Web-Services überwinden die Systemgrenzen

22.11.2001
Web-Services bilden die Brücke zwischen Microsofts .Net-Welt und Java-basierenden Umgebungen. Systemintegratoren sollten sich deshalb bereits heute mit dieser Technologie befassen, bevor sie zum Allgemeingut wird. Wissbegierigen VARs sichert das einen Vorsprung, der sich in barer Münze niederschlagen kann.

Web-Services sollte man vorerst nur testen und mit der endgültigen Implementierung bis Ende 2002 warten." So lautet das Fazit von Michael Gilpin und Will Capelli. Die Giga-Group-Analysten dämpfen hier ein wenig die Euphorie, die mit der Einführung des Begriffs Web-Services in diesem Jahr aufgekommen ist.

Vom W3-Consortium gefördert

Nach übereinstimmender Definition der beim W3-Consortium beteiligten Unternehmen handelt es sich bei Web-Services um Software und Dienstleistungen, die via Web genutzt werden können. Allgemein anerkannte Standards sollen dabei für die reibungslose Verständigung der unterschiedlichen Anwendungen im Web sorgen.

Einer dieser Standards ist das dem W3C bereits zur Prüfung vorliegende Simple Object Access Protokoll (Soap). Dieses Transportprotokoll basiert komplett auf den Internetstandards HTTP und SMTP. Es dient vornehmlich zum Versenden und Empfangen von Nachrichten im Web - von einer Anwendung zu einer anderen. Diese Nachrichten wiederum bestehen aus reinem XML-Code, sodass sie relativ leicht von Anwendungen interpretiert werden können.

Als Erster erkannte Microsoft die hinter Soap steckenden Möglichkeiten. Schon bald schlossen sich IBM und andere dieser W3C-Arbeitsgruppe an. Denn zum Erzeugen von Soap-Aufrufen braucht es nicht viel mehr als einen XML-Parser. Und entsprechende Software bieten mittlerweile viele Hersteller an.

Doch mit Soap allein ist es nicht getan, die aufgerufene Anwendung muss die Soap-Botschhaft "verstehen". Es ist also eine Sprache erforderlich, mit der alle Schnittstellen etwas anfangen können. Genau das regelt die Web-Service Description Language (WSDL). Sie beschreibt die für einen Web-Service relevanten Parameter, also zum Beispiel das verwendete Protokoll, die IP-Adresse des Zielservers samt Portnummer, Ein- und Ausgabeformat der Daten. All diese Informationen liegen dann als XML-Dokument vor.

Sobald ein Soap-Aufruf eine derartige Datei findet, kann er die Zielanwendung ansteuern. Hier offenbart sich aber ein weiteres Problem: Woher weiß die anfragende Applikation, wo sie die gewünschte WSDL-Datei suchen soll? Hierbei helfen so genannte UDDI-Registries.

Gelbe Seiten im Web

UDDI steht für "Universal De-scription, Discovery and Integration"; es ist ein öffentlicher Verzeichnisdienst, der auf Soap, XML und den etablierten Internetstandards basiert. Wer seine Web-Services der Allgemeinheit - kostenpflichtig oder unentgeltlich - zur Verfügung stellen möchte, muss sie bei UDDI-Registries registrieren lassen. Derzeit bieten Microsoft, IBM und seit neuestem Hewlett-Packard einen derartigen Dienst an.

In diesen "Business Registries" können nun Entwickler nach bestimmten Anwendungen suchen, etwa nach einer Euro-Umrechnungsroutine. Um die Suche zu vereinfachen sind diese Geschäftsverzeichnisse in drei Bereiche unterteilt. In "white Pages" finden sich allgemeine Informationen über die registrierten Unternehmen, "yellow Pages" bilden ein Branchenverzeichnis ab, und die "green Pages" informieren detaillierter über die Geschäftsmodelle und dahinter liegenden Prozesse der registrierten Unternehmen.

UDDI-Verzeichnisse können manuell, aber auch maschinell durchforstet werden. Letzteres Verfahren kommt beispielsweise bei Preisvergleichen zum Zug.

www.uddi.org

www.w3.org/TR/SOAP

www.w3.org/TR/wsdl

msdn.microsoft.com/webservices

h20008.www2.hp.com

www.ibm.com/webservices

ComputerPartner-Meinung:

Klingt alles zu schön, um wahr zu sein: Ich kaufe online den Flugschein, reserviere dort gleich auch noch den Mietwagen und buche die Hotels für die Rundreise - das alles von einer einzigen Webseite aus. Keine endlose Sucherei, kein ermüdender Preisvergleich - eine einzige Anfrage mit Angabe der Randbedingungen (gewünschter Termin, Höchstpreise und Reiseziel) genügt, alles andere erledigen die Softwareagenten im Web. Dieses Szenario soll irgendwann mit Web-Services Realität werden. Erste Ansätze dazu existieren bereits heute. Schlagworte wie XML, Soap, WSDL und UDDI machen die Runde.

Ohne Kenntnisse der dahinter verborgenen Technologien werden Systemintegratoren in Zukunft nicht mehr auskommen. VARs, die mit der Implementierung derartiger Web-Services ihren Lebensunterhalt bestreiten wollen, müssen gar nicht so viel lernen. Verständnis für die Objekttechnologie und XML-Know-how genügen meistens. (rw)

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