Was nun, Mr. Microsoft?

13.04.2000
Warum es Bill egal ist, ob es ein oder zwanzig Microsofts gibt

In einer Stunde hundert Milliarden vergeigt, wenn das Dagobert Duck noch erlebt hätte. Gott sei Dank war das ja nur virtuelles Geld, eher Ausdruck einer Bewertung. Das haben anscheinend die Infineon- und T-Online-Neubörsianer auch noch nicht ganz gecheckt. Eine Firma im Börsenwert von 400 Millionen kann morgen nur noch 40 oder weniger wert sein. Die wahren Werte setzen sich derzeit - wieder einmal zuerst - in den USA durch. Flucht aus den überzogenen und durch nichts Greifbares aufzuwiegenden Internet-Werten in traditionelle, ruhigere Industrie, Freizeit- und Bankenwerte. Mitauslöser: der Spruch der US-Richter, dass das Gates-Imperium ein böses sei. Also ich kenne da ein paar Gemeinden, die würden sich freuen, wenn der Firmensitz von Microsoft bei ihnen wäre. Goodbye Redmond, hello Rheinland-Pfalz. Die Aufteilung von Microsoft ist meiner Meinung nach längst von Billy organisiert. Nach den besten Mäusen und Joysticks, dem fortschrittlichsten Browser, einer Spielekonsole in der Schublade, den Rechten an was weiß ich wie vielen Bildern, Filmen, Spielen und dem erfolgreichsten SoftwarePortfolio der Welt kann jedes dieser Microsoft-Produkte allein eine Firma ernähren. Dank dem Status quo des von ihm gepuschten Internet ist es vollkommen egal, wo das Hauptquartier ist oder ob es eines gibt. Nicht egal sollte es Amerika sein, wo der erfolgreichste Sprössling der europäischen Exkolonie seine Steuern abliefert. Würde ich so geärgert, mein Laden könnte auch in Moskau, Peking oder gleich in Bangalore stehen. Oder im schönen Finnland - mit Mr Linux am Kamin auch am nördlichen Polarkreis endlich Pinguine dealen -, auch Irland hat seine Reize. Sollten diese Überlegungen bei den Richtern und der obersten Finanzbehörde angekommen sein, könnte ich mir ein anderes Ergebnis in der Berufung vorstellen. Einen Goldesel wegzujagen, kann sich selbst das wiedererstarkte Amerika nicht leisten. Und wen interessiert schon Netscape oder Wordperfect. Was passiert im Rest der Welt, bei den Banken, Autokonzernen, Waffenproduzenten? Wer spricht das Recht in einem Land, in dem Kinder zum Tode verurteilt werden, Sklaverei und Völkermord bis heute nicht gesühnt sind, wo Sex verboten ist und Psychosekten erlaubt sind? Jedenfalls nicht das Volk, denn das wählt weiterhin Microsoft!

Mein Fazit: Wenn Bill Gates an Macht gelegen wäre, würde er sie gebrauchen. Stattdessen erfüllt er sich und uns einen Traum, das Wissen der Welt auf Knopfdruck für alle und erschwingliche weltweite Kommunikation.

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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