"Heutzutage ist es gefährlicher, einem Online-Kriminellen zum Opfer zu fallen, als in ein Verbrechen auf der Straße verwickelt zu werden", sagt Mikko Hyppönen, Chief Reserch Officer bei F-Secure. Mittlerweile ist jeder Internetnutzer eine potenzielle Beute, denn durch die Internationalisierung des Webs gibt es keine Grenzen mehr, an denen Gangster aufgehalten werden könnten, so Hyppönen im Rahmen der NIS Summer School. Es sei, als ob jeder Cybergangster ein unbegrenztes Freiflugticket hätte.
Die Professionalisierung der Cyberkriminalität datiert der Experte mit Anfang des Jahrtausends. Nachdem das Computervirus 1986 mit Brain.A das Licht der Welt erblickte, waren es vor allem jugendliche Hacker und Virenschreiber, die durch die Programmierung von Viren nach Ruhm strebten. Damals war der physische Datenträger die Hauptverbreitungsmethode und dementsprechend langsam. Mit dem Siegeszug des Webs war es schließlich möglich, innerhalb von wenigen Stunden Millionen von Rechnern zu infizieren. Noch immer waren es jedoch vorwiegend junge, technisch versierte Menschen aus Industrieländern, denen wenig an Profit lag. Es ging weiter darum, sich zu beweisen.
Der kritische Punkt waren die Terroranschläge im Jahr 2001. "Damals erkannten die Teenager-Hacker, dass es nicht 'cool' ist, Cyberangriffe gegen die gesamte Gesellschaft durchzuführen und sie hörten damit einfach auf. Diese Menschen lebten in Industriestaaten, hatten eine Ausbildung und fanden Jobs", analysiert Hyppönen. An ihre Stelle traten jedoch andere, der Ursprung von Cyberkriminalität verlagerte sich in Entwicklungsstaaten. Der Großteil der Angriffe kommt heute aus Russland, China oder Brasilien. "Die Menschen dort sind zumeist schlecht ausgebildet, haben kaum Jobperspektiven und sehen in Cyberkriminalität einen Ausweg aus ihrem Dilemma", meint der Security-Experte. Hier entstand außerdem ein Robin-Hood-Image, denn diese Menschen betrachten es nicht als echtes Verbrechen, wenn sie reichen Leuten in den USA oder Europa Geld stehlen.