Keine Entwarnung nach Flut in Thailand

Wasserpegel normal, Festplatten-Preise hoch

12.03.2012
Die Wassermassen sind längst wieder abgeflossen, doch die Computerbranche spürt die Folgen der Flut in Thailand noch immer: Die Festplatten-Hersteller, die einen Großteil ihrer Geräte in dem Schwellenland produzieren, brauchen noch Monate, um ihre Fabriken wieder auf Vordermann zu bringen. Die Laufwerke bleiben daher bis auf weiteres teuer - nicht nur wegen der Flut.
"Die Branche könnte die Preise weiter höher halten als vor der Flut, weil es weniger Wettbewerber gibt", prognostiziert die Marktforschungsfirma iSupply.
"Die Branche könnte die Preise weiter höher halten als vor der Flut, weil es weniger Wettbewerber gibt", prognostiziert die Marktforschungsfirma iSupply.
Foto: Barracuda

Die Wassermassen sind längst wieder abgeflossen, doch die Computerbranche spürt die Folgen der Flut in Thailand noch immer: Die Festplatten-Hersteller, die einen Großteil ihrer Geräte in dem Schwellenland produzieren, brauchen noch Monate, um ihre Fabriken wieder auf Vordermann zu bringen. Die Laufwerke bleiben daher bis auf weiteres teuer - nicht nur wegen der Flut.
Von Christof Kerkmann (dpa)
Es war die schlimmste Überschwemmung seit Jahrzehnten: Nach den heftigen Monsun-Regenfällen standen ab August 2011 ganze Provinzen von Thailand unter Wasser. Trotz eines Schutzwalls von Millionen von Sandsäcken waren auch Teile von Bangkok überflutet. Hunderte Menschen starben, tausende verloren ihr Heim. Auch die IT-Industrie traf die Katastrophe hart: In der Hauptstadt-Region haben die Festplatten- Riesen und ihrer Zulieferer viele Fabriken. Bald standen die Bänder still. Aller Welt wurde schmerzhaft klar, dass Thailand trotz aller Tourismus-Werbung für buddhistische Tempel und traumhafte Strände ein Land mit großer Industrie ist.

Die Festplatten-Produktion brach ein - nach einer Berechnung des Analysten Tom Coughlin um fast ein Drittel. Von Oktober bis Dezember lieferten die Hersteller weltweit nur 122 Millionen Festplatten (HDD) aus, rund 50 Millionen weniger als im Quartal zuvor. Am schlimmsten traf es Western Digital, zu dem Zeitpunkt Marktführer.

Die Preise für die Laufwerke schossen in die Höhe. Wer im Handel beispielsweise eine externe Festplatte kaufen wollte, zahlte bis zu drei Mal so viel wie zuvor. Dieser dramatische Anstieg hatte aber nicht nur mit der schlechten Versorgung zu tun, sondern auch mit einer "Unsicherheit" über die Zukunft, wie Coughlin betont. Die hohen Preise treffen die gesamte IT-Branche: Festplatten kommen in Geräten wie Videorekordern und PCs zum Einsatz, aber auch in Rechenzentren.

Bis in Thailand wieder alle Bänder laufen, wird noch einige Zeit vergehen. "Erst im September ist die Produktion wieder auf dem gleichen Level wie vor der Flut", sagt Coughlin, der eine Beratungsfirma mit dem Schwerpunkt Datenspeicher betreibt und im internationalen Ingenieursverband IEEE Vizepräsident ist. Für die Reparaturen und den Aufbau neuer Fabriken müssen Western Digital, Seagate und Toshiba viel Geld in die Hand nehmen: Die Investitionen belaufen sich laut Coughlin auf rund eine Milliarde Dollar. Das spüren auch die Käufer.

Zur Startseite