Nach dem Formatstreit

Was tun mit HD-DVD-Geräten?

25.02.2008
Toshiba gibt die Produktion und die Vermarktung von HD-DVD-Playern und -Rekordern auf. Aber was macht der Handel mit seinen HD-DVD-Vorräten? Wie reagieren, wenn die Kunden die Geräte wieder zurückgeben wollen? Eine Umfrage.

Am 19. Februar 2008 zog Toshiba einen Schlussstrich unter den Formatstreit Blu-ray versus HD-DVD. Das Unternehmen wird Entwicklung, Produktion und Vermarktung von HD-DVD einstellen.

Spätestens seit der Ankündigung von Warner Brothers, HD-DVD nicht mehr zu unterstützen, war vielen klar, dass Blu-ray das Rennen als legitimer DVD-Nachfolger machen wird. Vielen, aber nicht allen. Toshiba, einer der wenigen verbliebenen prominenten HD-DVD-Verfechter, kündigte noch Ende Januar eine europaweite Marketingkampagne an, mit der das "erfolgreiche HD-DVD-Geschäft" noch stärker gepusht werden sollte. Damit wollte der Hersteller "auf den starken Absatz der Player" reagieren. Immerhin seien seit Einführung des HD-DVD-Formats mehr als 200.000 HD-DVD-Player in Europa über den Ladentisch gegangen.

Die Entscheidung liegt beim Kunden

Doch daraus wird nichts mehr. Wir fragten beim Hersteller, bei der Distribution und im Handel nach, was nun mit den HD-DVD-Geräten passiert, die noch auf Lager sind.

Ihre Erfahrungen?

Ende gut, alles gut? Wir bitten Händler, die HD-DVD-Produkte im Angebot hatten und noch haben, uns zu berichten, wie sie diese noch vermarkten werden und wie ihre Kunden auf das Ende von HD-DVD reagieren. Bitte senden Sie ihre Mail an redaktion@ce-business.de

Bei ElectronicPartner, bei Synaxon und bei Amazon.de gibt man sich vollkommen kundenorientiert. Ja, man habe in der ganzen Zeit beide Formate im Programm gehabt, da letztendlich der Kunde entscheide. Spätestens seit dem letztjährigen Weihnachtsgeschäft zeigte sich bei allen ein klarer Trend zu Blu-ray. Für Amazon ist das Geschäft mit HD-DVD-Geräten aber noch nicht vorbei.

Nur eine Handvoll HD-DVD-Geräte

Die IT-Distribution nimmt es gelassen. Actebis Peacock empfindet die Situation weder für sich noch für die Händler dramatisch, da man nur sehr kleine Stückzahlen vertrieben hätte. Und Wolfgang Jung, Director PC Systems, Mobility & Components Group (SMCG) bei Ingram Micro, erklärt beispielsweise, dass die Nachfolge des DVD-Formates bereits seit Längerem in der Diskussion stand.

Die rechtliche Lage

"Von Anfang an war klar, dass nur ein Format - also Blu-ray oder HD-DVD - gewinnen würde", stellt RA Johannes Richard aus Rostock für uns die Rechtslage klar. Die Verwertbarkeit der gekauften Ware liegt somit in der Risikosphäre des Händlers.

Eine rechtliche Anspruchsgrundlage für eine Rückabwicklung des Geschäftes könnte sich gegebenenfalls nur unter dem rechtlichen Gesichtspunkt des sogenannten "Wegfalls der Geschäftsgrundlage" ergeben. Dies ist in § 313 BGB unter der Überschrift "Störung der Geschäftsgrundlage" geregelt. Wenn überhaupt, müsste die Rücknahme von Geräten oder Cashback allein zwischen Einzelhändler und Toshiba geklärt werden. Im Verhältnis Einzelhändler-Großhändler sieht RA Richard keine direkten Anspruchsgrundlagen.

"Entsprechend zurückhaltend war auch das Kaufverhalten unserer Händler", so Jung weiter. "Seit Warner Bros. im Januar dieses Jahres angekündigt hat, HD DVD nicht mehr unterstützen zu wollen, sind die Abverkäufe von Geräten dieses Formates noch einmal zurückgegangen. Für Ingram Micro hat Toshibas Abkündigung von HD-DVD keine Auswirkungen; unser Lagerbestand an HD-DVD-Playern und -Rekordern ist sehr überschaubar. Von Toshiba haben wir noch keine Infos zu eventuellen Geräterücknahmen."

Auch der CE-Großhandel gibt sich ruhig. Berthold Beckmann, Einkaufsleiter bei Brömmelhaupt, berichtet auf Anfrage von CE-Business, man habe sich bisher mehr auf Blu-ray konzentriert und deshalb "nur eine Handvoll" HD-DVD-Geräte verkauft. Auch kenne er keinen CE-Großhandelskollegen, der sich intensiver um dieses Thema gekümmert hätte. Sollte nun jedoch ein Händler HD-DVD-Ware zurückgeben wollen, weil er sie nicht mehr verkaufen könne, würde Brömmelhaupt diesen Händlern schon dabei helfen, falls Toshiba es nicht täte.

Aber das braucht der Großhändler wohl nicht. Frank Eschholz, Business Development & Product Manager Consumer Visual Products bei Toshiba, erklärt gegenüber CE-Business: "Unsere HD-DVD-Player bieten eine vielfach ausgezeichnete Bild- und Tonqualität. Da sie abwärtskompatibel sind, bezieht sich diese nicht nur auf HD-DVD-Medien, sondern auch auf Standard-DVDs. Somit haben Kunden mit einem HD-DVD-Player gleichzeitig einen DVD-Player in absoluter Top-Qualität, und das zu einem äußerst attraktiven Preis. Sollte aber ein Händler Probleme beim Abverkauf haben, werden wir ihn selbstverständlich finanziell unterstützen oder unsere HD-DVD-Player zurücknehmen." (go)

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