Städte-Ausflug mit Laptop und Smartphone

Was taugen Gratis-WLANs?

Dr. Harald Karcher ist freier Autor in München. Er testet mobile Geräte vom Handy bis zum Laptop und mobile Netze von WLAN bis zu LTE.

Gratis-WLANs helfen Nutzern und Anbietern

Dem WiFi-Nutzer können Gratis-WLANs beim Kosten-Sparen helfen, besonders im Ausland, wo ansonsten hohe Roaming-Kosten für die Datennutzung per Mobilfunk entstehen können. Auf Sicherheits- und Abhör-Risiken muss im Zeitalter von NSA wohl kaum noch extra hingewiesen werden. Wer kann, sollte daher unter anderem verschlüsselte Verbindungen über SSL oder VPN in offenen WLAN-Hotspots bevorzugen.

Aber auch dem WiFi-Betreiber können Gratis-WLANs Vorteile bringen: So buchen manche Gäste nur noch Hotels, die kostenloses WLAN bieten. Die Wiener Beispiele zeigen außerdem, dass WLANs zudem einen Marketing- und Werbeeffekt auf potenzielle neue Gäste haben können, besonders im Bereich Gastronomie und Tourismus: Mit guten WLAN-SSID-Namen kann man künftige Kunden auch spontan in die Geschäfte locken, etwa in ein Café mit Gratis-WLAN.

Die Wiener WLAN-Firma Unwired Networks wirbt Gewerbetreibende sinngemäß mit der folgenden Idee: Sparen Sie sich die Anzeigen auf Facebook und spannen Sie lieber einen Gratis-WLAN-Hotspot auf, aus dem die Gäste selber Fotos und Videos in die ganze Facebook-Welt hinaus posaunen können. Im Zweifel bringt das mehr Werbeeffekt und kostet weniger. Außerdem können einige WLAN-Betreiber auch Bewegungsdaten und Besucherströme in ihren WLAN-Hotspots analysieren. Je größer und zusammenhängender diese WLAN-Hotspot sind, desto interessanter die Auswertungen: Wann und woher kam der Besucher in die WLAN-Wolke? Wohin geht er? Wie lange verweilt er an welcher Position, vor welchem Schaufenster, auf welcher Etage?

Wien-WLAN versus München-WLAN

In München hat die Stadtverwaltung das Thema Gratis-WLAN zentral und professionell in die Hand genommen. Seit 2013 bietet sie WiFi-Hotspots zusammen mit den Münchener Stadtwerken SWM, dem Stadtportal muenchen.de und dem Telekommunikations-Anbieter M-Net.

Verbindungs-Qualität und WLAN-Speed am Odeonsplatz, Marienplatz und Karlsplatz München waren in unseren Tests haushoch besser als an den ebenfalls extrem belebten Wiener Fokuspunkten Café Sacher/Staatsoper, Stephansplatz/Stephansdom und Heldenplatz/Hofburg. In beiden Städten dienen die Gratis-WLANs auch dem Städte-Marketing und der touristischen Service-Qualität, in München sicherlich schon mehr, als in dem wunderbaren Wien.

Unter dem Aspekt der Kanal- und Frequenz-Optimierung wären zentral geplante Gratis-WLANs auf sehr belebten Plätzen viel günstiger als ein wildes Durcheinander von Firmen-WLANs teils bekannter und teils unbekannter Betreiber mit äußerst unterschiedlicher WLAN-Expertise und dementsprechend heftigen Interferenzen, also gegenseitigen Störungen durch ungeschickte oder gänzlich fehlende Kanal-Optimierung.

Hotspots von 11b bis 11ac

Die in Wien und München getesteten WiFi-Netze funkten fast durchwegs im Modus 11g oder 11n, einige auch noch im alten Modus 11b. Kein einziger Hotspot funkte per August 2014 aber schon im jüngsten Gigabit-WLAN-Standard 802.11ac. Derart moderne AC-Hotspots findet man bereits im Kempinski Hotel Mall of the Emirates in Dubai oder im Kempinski Emirates Palace in Abu Dhabi. Beide Luxus-Hotels haben jeweils Hunderte von 11ac-AccessPoints des WLAN-Spezialisten Aruba Networks verbaut. Derart kompromisslose 11ac-Rollouts sind zurzeit noch teuer und entsprechend selten anzutreffen. First-Class-Hotels hatten allerdings schon immer die modernsten WiFi-Hotspots, weil sie sich dort am schnellsten amortisieren. So auch in München, und zwar schon seit August 2001: Etwa im Kempinski Hotel Vier Jahreszeiten, dem damals allerersten öffentlichen WLAN-Hotspot in ganz Deutschland. Der User musste anfangs noch 150 Deutsche Mark für 24 Stunden WLAN bezahlen.

WLAN-Technik für 2,4 und 5GHz

Per August 2014 konnten wir folgende Technik-Lieferanten aus der WiFi-Luft der analysierten Plätze in Wien und München auslesen: Alfa, Alpha, Arcadyan, Astaro (derweil Sophos), AVM, Cisco, Edimax, Enterasys (derweil Extreme Networks), FON, Fortinet, Huawei, Lancom, Netgear, Ruckus, Samsung, Sphairon (derweil ZyXEL), Swyx, TP-Link, Ubiquiti: und fast jeder WLAN-AccessPoint stört fast jeden Anderen im 2,4GHz-Frequenz-Dschungel. Da grenzt es schon fast an ein Wunder, dass die Gratis-WiFi-Zellen der Stadt München trotzdem eine so überzeugende Surf-Power bieten konnten. Einer der Gründe dafür: Die M-WLANs nutzen neben 2,4GHz auch schon das relativ saubere 5GHz-Spektrum. Dort gibt es weniger Funkstörungen alias Interferenzen als im überfüllten 2,4GHz-Band. Der Nachteil: Nicht alle Handys und nicht alle Laptops, vor allem ältere Modelle, können schon auf WLAN-11n bei 5GHz hochschalten.

Trotz aller aufgezeigten Nachteile von wild durcheinander funkenden Public-WLANs, gerade im Vergleich zum ganz stark durchgeplanten LTE-Mobilfunk, ist eine weitere Verbreitung kostenloser WiFi-Hotspots sicher wünschenswert: auch und gerade für jene Bürger und Besucher aus Nah und Fern, die sich hier keine üppigen Mobilfunk-Flatrates leisten können oder leisten wollen. (mb)

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