Emotionale Erschöpfung

Was tun mit Burn-out-gefährdeten Mitarbeitern?

07.03.2011
Führungskräfte sind keine Therapeuten. Trotzdem können sie helfend eingreifen, sagt Joachim Simon.

Wie können Führungskräfte verhindern, dass sie selbst oder ihre Mitarbeiter in einen Burn-out-Zustand geraten? Und wie sollten sie sich verhalten, wenn Mitarbeiter Burn-out-Symptome zeigen? Joachim Simon, Führungskräftetrainer aus Braunschweig, gibt Antworten auf diese Fragen.

? Warum kämpfen heute mehr Männer und Frauen als früher mit einem Burn-out?

Simon: Die Ursachen, warum mehr Menschen in einen Zustand emotionaler Erschöpfung mit reduzierter Leistungsfähigkeit geraten, sind vielfältig. Eine Ursache ist die veränderte Arbeitswelt. So dominiert heute zum Beispiel in vielen Bereichen eine komplexe Projektarbeit mit vielen, häufig unvorhersehbaren Risiken. Diese Unvorhersehbarkeit kann ein Gefühl von Ohnmacht auslösen. Daneben gibt es gesellschaftliche Gründe.

Vielen Menschen fehlen private Unterstützer

? Welche sind das?

Simon: Zum Beispiel die steigende Zahl der Kleinstfamilien und Singlehaushalte. Vielen Menschen fehlen heute private Unterstützer, die sie in Stress-Situationen entlasten.

? Sind Führungskräfte stärker als "normale" Mitarbeiter von einem Burn-out bedroht?

Simon: Ja und nein. Die meisten Führungskräfte befinden sich in einer Sandwichposition, in der sie von vielen Seiten mit Erwartungen konfrontiert werden. Das erhöht ihren Arbeitsdruck. Zudem haben sie in der Regel mehr und komplexere Aufgaben als Fachkräfte. Zugleich haben aber gerade Männer und Frauen in gehobenen Führungspositionen im Laufe ihrer beruflichen Biografie meist Strategien entwickelt, um mit Stress konstruktiv umzugehen. Sie sagen bei Misserfolgen zum Beispiel: "Okay, es hat zwar nicht geklappt, aber ich habe mein Bestes gegeben." Der Misserfolg nagt also nicht an ihrem Selbstwertgefühl. Sie behalten eine positive innere Einstellung. Das beugt dem Gefühl eines Überfordert-Seins vor.

? Wie können Berufstätige sonst noch einem Burn-out vorbeugen?

Simon: Wichtig ist es, darauf zu achten, dass man sich nicht wie ein Hamster im Laufrad dreht und sich das Gefühl verdichtet: Egal, wie sehr ich mich anstrenge, ich schaffe es nicht mehr. Das heißt, wichtig ist es, bildhaft gesprochen, immer mal wieder den Fuß vom Gas zu nehmen und zu reflektieren: Wie bin ich eigentlich unterwegs? Hetze ich nur noch durchs Leben? Was will ich und was tue ich denn eigentlich? Wichtig ist zudem, sich körperlich fit zu halten. Und dann sollte man natürlich auch aktiv werden und an der Situation sowie der eigenen inneren Einstellung arbeiten. Hierbei kann ein Coaching helfen.

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