Web-Rüsten in USA und EU?

22.03.2001
Das Internet als Waffe: Neben Viren, Würmern und Hackern scheinen die USA jetzt Angst vor Cyber-Kriegern zu haben. In einer von Informationstechnologie gesteuerten Welt ist der Gedanke nicht ganz abwegig.

Die Meldungen ebben nicht ab. Kaum ist der "I love you"-Virus aus den Rechnern und dem Bewusstsein der Besitzer verschwunden, treibt der nächste Virus unter "Nackte Frau" sein Unwesen. Bei der Tochterfirma von Amazon klauen Hacker 98.000 Kreditkartennummern und Adressen. Unternehmer spionieren über das Web ihre Mitarbeiter oder die Konkurrenz aus.

Mit harten Bandagen gegen Hacker und Cracker

Die USA machen jetzt kurzen Prozess gegen Missbrauch: Neben dem Raketenabwehrsystem NMD bauen sie auch einen Internet-Schutzschild auf. Ziel ist es, staat-liche und privatwirtschaftliche Netzwerke gegen Cyber-Angriffe zu verteidigen. 50 Milliarden Dollar sollen nach einem Bericht des Wirtschaftmagazins "Handelsblatt" dafür zur Verfügung stehen. Nicht nur öffentliche Gelder sollen in das Schutzprogramm fließen. Auch Unternehmen sind von der US-Regierung aufgefordert, ihren Beitrag zu leisten. Es geht um mehr als um den Schutz vor Computer-Attacken. Vielmehr scheint das Internet als Kriegsschauplatz der Zukunft Angst auszulösen - zumindest in den USA.

Sicherheit ja - aber ohne Restriktionen

In Deutschland gibt es bislang keine Pläne für einen Internet-Schutzschild. Das Thema Sicherheit wird dennoch großgeschrieben. Bereits vor einem Jahr setzte Bundesinnenminister Otto Schily eine Task-Force mit der Bezeichnung "Sicheres Internet" ein. Damit sollte zunächst das Bedrohungspotenzial eingeschätzt werden, um dann die entsprechenden Schutzmaßnahmen zu treffen. In der Task-Force arbeiten Mitarbeiter des Bundesministeriums des Inneren (BMI), des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi), des Bundesministeriums der Justiz (BMJ), des Bundesamtes für die Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und des Bundeskriminalamtes (BKA) zusammen. Je nach Anlass werden weitere Experten zu den Beratungen hinzugezogen.

Schily erklärte zur Gründung der Task-Force: "Die Sicherheit in der Informationstechnik ist eine Schlüsselfrage für jede moderne Volkswirtschaft. Staat und Wirtschaft müssen gemeinsam daran arbeiten, dieser neuen Art von Angriffen auf die Sicherheit unseres Wirtschaftslebens einen Riegel vorzuschieben." Bei derartigen Angriffen handele es sich keineswegs um technische Spielereien, sondern um Taten, die mit allen Mitteln verhindert werden müssten. (bv)

www.bundesregierung.de

www.bmwi.de

ComputerPartner-Meinung:

Schießen die USA über das Ziel hinaus? Das Internet-Schutzschild erinnert an die düsteren Tage des Eisernen Vorhangs. Wachsamkeit ist im Internet sicher geboten, dessen sind sich auch Bundesregierung und Wirtschaftsunternehmen hierzulande bewusst. Ein Schild entspricht jedoch nicht dem Grundgedanken des WWW. (bv)

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