Was für ein Geschwätz!

29.07.2004

ComputerPartner

Bundesministerium der Justiz

Frau Brigitte Zypries

Mohrenstraße 37

10117 Berlin

Was für ein Geschwätz!

Sehr geehrte Frau Zypries,

finden Sie diese Diskussion um die Gehälter der Bosse auch so öde? Die Tageszeitungen sind ja derzeit voll davon. Logisch, dass auch Sabine Christiansen am vergangenen Sonntag nach dem "Tatort" das Thema durchhechelte. Sie selbst, sehr geehrte Frau Ministerin, saßen ja auch in der Runde, und zumindest auf mich machten Sie den Eindruck, dass Sie das Geschwafel ziemlich überflüssig finden.

Eingeladen hatte man Sie ja wegen der Forderung von Weltverbesserern an die Politik, man müsse die Manager-Gehälter per Gesetz deckeln. Meine Frühstückszeitung, der "Münchner Merkur", wollte bereits in Erfahrung gebracht haben, dass sich bei der Bundesregierung "ein Gesetz gegen gierige Manager" im Planungsstadium befinde. Dummes Zeug, sagen Sie. Bei Aktiengesellschaften sei es Sache der Aktionäre, über die Bezüge ihrer Vorstände zu entscheiden. Bei GmbHs ist die Sache anders: Hier wacht bekanntlich das Finanzamt darüber, dass sich die Geschäftsführer nicht zu viel überweisen.

Sicher ist bei den Vergütungsmodellen der Spitzenmanager noch Optimierungspotenzial. Vor allem ärgerlich: der "Goldene Handschlag" beim Rausschmiss, nachdem der Manager vorher Mist gebaut hatte.

Das Problem dieser Diskussion liegt darin, dass sie immer mit dem Gerechtigkeitsbegriff unterlegt ist. "Ist es gerecht, dass Manager das 100fache, das 200fache oder das 300fache eines Angestellten verdienen?" Was für eine öde Frage! Es geht hier nicht um Gerechtigkeit. Es geht um Leistung. Von mir aus dürfen Wirtschaftskapitäne das 1000fache eines Angestellten verdienen, wenn sie es hinkriegen, dass sich die Firma gut entwickelt und Mitarbeiter, Eigentümer und auch die Gesellschaft als Ganze an dieser positiven Entwicklung partizipieren.

Mich erinnert diese Diskussion an ein Erlebnis während meiner Studentenzeit. Damals regte sich der AStA - also sozusagen der Betriebsrat der Studenten - mächtig darüber auf, dass der Betreiber unserer Mensa einen Porsche fuhr, und forderte die Ablösung dieses "Ausbeuters und Kapitalisten". Dazu ist zu sagen, dass das Essen in der Mensa recht gut war. Die Universitätsverwaltung hatte dann irgendwann die Nase von dem AStA-Drängen voll und setzte einen neuen Mensa-Betreiber ein. Der bekam dann weniger Geld und fuhr einen Ford-Taunus, dafür war das Essen aber auch ungenießbar. Wegen mir hätte der vormalige Mensa-Betreiber auch zwei Porsche gleichzeitig fahren können, solange er uns gutes Studentenfutter anbietet.

Für Politikerinnen und Politiker gilt im Übrigen das Gleiche: Von mir aus können sie Millionen verdienen, wenn sie einen guten Job machen.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

Zur Startseite