Was geht, Alter?

23.08.2001
Mit 50 in die IT-Rente: Golfen, squashen, Trübsal blasen?

Bei all den Hiobsbotschaften um das vermeintliche Wirtschaftsarmageddon in und um der ersten Welt, geht einem der Blick für die wahren Sommerlochthemen manchmal verloren. Beliebt ist die IT-Spezies aus den Vorachtundsechzigern, die anhand eines Telexstreifens, das war ein Kommunikationsmittel des letzten Jahrhunderts, dessen Inhalt entziffern konnten. Es geht um die Lochkartenstanzer, die Ex-Magnetbandumleger in den Rechenzentren deutscher Großunternehmen. Die einen schafften den Sprung ins Management, siehe unter Leute heute, leiteten als anerkannte, jedoch weit überschätzte IT-Manager neue Unternehmen im sekundären IT-Wirtschaftswunder der neunziger Jahre. Die anderen, zum Teil mit echter Ahnung, waren im Job unverzichtbar und hängen heute noch an ihren AS/400 rum, weil das so schön langsam ist. Qualifizierte Trainer als Möglichkeit zur Weiterbildung waren und sind Mangelware. Die Erfolge der schweineteueren externen Seminare und Schulungen werden oft bezweifelt; hier ist eine Marktlücke für IT-Grufties. Das Gegenstück dazu, ein willenlos geldgeiles Jungvolk, drängt auf Jobs, die all das verlangen, was die U35 nun überhaupt nicht hat. Verantwortung, langfristiges Planungsvermögen, Erfahrung, analytisches und phantasievolles Denkvermögen, sind die Klippen, über die früher oder später jeder dieser Möchtegernstrategen springt. Was dabei herauskommt, und nicht nur hinten oder unterm Strich, ist das handfeste Chaos, in das sich die Weltwirtschaft derzeit selbst manövriert. Ein Betrieb ohne Seniorchef hat es genauso schwer wie ein Jugendzentrum in Selbstverwaltung. Es braucht ein paar graue Haare zur Bestätigung der Gehirntätigkeit, ein paar Falten für die Erfahrungen des Lebens. Die Zeiten, in denen man mit einem Batchprogramm Millionen scheffeln und sich Software-Guru nennen konnte, sind vorbei. Just in Time ist für das Verkehrswesen vielleicht sinnvoll, die IT braucht jetzt Strategien, Konsistenz, Verlässlichkeit. Vor allem mangelt es an einer intelligenten Kontrolle der Firmen- und Personalpolitik. Schnell rein, reich werden und raus ist etwas für Zocker. Erst nach zwei oder drei Jahren zeigt sich die Qualität einer Managertätigkeit, da melken viele bereits das nächste Unternehmen. Schnell, jung, reich und schön bezeichnet auch die kurze Hype der New Economy. Die Jungen haben schon einiges drauf, doch Management sollte ein paar Jahre Praxis voraussetzen, innerhalb des Unternehmens.

Mein Fazit: Die besten Führungskräfte wachsen im eigenen Unternehmen heran, und das dauert seine Zeit. Wer auf die "Senioren" ab 40 verzichtet, verschenkt überlebenswichtige Erfahrung und Kompetenz!

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist Fachhändler in Rheinland-Pfalz.

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