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Der höchste Berg Nordamerikas liegt in Alaska. Er hatte in den letzten 270 Jahren mehrere Namen - wurde aber seit 1975 als ein Akt des Respekts vor den Traditionen der Ureinwohner Alaskas von der Geographie-Behörde des Staates Alaska wieder mit dem Namen in den Karten geführt, mit dem diese ihn einst bezeichnet hatten: Denali - was in der athabaskischen Sprache treffend "großer Berg" heißt.
Donald Trump hat ihn mit einem Dekret zu seiner Amtseinführung angeordnet, den Berg in offiziellen Dokumenten wieder als "Mount McKinley zu bezeichnen - also den Namen wieder zu verwenden, der von 1917 bis 1975 in den USA gebräuchlich war und an den ehemaligen US-Präsidenten William McKinley erinnerte.
Mas die McKinley-Begeisterung über Trumps Zoll-Politik verrät
Reine Nostalgie eines alten Mannes? Nein. McKinley war während seiner Zeit als Mitglied im Repräsentantenhaus Wortführer einer strikten Schutzzollpolitik und vertrat damit die Wünsche der ihn unterstützenden Industriellen. Als Präsident (1897 bis 1901) änderte er seine Meinung etwas, unterschrieb aber dennoch eine Gesetzesvorlage zur Erhöhung der Einfuhrzölle. Und er führte sein Land 1898 in den Spanisch-Amerikanischen Krieg (1898).
Mit diesem Krieg verabschiedeten sich die USA von der 1823 aufgestellten "Monroe-Doktrin" (die sich Einmischung der Europäer in Amerika verbat, dafür die Interessen der USA aber auch auf Amerika beschränkte) und formulierten erstmals in ihrer Geschichte imperialistische Ansprüche - die sie dann gegenüber Spanien auch gleich durchsetzen. Der Krieg endete damit, dass Spanien für 20 Millionen Dollar alle Ansprüche auf Kuba aufgab und Puerto Rico, die benachbarten Spanischen Jungferninseln sowie die Philippinen und die Pazifikinsel Guam an die Vereinigten Staaten abtrat.
Auswirkungen auf den IT- und Elektronikhandel
Angesichts der Äußerungen von Donald Trump zu Zöllen, Grönland und seiner anerkennende Worte für den republikanischen Präsidenten McKinley hinterlässt dieser historische Rückblick 2025 gemischte Gefühle. Am Wochenende ergänzte Trump seine Argumentation in Bezug auf Zölle um einen weiteren Aspekt: Während einer Rede in Las Vegas, brachte er als Gegenfinanzierung für die Besteuerung von Trinkgeldern (die er abschaffen will), Zölle wie zur zeit von Präsident McKinley ins Gespräch: "Die Schutzzölle brachten so viel Geld ein. Zu ihrer Zeit von 1870 bis 1913 waren wir am reichsten."
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Mit der 1913 eingeführten Einkommenssteuer habe der Staat nicht mehr "andere" sondern die "eigenen Leute" bezahlen lassen. Die betrug übrigens ab dann zunächst 1 Prozent auf Einkommen über 3.000 Dollar. Der Rückfall der US-amerikanischen Zollpolitik unter Trump ins 20. oder sogar 19. Jahrhundert scheint also unaufhaltsam. Und er wird unweigerlich auch den IT-Handel treffen.
René Petri, Senior Vice President bei Proxima, einem zu Bain & Company gehörenden, auf Beschaffungsthemen spezialisierten Beratungsunternehmen, etwa sagt: "Sollte US-Präsident Trump die annoncierten neuen Zölle umsetzen, hätte dies deutliche Auswirkungen auf den IT- und Elektronikhandel. Besonders elektronische Komponenten wie Halbleiter würden sich erheblich verteuern, was wiederum die Produktionskosten für Elektronikgeräte wie Smartphones und Laptops spürbar erhöhen würde. Diese Mehrkosten würden schlussendlich an die Verbraucher weitergegeben. Auch deutsche Unternehmen blieben von solchen Entwicklungen nicht verschont, da sie stark von globalen Lieferketten abhängig sind und steigende Preise in ihre Kalkulationen einfließen lassen müssten."
Auch wenn noch unklar ist, wie die Änderungen ausfallen, werfen sie schon ihre Schatten voraus. Petri erklärt: "Bereits durch die Unsicherheit über mögliche Zollanpassungen ist zu erwarten, dass viele Unternehmen Investitionsentscheidungen - auch in IT-Dienstleistungsverträge oder -Anschaffungen - vorerst aufschieben."
Bundestagswahlen und US-Zölle - die zwei großen Unbekannten
Ähnliche Sorgen äußerte auch Joe Turner, Global Director for Research & Business Development beim Marktforschungsunternehmen Context, in seinem Vortrag bei der Vergabe der Channel Ecellence Awards 2025 am 23. Januar in München. Bei seinem Ausblick auf den IT-Handel 2025 in Deutschland prognostizierte er insgesamt ein Wachstum gegenüber dem Vorjahr von 1 Prozent - sah aber den Ausgang der vorgezogenen Bundestagswahl und mögliche US-Schutzzölle gegenüber Europa als die beiden Aspekte, die die Prognose gefährden könnten.
Auch Beschaffungs-Experte Petri sieht erhebliche Gefahren: "IT-Händler spüren also von zwei Seiten Druck: Werden die neuen Zollvorschriften und Exportbeschränkungen umgesetzt, steigen die Produktionskosten, was eine anhaltende Inflation befeuern könnte, während gleichzeitig die Endkundennachfrage durch Arbeitsplatzunsicherheiten und wirtschaftliche Zurückhaltung sinkt."
Welche Strategien zur Vorbereitung René Petri Unternehmen empfiehlt, lesen Sie auf der nächsten Seite.