Recyclinganlage in Thurnau

Was mit leeren HP-Tintenpatronen passiert

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
HP sammelt leergedrucke Tintenpatronen durch ein Rücknahmesystem wieder ein. Was dann mit den Behältern geschieht, konnte ChannelPartner in der HP- Recyclinganlage in Thurnau beobachten.

Leere Patronen für Tintenstrahldrucker und Tonerkassetten für Laserdrucker gehören nicht auf den Müll. Sie enthalten wertvolle Kunststoffe und Metalle, die als Rohmaterial für neue Produkte dienen können. Um dies möglich zu machen, müssen die verbrauchten Behälter eingesammelt und verwertet werden.

Leergedruckte HP-Tintenpatronen werden in Thurnau geschreddert. Die gewonnen Rohstoffe können dann wiederverwertet werden.
Leergedruckte HP-Tintenpatronen werden in Thurnau geschreddert. Die gewonnen Rohstoffe können dann wiederverwertet werden.

Nahezu jeder Druckerhersteller bietet für seine Original-Verbrauchsmaterialien Rücknahmesysteme an. Bei HP erfolgt dies im Rahmen des Planet Partners Programms. In Europa landen die retournierten Tintenpatronen in einem Recycling-Werk im fränkischen Thurnau. Die Tonerkartuschen gehen nach Frankreich.

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Beim HP-Recycling Partner PDR werden die Tintenpatronen zunächst nach Typ sortiert. Das erleichtert später die sortenreine Trennung der Rohstoffe. Dann werden die Behälter in kleine Teile geschreddert. In einem Schwimm-Sink-Becken werden feste und flüssige Bestandteile getrennt. Die Tinte wird destilliert und konzentriert. Die leichten Bestandteile wandern in einen Presscontainer, die schweren sinken auf den Boden. Eine Förderschnecke transportiert diese in die Zentrifuge. Tinte und die leichten Bestandteile werden später in einem anderen Betrieb verbrannt.

Nur Neuware soll hohe Qualität garantieren

Die Schwerfraktion wird in der Förderschnecke mit destilliertem Wasser gewaschen. In der Zentrifuge wird sie wieder getrocknet und auf das nächste Förderband gegeben. Die gesäuberten und getrockneten Teile gehen in verschiedene Metallabscheider. Zuerst wandert der Stahl in einen Container, das Edelmetall wird in Fässern gesammelt. In einer zweiten Stufe trennt ein Unterdruckgebläse die Leichtfraktion in Big Bags ab. Die gereinigte Plastikfraktion fällt in eine Förderschnecke und wird ebenfalls in Big Bags verpackt.

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Mit diesem aufwändigen Verfahren lässt sich eine möglichst hohe Quote an sortenreinem Material zurückgewinnen. Allerdings ist das Verfahren aus Umweltgesichtspunkten eher ein Down-Cycling, denn aus einem fertigen Produkt wird verlustbehaftet wieder Rohstoff. Die bei vielen HP-Patronen verwendete Bauart mit eingebautem Druckkopf erfordert zudem mehr Elektronikbestandteile in der Patrone als bei reinen Tintenbehältern, was den Trennungsprozess kompliziert.

Andere Druckerhersteller wie Brother arbeiten gebrauchte Tonerkassetten wieder auf und bringen sie als Neuware erneut auf den Markt. Siegfried Dewaldt, Sustainability Country Manager DACH bei HP, führt aber Qualitätsgründe ins Feld, die nur Neuware garantieren könne. Auch bei Tintenpatronen gibt es längst Nachfüllsysteme, beispielsweise von Epson, die den Einsatz von rohstoffintensiven Elektronikteilen in den Patronen erheblich reduzieren. HP hat auf dem World Partner Forum "Reinvent" im März 2019 in Houston unter dem Namen "Neverstop" ein neues Tonerkonzept angekündigt, bei dem Kartuschen mit einem Nachfüll-Kit wieder aufgefüllt werden können. Dieses soll allerdings nur in Schwellenländern erhältlich sein.

Zumindest hilft das Rücknahmesystem, dass die Wertstoffe in den leeren Patronen und Kartuschen nicht verloren gehen. Und für HP hat es sicher noch einen angenehmen Nebeneffekt: Damit werden die Behälter dem Refill-Markt entzogen und man macht es den Refillern schwerer, an die begehrten leeren Supplies-Kartuschen zu kommen.

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