Warum sind die Briten fast doppelt so gut?

12.08.2004
Deutschland und Großbritannien sind die einzigen PC-Märkte in Europa, die von der Größe her annähernd vergleichbar sind. Der britische Markt ist laut IDC fast doppelt so stark gewachsen wie der deutsche. Berechtigte Frage: Was läuft da anders? Von ComputerPartner-Redakteur Klaus Hauptfleisch

Der deutsche PC-Markt ist laut Marktforscher IDC im zweiten Quartal mit 12,7 Prozent mehr Systemen als im Vorjahr auch ganz ordentlich gewachsen, hat sich aber nicht so gut entwickelt wie der britische. Denn im Vereinigten Königreich wurden in drei Monaten 1,87 Millionen Desktop-PCs, Notebooks und PC-Server (Deutschland 1,76 Millionen) verkauft, ein fast doppelt so hohes Plus von 21,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Die Rückkehr zu zweistelligem Wachstum in beiden Ländern zeigt, dass das lang ersehnte PC-Replacement in den Unternehmen ins Rollen gekommen ist. Während deutsche Unternehmen sich bei den Ausgaben immer noch zügeln, lässt eine um 19,6 Prozent gestiegene Nachfrage nach Desktop-PCs in Großbritannien erahnen, dass die Unternehmen dort übermäßig stark zu dem Wachstum beigetragen haben. In Deutschland ist der Desktop-Markt mit 15,6 Prozent insgesamt und 18,4 Prozent im Corporate Segment zwar auch gut zweistellig gewachsen, aber eben nicht so stark wie in Großbritannien, wo sich der Desktop-Absatz innerhalb eines Jahres verdreifacht hat. Und das ist laut IDC die eigentliche Erfolgsstory in dem Inselkönigreich. Eine starke Nachfrage aus dem SMB- und Endkunden-Segment hat dort aber auch die Notebook-Verkäufe beflügelt. Konnte der deutsche Notebook-Markt im zweiten Quartal im Jahresvergleich um 22,1 Prozent wachsen, waren es in Großbritannien 24,3 Prozent.

In Deutschland lag die Steigerungsrate im Consumer-Segment nur bei 3,8 Prozent, in Großbritannien hat die Migration zu Windows XP die Desktop-Verkäufe in dem Segment um 8,7 Prozent angehoben, die Notebook-Verkäufe stiegen dort dank großer Retail-Nachfrage sogar um 43,6 Prozent.

Dabei kann die Dixon Group, der größte Retailer in Großbritannien, die Retail-Preise praktisch völlig allein diktieren. Daran müssen sich auch die Direktanbieter messen und geraten unter Preisdruck. Ein Beispiel ist Dells jüngstes Angebot von 499 Pfund (756 Euro) für ein Notebook.

Dieses Angebot allein erklärt natürlich nicht, warum Dell in UK doppelt so stark gewachsen ist wie der Markt und sich mit einem Anteil von 25,7 Prozent vor HP an die Spitze setzen konnte.

Die Fiorina-Company kam nur auf ein Stückwachstum von 12,2 Prozent und rutschte mit 21 Prozent Marktanteil auf Platz zwei ab. IBM legte mit 48 Prozent Absatzplus zwar kräftiger zu als Dell, kam aber mit Platz drei nur auf einen Marktanteil von 5,5 Prozent. Mit 163,8 Prozent das stärkste Wachstum unter den Top Fünf konnte FSC für sich behaupten und landete mit fünf Prozent Marktanteil vor NEC CI auf Platz vier.

Meinung des Redakteurs

Viele der wirtschaftlichen und sozialen Reformen, die Deutschland bevorstehen, haben andere Länder wie Großbritannien, die Niederlande, Dänemark und Schweden schon hinter sich. Das schafft mehr Planungssicherheit sowohl für die Unternehmen als auch die privaten Verbraucher, die bei uns fehlt. Und das dürfte wohl ein wesentlicher Grund sein, warum der PC-Markt UK fast doppelt so schnell angesprungen ist als bei uns.

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