Einschätzung von IDC

Warum hat Microsoft Skype gekauft?

Wafa Moussavi-Amin ist Analyst und Geschäftsführer bei IDC in Frankfurt. In seiner Funktion als Geschäftsführer verantwortet Wafa Moussavi-Amin seit Oktober 2004 die Strategie und Geschäftsentwicklung der International Data Corporation (IDC) in Deutschland und der Schweiz, seit 2013 zeichnet er zudem verantwortlich für die Region Benelux.

Nutzen für den Kunden

Was bedeutet das für die Verbraucher? Gehen die Telefongebühren bei Skype in die Höhe? Für Skype Nutzer ändert sich wahrscheinlich nicht viel. Nach Meinung von IDC hat Microsoft Skype aufgekauft, um sich die Technologie, den Markennamen und die ziemlich große Nutzerbasis von Skype durch Integration mit Microsoft Produkten und Services zunutze zu machen. Wenn Microsoft es schafft, diese Strategie gut umzusetzen, dürften viele Microsoft Produkte durch Skype telefonie-tauglich werden und die Skype Benutzerkennung nutzen, so dass die Anwender ihre Kommunikationsoptionen ausbauen und vereinfachen können.

Dabei muss Microsoft allerdings Vorsicht walten lassen: Es könnte durchaus passieren, dass Skype-Nutzer sich dagegen sträuben, dass ihre personenbezogenen Daten gesammelt und für andere Produkte genutzt werden.

Letztlich liegt es in Microsofts Interesse, Skype auch weiterhin kostengünstig und allgemein verfügbar zu machen: Gehen die Preise in die Höhe, könnten die Konsumenten in Scharen zu konkurrierenden Diensten wie Google oder Vonage überlaufen.

eBay, Teil 2?

Welche Risiken sind mit der Akquisition verbunden? eBay hatte so seine Schwierigkeiten als Skype-Eigentümer, in den vier Jahren von 2005 bis 2009 mit Skype auch tatsächlich Geld zu machen. Ursprünglich sollte Skype ja als Konnektivitätsplattform zwischen Händlern und Kunden zum Einsatz kommen. Doch dieser Plan ging nicht auf.

Im Rückblick waren wohl die Synergie-Effekte zu gering. IDC geht davon aus, dass Microsoft bei der Integration der Skype-Technologie in seine zahllosen Produkte und Services, um diese zu stärken, mehr Erfolg beschieden sein wird. Dennoch bestehen erhebliche Risiken in Bezug auf die Umsetzung und die Technologie. Microsoft ist eine sehr große, komplexe Organisation mit einer Vielzahl von Geschäftseinheiten, die sich alle proaktiv um Synergien mit Skype bemühen müssen, um den Wert dieser Akquisition wirklich voll auszuschöpfen.

Skype wiederum muss lernen, wie es Microsoft im Ganzen und all diese Geschäftseinheiten im Einzelnen "missionieren" kann, und zwar von einem anderen Kontinent aus, auch wenn es seit 2010 eine Skype-Niederlassung in Palo Alto/Kalifornien gibt. Hinzu kommt, dass die Skype-Technologie und die Peer-to-Peer Architektur der Software für Microsoft im Unternehmenseinsatz einige Herausforderungen mit sich bringt, denn aufgrund der nicht prognostizierbaren Auslastungsmuster und von Sicherheitsbedenken wird Skype hier oft nicht zur Nutzung zugelassen.

Microsoft muss die Software unter Umständen modifizieren, um diesen Bedenken seiner Unternehmenskunden entgegenzutreten, bevor Skype auch für Anwendungsszenarien im Unternehmensumfeld voll genutzt werden kann. Und diese Integration wird eine Zeit dauern.

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