BPMN 2.0

Was sind die aktuellen Trends im BPM?

Als CEO von Camunda, einem Anbieter von Software zur Prozessautomatisierung, ist Jakob Freund verantwortlich für die Vision und Strategie des Unternehmens. Neben einem MSc in Informatik ist er Co-Autor des Buches „Real-Life BPMN“ und ein gefragter Referent auf Technologie- und Branchenveranstaltungen.

BPMN 2.0 hat sich durchgesetzt

Das Besondere an BPMN 2.0 ist, dass sich die visualisierten Geschäftsprozesse aus der Notation auch sofort ausführen lassen. Dazu dienen "Process Engines". Die Grafik "Beispielprozess Bestelleingang" auf der Seite 13 zeigt die - stark vereinfachte - Modellierung eines so abbildbaren Prozesses:

  • Nach Erhalt der Bestellung (zum Beispiel über einen Online-Shop) wird diese erst einmal geprüft.

  • Diese Prüfung ist ein "User Task"; das bedeutet, dass der Mitarbeiter ein To Do in seiner Aufgabenliste erhält.

  • Nach erfolgter Prüfung wird die Bestellung entweder bestätigt oder abgelehnt. Die angeheftete Uhr zeigt an, dass die Prüfung durch den Mitarbeiter maximal fünf Tage dauern darf. Nach Ablauf dieser Frist wird der Vorgang eskaliert.

  • Bis auf den erwähnten User Task sind alle weiteren Aufgaben "Service Tasks" (erkennbar an den Zahnrädern). Hier wird also ein IT-System über eine Schnittstelle aufgerufen, um die jeweilige Aufgaben zu erledigen.

  • Die Leistung der Process Engine besteht darin, das BPMN-2.0-Diagramm abzuarbeiten. Dazu muss sie nicht nur Aufgaben zuweisen und IT-Systeme aufrufen, sondern auch die Einhaltung der Fristen überwachen.

Das Beispiel deckt selbstverständlich nur einen Bruchteil der Möglichkeiten von BPMN 2.0 ab. Trotzdem wird der Nutzen der neuen Notation schnell ersichtlich. Das hat auch Marko Lehn, Teamleiter Software Engineering bei Zalando, festgestellt: "Unsere in BPMN 2.0 modellierten Prozesse werden direkt ausgeführt, was die Verständigung zwischen Fachabteilungen und Entwicklung erleichtert und die Entwicklungszyklen verkürzt."

Ein weiterer Vorteil dieses Ansatzes: Die vergleichsweise leicht verständlichen BPMN-Diagramme lassen sich im Betrieb nutzen, um Laufzeitinformationen auszuwerten. Damit können sie zum Beispiel den aktuellen Stand und Fortschritt eines Geschäftsvorgangs oder die aufgetretenen Fehler sichtbar machen.

BPMN 2.0 eignet sich gleichzeitig, die betrieblichen Abläufe unabhängig von IT-Umsetzungen zu dokumentieren. Auch deshalb hat sich der Standard in den letzten fünf Jahren weltweit durchgesetzt und wird heute für alle Aspekte des Geschäftsprozess-Managements erfolgreich eingesetzt.

Beispielprozess Bestelleingang (stark vereinfacht):

Zur Startseite