Was sich bei Azlan und Tech Data für Partner mit der Integration ändern wird

28.08.2003
Für die Branche kam die Übernahme im Februar wie ein Paukenschlag: Tech Data kaufte Azlan für die stolze Summe von 235 Millionen Dollar - in Cash. Danach hüllten sich beide Parteien in Stillschweigen. Erste Details der Integration für den deutschen Markt gaben Tech-Data-Geschäftsführer Marcus Adä und Azlan-Manager Werner Kühn vergangene Woche im Gespräch mit ComputerPartner bekannt.

In der Distributionsszene wurde in den vergangenen Monaten viel spekuliert. Man wartete auf Ankündigungen, was Tech Data denn nun mit Azlan anstellen wird. Erste Änderungen - für die deutschen Partner - gab der Konzern vergangene Woche bekannt. Erstaunlich dabei: Die von Insidern befürchtete und von Outsidern prognostizierte "Bulldozer-Integration" scheint auszubleiben. Tech Data fasst seine teure Akquisition - bis auf weiteres - mit Samthandschuhen an.

Auf den Punkt gebracht heißt das: Azlan wird in der Tech-Data-Gruppe eine Ausnahme bilden, "eine eigene Region", wie es ein Unternehmenskenner beschreibt. "Langfristig können wir uns rein strukturell für Azlan ein ähnliches Modell wie für unsere VAD-Tochter Midrange im Konzern vorstellen", erklärt Marcus Adä, frisch gebackener FrontofficeGeschäftsführer von Tech Data Deutschland, gegenüber ComputerPartner. Der Manager weiß, wovon er spricht: Schließlich führte er als Frontmann die VAD-Tochter knapp drei Jahre.

Auf die Ausnahmestellung der Neuerwerbung pocht auch Werner Kühn, General Manager bei der Azlan GmbH: "Der Azlan-Brand sowie bewährte Strukturen bleiben europaweit erhalten." Gemeint sind damit neben profanen Äußerlichkeiten wie das schwarz-gelbe Logo auch interne Berichtsstrukturen: So wird die deutsche Azlan-Geschäftsführung weiterhin nach UK reporten. Erst Azlan-CEO, Peter Bertram, berichtet dann an Tech-Data-Europachef Graeme Watt.

Dennoch wird es Änderungen auf lokaler Ebene geben - zum Beispiel für den deutschen Markt: so genannte Korrekturen beziehungsweise eine klare Abgrenzung bei der Zielgruppen-Ausrichtung von Tech Data und dem Netzwerkdistributor.

Netzwerkbereich wechselt zur Azlan GmbH

Neben der Azlan GmbH, die sich seit dem 1. August wieder voll auf ihr Kerngeschäft, die Enterprise-Partner, fokussiert, geht die Tech-Data-Geschäftseinheit "Networking & Communication" (Netcom) unter Leitung von Kim Ziogas, der bisher das Cisco-Geschäft bei Tech Data Deutschland verantwortete, zu Azlan. Neben Ziogas wechseln auch die Netcom-Mitarbeiter in den Verantwortungsbereich des Netzwerkdistributors (siehe dazu Grafik). Wie viele Mitarbeiter das sind, will Tech-Data-Manager Adä - ganz im Sinne der US-Mutter - nicht verraten.

Die Netcom-Abteilung wird bei Azlan in erster Linie SMB-Partner und Lieferanten betreuen, die eigene Produktserien für den Retail-Kanal anbieten, wie D-Link oder AVM. Hersteller wie Cisco, die verschiedene Zielgruppen über ihr Produktspektrum adressieren, sollen sowohl bei Azlan als auch in der Broadline-Organisation weiter vertreten bleiben.

"Die Kunden werden weiterhin mit ihren gewohnten Ansprechpartnern zusammenarbeiten", versichert Adä. Letztendlich wolle man damit dem Händler die Wahl lassen, in welcher Tech-Data-Organisation er einkauft. Personelle Änderungen an der Vertriebsfront solle es aufgrund der neuen Zuordnung nicht geben, betont Azlan-Manager Kühn ausdrücklich. Denn beim Punkt Kundenüberschneidung "rede man höchstens von einer Hand voll Partner", ergänzt Adä. Mit Midrange gebe es dagegen keine Überschneidungen.

Personell bleibt es allerdings weiter spannend: Zum - laut Branchenkennern inzwischen besiegelten - Wechsel von Erich Gläser in die Azlan-Deutschland-Geschäftsführung heißt es von Seiten Kühns nach wie vor: "Kein Kommentar." Auch welchen Job der General Manager dann wahrnehmen wird, bleibt bis zum 1. September noch ein Geheimnis. Laut eigener Aussage wird er nach seinem Urlaub die Position, die auf seiner Visitenkarte steht, wahrnehmen: General Manager Networking Division

www.azlan.com

www.techdata.de

ComputerPartner-Meinung

Mit seiner teuren Neuerwerbung Azlan geht Tech Data äußerst vorsichtig um - anders als damals bei der Computer-2000-Integration. Die Absicht dabei ist klar: Der Preis, den der Broadliner für den einzigen europaweit aufgestellten Netzwerkdistributor bezahlt hat, war hoch. Hoch qualifizierte Mitarbeiter mit entsprechenden Kundenkontakten und exklusiven Lieferantenverträgen im Highend-Bereich wurden von der US-Mutter teuer bezahlt. Jetzt geht es darum, diese Investition zu schützen: Mitarbeiter und Kunden zu halten, Lieferanten fröhlich zu stimmen. Wie sich das Ganze letztendlich im Alltagsgeschäft einschleifen wird, bleibt abzuwarten. (ch)

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