Web-Seiten erstellen ohne Programmierkenntnisse

17.05.2001
Um interaktive Web-Seiten zu entwickeln, braucht es nicht unbedingt eines mehrjährigen Studiums von Multimedia-Techniken. Der Markt bietet bereits Werkzeuge, mit denen (fast) jeder eine ansprechende Online- Präsenz bewerkstelligen kann.

Seit zwei Monaten gibt es bereits die Web-Entwicklungsumgebung "Mozquito Factory 1.5" auf dem Markt. Bis dato nur für Suns Unix-Betriebssystem Solaris erhältlich, folgen nun deutsche Versionen für alle Windows- und Linux-Plattformen sowie für Mac OS 8.6 bis 9.1.

Mit Mozquito Factory lassen sich interaktive Web-Seiten auch ohne dezidierte Programmierkenntnisse einfach erstellen. Das heißt, Designer können komplexe Formulare oder grafische Benutzeroberflächen entwerfen, obwohl sie noch nie in Berührung mit Programmiersprachen wie Java oder C++ gekommen sind. Auch Kenntnisse in Web-Server-Techniken wie JSP (Java Server Pages), PHP, ASP (Active Server Pages von Microsoft) oder CFM (Cold Fusion Markup) sind nicht erforderlich. Möglich macht dies die vom Hersteller entwickelte Erweiterung von XHTML (Extensible Hypertext Markup Language) namens FML (Forms Markup Language).

FML bietet nämlich 20 zusätzliche Tags, die laut Firmengründer Schnitzenbaumer Scriptsprachen wie Javascript, völlig obsolet machen sollen. Ohne Plug-ins können Pull-down-Menüs in eine Web-Seite eingebaut werden, sogar Fragebögen oder Spiele sollen sich mit FML fürs Web entwickeln lassen.

Damit die so erzeugten Seiten in den heute gängigen Browsern korrekt dargestellt werden können, bedarf es auf der Server-Seite aber eines Übersetzungsprogramms, dass eben die XHTML-Dateien ins herkömmliche HTML beziehungsweise in Javascripts umzuwandeln vermag. Genau dieses besorgt das andere Produkt von Mozquito, der "Matrix Server 1.5".

Es agiert als Plug-in für den Apache-Web-Server und den Microsoft-Internet-Information-Server IIS. Je nach Aufgabenstellung generiert dann der Web-Server die vom Kunden angeforderten Seiten dynamisch - aus Inhalten, die in herkömmlichen Datenbanken schlummern. Neben der Transformation ins für alle Webbrowser lesbare HTML-Format komprimiert der Matrix-Server zusätzlich die zu übertragenden Dateien. Dadurch reduziert sich die effektive Datenmenge um bis zu 80 Prozent. Die Dekomprimierung der Inhalte am Client besorgt dann schon der Browser selbständig, weitere Software-Komponenten sind hier nicht mehr nötig.

Als Vollpaket enthält der Matrix-Server auch Mozquito Factory; es kostet 4.900 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer. Wer sich mit der Entwicklungsumgebung samt XHTMLEditor begnügen möchte, muss lediglich 249 Euro berappen. Greift der Entwickler auf Mozquito Fac-torys ESD-Version (Electronic Software Distribution) bei Softline zu, sinkt der Preis gar auf 149 Euro. Dafür muss er aber auf die CD-ROM und ein ausgedrucktes Manual verzichten.

Vergangenen Monat hat das W3-Consortium eine weitere Empfehlung für XHTML ausgesprochen. Als Nachfolger der Version 4 der Web-Seiten-Beschreibungssprache HTML soll der neue Standard endlich auch die Stärken von XML im Internet zur Geltung bringen. Hierzu haben die Web-Experten die Metasprache XML an die gängigen HTML-Definitionen angepasst, um sie auf diese Weise bekannter und einfacher zu gestalten.

Ziel ist es, eine "moderne" Version von HTML zu kreieren und deren bisherige Schwächen zu beseitigen. Genau hier setzt auch Mozquitos Lösung an. Mit der Entwicklung des XHTML-Dialekts FML gehen die Münchener zwar neue Wege, aber zahlreiche Referenzprojekte geben ihnen hierbei Recht.

www.mozquito.com

www.w3.org/MarkUp

ComputerPartner-Meinung:

Die 1998 von Malte Wedel und Sebastian Schnitzenbaumer gegründete Firma scheint die jüngs-ten Stürme in der New Economy völlig unbeschadet überstanden zu haben. Auch die Umbenennung von Stack Overflow in Mozquito Technologies war ein kluger Schachzug. Und die Web-Gemeinde setzt großes Vertrauen in Mozquito - nicht umsonst arbeitet Schnitzenbaumer bei der Entwicklung des neuen Standards XHTML beim W3-Consortium federführend mit. (rw)

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