"Was das Oktoberfest für München ist, wird die Channel World Expo für den ITK-Handel"

07.02.2002
Zum ersten Mal findet in diesem Jahr eine Messe exklusiv für den ITK-Handel statt: die "Channel World Expo" in Offenbach. Veranstalter ist die Computerwoche Verlag GmbH in München. Die ComputerPartner-Redakteure Damian Sicking und Cornelia Hefer wollten vom "Erfinder" dieser Messe, ComputerPartner-Verlagsleiter Alessandro de Bochdanovits, wissen, warum der Händler die Messe besuchen soll.

Gehen Sie in diesem Jahr eigentlich noch zur Cebit?

de Bochdanovits: Natürlich. Warum fragen Sie?

Weil wir den Eindruck haben, dass die Cebit für die Händler nicht mehr so attraktiv ist. Vor allem, weil kaum noch ein Distributor dort zu finden ist.

de Bochdanovits: Ich glaube schon, dass die Cebit für die ITK-Händler nach wie vor interessant ist. Man darf nicht vergessen, dass die Cebit nach wie vor die weltweit größte ITK-Messe ist. In diesem Jahr sollen 8.100 Firmen in Hannover ausstellen. Man kann nirgendwo anders so komprimiert so viele Leute treffen. Auch der Handel nicht.

Trotzdem findet in diesem Jahr zum ersten Mal eine weitere Messe statt, die Channel World Expo. Es ist eine Messe nur für den ITK-Handel. Nun kann man sagen: Noch eine Messe, ist das denn wirklich nötig?

de Bochdanovits: Natürlich ist sie nötig. Sie ist vor allem deshalb nötig, weil die Cebit zwar die Produkte relativ komplett abbildet, aber kaum mehr die Möglichkeit bietet, Gespräche zu führen, deren Themen über das reine Produkt hinausgehen. Viele der Hersteller sind mit dem Personal, das sie abstellen können - auch gerade Channel-Leute -, einfach überfordert, die Besucherströme zu bewältigen. Und der Cebit-Besucher aus dem Handel hat es ja auch nicht leicht, dort seinen richtigen Ansprechpartner zu finden. Das alles ist bei unserer Messe anders, sie ist auf die Bedürfnisse des Handels zugeschnitten.

Mit anderen Worten: Sie gehen davon aus, dass für eine solche Messe Bedarf besteht.

de Bochdanovits: Sonst würden wir sie nicht machen.

Woher wissen Sie das?

de Bochdanovits: Aus einer Vielzahl von Gesprächen mit Handelsunternehmen, aber auch mit Herstellern und Distributoren. Der gemeinsame Tenor war, dass das Umfeld einer Cebit nicht als optimal empfunden wird. Es ist einfach zu laut, es ist zu voll, es sind nicht die richtigen Leute greifbar. Darüber hinaus haben uns die Ergebnisse mehrerer im vergangenen Jahr durchgeführten Händlerbefragungen bestätigt, dass dieser Bedarf besteht.

Die Channel World Expo findet Ende April statt, knapp sechs Wochen nach der Cebit. Warum ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt?

de Bochdanovits: Wir wollen damit zum einen denjenigen Händlern, die sich auf der Cebit über neue Produkte informiert haben, recht zeitnah die Gelegenheit geben, mit Herstellern und Distributoren Gespräche über den Vertrieb dieser Produkte zu führen. Zum anderen ist es ja so, dass sehr, sehr viele Händler den Weg nach Hannover aus den genannten Gründen gar nicht mehr finden werden. Sie haben die Möglichkeit, sich gleich auf der Channel World Expo über die Zusammenarbeit mit Herstellern und Distributoren zu informieren.

Warum Offenbach?

de Bochdanovits: Das Messegelände Offenbach liegt nur 200 Meter von der Stadtgrenze Frankfurt entfernt. Und Frankfurt liegt verkehrstechnisch in der Mitte Deutschlands. Die Messe ist also von nahezu jedem Ort Deutschlands aus in längstens drei bis dreieinhalb Stunden erreichbar, sodass ein Besuch der Channel World Expo mit An- und Abreise innerhalb eines Arbeitstages, vielleicht eines etwas längeren Arbeitstages, erreichbar ist.

Warum soll ein Händler auf die Messe gehen?

de Bochdanovits: Auf der Channel World Expo sind nur Aussteller, die im indirekten Kanal tätig sind. Und an den Ständen begegnet der Händler den Channel-Verantwortlichen der Hersteller. Der zweite große Aspekt ist der, dass bisher bereits vier der großen sechs Distributoren fest gebucht haben, und diese vier findet man auf der Cebit nicht.

Wie ist bisher die Resonanz der potenziellen Aussteller, sprich Hersteller und Distributoren?

de Bochdanovits: Durchweg sehr positiv. Wir haben zur Cebit 2001 begonnen, die Meinungen abzufragen, und ich habe damals nur zwei sehr skeptische Stimmen eingefangen, und beide skeptische Stimmen haben bereits gebucht. Es sind natürlich noch viele Hersteller, die in der Entscheidungsphase sind. Die laufenden Gespräche deuten darauf hin, dass wir das erreichen, vielleicht sogar übertreffen, was wir uns vorgenommen haben.

Und was haben Sie sich vorgenommen?

de Bochdanovits: Wir wollen irgendwo zwischen 80 und 100 Aussteller haben.

Wer hat denn schon zugesagt?

de Bochdanovits: Unter anderem die Firmen Canon, Fujitsu Siemens, Tobit, ADI, Iiyama, Adobe, Ingram Macrotron, Peacock, COS und NT-Plus. Und noch einige mehr.

Mit der Akcent AG hat sich eine große Händlerkooperation entschlossen, den eigenen Kongress im Rahmen der Channel World Expo stattfinden zu lassen. Wie kam das zustande?

de Bochdanovits: Akcent führt in diesem Jahr seinen IT-Fachhandelskongress zum sechsten Mal durch. Die ursprüngliche Terminplanung sah vor, dass der Akcent-Kongress eine Woche vor unserer Messe stattgefunden hätte. Da haben Akcent-Chef Frank Garrelts und ich uns zusammengesetzt und eine sehr sinnvolle Lösung gefunden. Vor allem auch, um das Reiseaufkommen der Fachhändler zu begrenzen. Der Akcent-Kongress bestand in den vergangenen Jahren aus zwei Komponenten, die eine Komponente war eine kleinere Ausstellung, die andere war der Kongress selbst. Der Kongress findet nun im Rahmen der Channel World Expo statt, und die angeschlossene Ausstellung ist die Channel World Expo selbst.

Wäre es nicht sinnvoll, wenn auch die Distributoren ihre eigenen Kongresse auf die Channel World Expo verschmelzen?

de Bochdanovits: Aus Sicht der Händler wäre es durchaus sinnvoll und auch wünschenswert, eine große Veranstaltung im Frühjahr zu haben, um sich auf das kommende Geschäftsjahr vorzubereiten. Das muss aber nicht immer mit den Vorstellungen der einzelnen Distributoren zusammenpassen. Jeder Distributor hat ja seinen eigenen Grund, warum er eine eigene Veranstaltung durchführt.

Wird auf der Channel World Expo über die Ausstellung hinaus noch etwas geboten, etwa Vorträge, Workshops oder Partys?

de Bochdanovits: Es wird einen Vortragsbereich geben, über dessen unterschiedliche Themen ich im Detail heute aber noch nicht Auskunft geben kann. Zum Punkt Party möchte ich gerne Lothar Späth zitieren, der auf einer Veranstaltung der "Computerwoche" sagte: "Die Party ist vorbei, der Kater hat ausgeschlafen, jetzt wird gearbeitet."

Was muss der Händler zahlen, wenn er die Messe besuchen will?

de Bochdanovits: Grundsätzlich muss der Händler nichts bezahlen, wenn er sich im Vorfeld anmeldet. Das ist auf den unterschiedlichsten Wegen möglich, er kann das unter www.channelworldexpo.de tun oder per Fax. Wir überprüfen dann, ob er tatsächlich ein Fachhandelsunternehmen ist, und nach der Überprüfung wird ihm dann eine Eintrittskarte zugesandt. Wenn er diese Möglichkeit der Vorabanmeldung nicht nutzt, müssen wir ihn vor Ort mit einem Eintrittsgeld von 50 Euro belasten.

Wie wollen Sie denn sicherstellen, dass ausschließlich Händler auf die Messe kommen?

de Bochdanovits: Ich denke durchaus behaupten zu dürfen, dass es unser Brot- und Buttergeschäft ist, diese Selektion sicherzustellen. ComputerPartner selbst geht schließlich ebenfalls nur an qualifizierte Fachhändler, und wir greifen zum einen auf eine sehr große Datenbank zurück, und zum anderen haben wir im Laufe der Jahre die Instrumentarien entwickelt, um auch vor Ort zügig und sicher entscheiden zu können, ob jemand dazugehört oder nicht.

Und mit wie viel Besuchern rechnen Sie?

de Bochdanovits: Wir rechnen mit durchschnittlich 1. 500 Besuchern pro Tag. Aufgrund unserer Handelsbefragungen liegen wir mit dieser Erwartung sogar eher im konservativen Bereich.

Wann ist die Messe für Sie ein Erfolg?

de Bochdanovits: Sie ist für uns ein Erfolg, wenn wir die von mir vorher genannten Einstiegsgrößen erreichen, also wenigstens 80 Aussteller und 4.500 Besucher.

Welche mittel- oder langfristigen Ziele verfolgen Sie mit der Messe?

de Bochdanovits: Das langfristige Ziel ist, dass die Channel World Expo eine jährliche Muss-Veranstaltung für jeden Fachhändler in Deutschland wird.

Also was das Oktoberfest für München ist, soll die Channel World Expo für den IT-Handel werden.

de Bochdanovits: Mindestens.

Channel World Expo

Facts & Figures

Wann? 25. bis 27. April 2002

Wo? Messegelände Offenbach

Öffnungszeiten: 10 - 18 Uhr

Kosten: keine bei Vorabregistrierung, am Veranstaltungstag 50 Euro

Veranstalter: Computerwoche Verlag GmbH

Ideeller Träger: ComputerPartner

weitere Infos: www.channelworldexpo.de

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