Führungskräfte brauchen feine Antennen

Warum Emotionen-Killer kontraproduktiv sind

12.02.2009
Emotionen zeigen - das ist im Beruf vielfach verpönt. Wer dies trotzdem tut, wird schnell als "Weichei" abgestempelt. Markus Hornung zeigt auf, warum diese Haltung falsch ist.

Gefühle spielen beim menschlichen Miteinander in Unternehmen eine große Rolle. Deshalb brauchen Führungskräfte feine Antennen für offen und versteckt artikulierte Emotionen.

Dienstagnachmittag. Der Führungskreis eines mittelständischen IT-Unternehmens tagt. Debattiert wird, wie der Mittelständler auf die aktuelle Wirtschaftsflaute reagieren sollte. Ein Vorschlag lautet: den Verkäufern niedrigere Abschlussprämien bezahlen. Da ergreift Vertriebsleiter Mayer das Wort und sagt erregt: "Das geht nicht. Sie können unseren Vertriebsleuten doch jetzt, wo sie ohnehin wenige Abschlüsse tätigen, nicht auch noch die Prämien kürzen. Das ..." Doch bevor der Vertriebsleiter sein Votum begründen kann, fällt ihm der Firmeninhaber ins Wort und sagt. "Herr Mayer, jetzt kriegen Sie sich mal wieder ein. Wir müssen alle den Gürtel enger schnallen - auch Ihre Mitarbeiter."

Ähnliche Situationen erlebt man in Unternehmen oft. Immer wieder registriert man in ihnen: Wenn Mitarbeiter Gefühle zeigen und sich für eine Sache auch emotional engagieren, wird dies von ihren Gesprächspartnern als unangemessen erachtet oder als Schwäche interpretiert. Doch nicht nur das! Die Mitarbeiter werden zudem oft mundtot gemacht mit Aussagen wie

- "Nun lassen Sie uns mal sachlich bleiben" oder

- "Jetzt malen Sie nicht gleich den Teufel an die Wand!"

Die Tatsache, dass eine Person Gefühle zeigt, wird also als Legitimation genutzt, um sich mit ihrem Anliegen nicht ernsthaft zu befassen und zuweilen auch als taktisches Instrument, um sie ins Abseits zu manövrieren.

Und zeigt eine Person regelmäßig Gefühle? Dann wird sie schnell in eine Schublade gesteckt, aus der es nur schwer ein Entrinnen gibt. "Ach, die Müller, die reagiert wie viele Frauen schnell hysterisch." Oder: "Ach, der Mayer, der macht aus jeder Mücke einen Elefanten."

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