Bereich an.

War zumindest die System-Management-Lösung Unicenter bis dato eine feste Größe bei CA (ein "Brand"), wird nun die Speicherverwaltung dem Fokus "Storage" mit dem zweiten Brand "Brightstor" zugeschlagen, und der Bereich Security (dritter Brand "Etrust") ebenfalls aus dem System-Management herausgelöst. Warum CA sich ausgerechnet in diesem heiß umkämpften Markt engagieren muss, konnten mir die Verantwortlichen nicht plausibel machen. Es gibt wahrhaftig bedeutendere Mitspieler auf dem Antivirensoftware-Markt, als dass sich auch dort noch Computer Associates tummeln müsste.

Mit der vierten CA-Marke "Jasmine" verhält es sich noch viel komplizierter. Steht dieser Brand nun für Portallösungen, Wissensmanagement, Analyse- und Visualisierungssoftware oder doch eher für E-Business? Bei den ersten vier Begriffen herrscht sogar innerhalb der Company selbst heilloses Durcheinander, sie werden je nach Gusto dem einen oder anderen Fokus zugeordnet. Wie man so etwas seinem Kunden oder Partner begreifbar machen kann, wird wohl für immer ein Geheimnis von Chairman Wang und CEO Kumar bleiben.

Ich bin mir sicher, den alten Spruch: "Schuster, bleib bei Deinen Leis-ten" werden die New Yorker eben früher oder später doch beherzigen, und sich auf ihre Kernkompetenz Systemmanagement, wo sie in der Tat mit Unicenter ein exzellentes Produkt anbieten und gleichzeitig Marktführer sind, konzentrieren müssen. Vielleicht passiert dies bereits am 29. August, sollte es Sam Wyly tatsächlich gelingen, auf der Aktionärsvollversammlung die Kontrolle über die Company zu erlangen. Momentan sieht es zwar nicht danach aus, aber der Plan der früheren Sterling-Chefs, CA in vier unabhängige Divisionen zu zerschlagen, macht schon Sinn - mehr zumindest, als aus einer "Drei-mal-sechs-Strategie" vier Brands und 1.200 Produkte zu extrahieren.

Ronald Wiltscheck

rwiltscheck@computerpartner.de

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