Web-to-Host-Kommunikation als Basis für E-Business

24.02.2000
Auf die vorhandenen IT-Systeme kann bei E-Business nicht verzichtet werden. Philip Grieb* bricht eine Lanze für den Host-Zugang mit Thin Clients und erklärt, wie Host-Publishing funktioniert.

E-Commerce- und E-Business-Lösungen sind keine Standardanwendungen, die sich einfach per Plug & Play in die Unternehmens-IT einpflanzen und in Betrieb nehmen lassen. Wer damit wirkliche Verbesserungen und Kosteneinsparungen in Vertrieb, Logistik und Administration erreichen will, muss die bereits existierenden Host-Applikationen in das neue System integrieren sowie die Kommunikationsumgebung des Unternehmens an die elektronischen Geschäftsabläufe anpassen. Gleichzeitig sollen alle bestehenden Prozesse bis hin zur Logistik möglichst ohne Beeinträchtigung weiterlaufen. Das eröffnet ein weites Betätigungsfeld für Systemhäuser und IT-Dienstleister und macht Entwicklungs-Tools notwendig, mit denen sich die Integration ohne großen Aufwand realisieren lässt.

Dabei gilt es im Wesentlichen, bestehende Applikationen und Daten auf Zentralrechner-Systemen in die neuen E-Business-Lösungen zu integrieren. Web-Shops ohne Anbindung an die Unternehmens-EDV wären allenfalls halbherzige Versuche, ins neue E-Geschäft einzusteigen - mögliche Automatisierungseffekte blieben so ungenutzt. Denn Midrange- und Mainframe-Systeme tragen nach wie vor die Hauptlast der Unternehmens-DV in mittelständischen und großen Unternehmen und bilden die Produktionsprozesse ab. Fachleute schätzen, dass über 80 Prozent aller digitalen Informationen auf Host-Systemen liegen. Die Basis für E-Business-Konzepte in vielen Unternehmen ist somit eine effiziente PC-to-Host- und Web-to-Host-Kommunikation.

Das Internet hat die Host-Connectivity signifikant verändert. Neue Techniken stehen zur Verfügung und erlauben verschiedene Lösungswege. Neben den gewohnten Thick-Client-Produkten, bei denen die komplette Connectivity-Funktionalität auf einem PC-Client liegt, stehen heute zwei Möglichkeiten zur Verfügung: Host-Access und Host-Publishing.

Host-Access mit Thin Clients

Beim Host-Access werden Host-Daten per Emulation umgewandelt und in Viewern auf dem Bildschirm des Benutzers am Desktop angezeigt. Diese Methode ist nicht neu. Neu ist hingegen, dass sie mit Thin Clients viel einfacher zu administrieren ist. Früher musste beispielsweise jeder Viewer auf jedem Desktop installiert und konfiguriert werden - heute reicht dafür die zentrale Verwaltung.

Der Trend, anstelle komplexer "Thick Clients" verstärkt schlanke Desktops einzusetzen, auf die sich bei Bedarf kleine, spezifische Komponenten über das Netz laden lassen, führt zu neuen Einsatzmöglichkeiten. Diese "Thin Clients" eignen sich auch für Mitarbeiter, die nur gelegentlich auf HostSysteme zugreifen. Der enorme Aufwand für die Betreuung vieler verteilter PCs entfällt dabei. Auf der Client-Seite ist einzig und allein ein Standard-Browser notwendig, in dem die Viewer ausgeführt werden, um Verbindung zum Host aufzunehmen. So können auch externe Anwender über Remote- Access-Verbindungen oder über das Internet auf die Host-Applikationen zugreifen.

Host-Publishing

Das sogenannte "Host-Publishing" ist eine neue Kategorie von Lösungen für den Host-Zugriff. Damit lassen sich Host-Informationssys-teme für Endkunden und Benutzer öffnen, die über keinerlei IT-Kenntnisse verfügen. Diese Methode eignet sich für Online-Bestellsysteme, Auskunftssysteme, Home-Banking, Melderegister, Buchungs- und Reservierungs-Systeme und nutzt vor allem die vorhandenen und ausgefeilten Host- basierenden Anwendungen.

Ein Host-Publishing-Server wandelt die Host-Daten und Host-Bildschirminhalte online in HTML-Format um, so dass sie sich von jedem Standard-HTML-Browser darstellen lassen. Im Gegensatz zur Viewer-Lösung wird keine Emulation im Browser-Fenster benutzt, sondern echtes HTML-Format erzeugt. Der Benutzer hat es also mit einer vertrauten Web-Oberfläche zu tun, in die er Informationen einträgt. Er merkt überhaupt nicht, dass er mit einem Host-System kommuniziert. Der Zugriff erfolgt über die Host-Bildschirmdaten, die Host-Applikationen bleiben dabei völlig unberührt. Das ist besonders wichtig, da eine Anpassung der oft über Jahre gewachsenen Programme eine kostspielige Angelegenheit ist.

Durch komfortable Entwicklungswerkzeuge minimieren sich die Kos- ten für die Entwicklung und vor allem die Projektlaufzeiten. Mit diesen Werkzeugen können auch Entwickler ohne ausgesprochene Host-Kenntnisse Host-Applikationen ans Web anbinden.

Als wichtigster Vorteil für die Kunden stellte sich heraus: Die Lieferzeiten verkürzen sich um durchschnittlich ein Drittel. Darüber hinaus verhindert die direkte Online-Bestellung durch den Kunden fehlerhafte Eingaben oder Falschlieferungen: Die Bestelldaten werden unmittelbar auf dem Host geprüft und gegebenenfalls rekla miert. Durch die Verwendung von Standard-Browsern entstehen keine Kosten auf der Client-Seite. Außerdem entfallen Personal- und Arbeitsplatzkosten für Sachbearbeiter, da der Endkunde selbst die Bedienung des Systems übernimmt.

Die teilweise Verlagerung der Kosten für die Informationsbeschaffung und den Betrieb auf den Endanwender wird bei solchen Selbstbedienungsanwendungen den Kunden durch höhere Verfügbarkeit und Zusatznutzen schmackhaft gemacht.

Fazit

Welche Konzepte und Technologien für E-Commerce- und E-Business-Lösungen im Host-Umfeld jeweils am besten geeignet sind, hängt vom Anwendungsfall ab. Es ist absehbar, dass alle Techniken - konventionelle wie neue - parallel eingesetzt werden. Die Web-Technologie, vor allem ein angepasstes Host-Publishing-System, bietet den enormen Vorteil, dass es ungeschulten Endbenutzern den Host-Zugang ermöglicht. Der HostZugriff ist damit auch für Privatpersonen und Internet-Benutzer realisierbar, beispielsweise um bei einem Versandhaus online einzukaufen oder Flüge per Internet zu bestellen. Gelegenheitsbenutzer und Außenstellen greifen mit Thin-Client-Lösungen (Terminal-Viewern) und angepassten Anwendungen auf der Basis von Webtops (Browsern) kostengünstig auf Host-Systeme zu. Insgesamt ist zu erwarten, dass in Zukunft immer mehr User auf Host-Applikationen zugreifen müssen. Denn die Bedeutung der großen Zentralrechner steigt. Das bestätigen auch die wachsenden Verkaufszahlen bei den Herstellern. Laut IDC wuchs der Mainframe-Markt im Jahr 1998 um 40 Prozent.

de.attachmate.com

*Philipp Grieb ist Business-Development-Manager bei Attachmate.

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