Websense: mehr als nur ein "Porno-Blocker"

25.03.2004
Mit neuen Produkten und einem mehrstufigen Partnerprogramm will der Webfilter-Spezialist Websense in Deutschland Gas geben. Chancen verspricht sich Zentraleuropa-Chef Michael Kretschmer von Schwächen bei den Wettbewerbern. Von ComputerPartner-Redakteur Andreas Th. Fischer

Die Zeiten als reiner Web-Content-Filter-Spezialist sind bei Websense nach Aussage von Michael Kretschmer, Regional Director Central Europe bei dem Unternehmen, endgültig vorbei. Der Softwareanbieter verlagert seinen Fokus in letzter Zeit vermehrt in den IT-Security-Bereich, um seine Kunden beispielsweise auch vor Hackern, Spyware oder anderen Malicious Codes zu schützen. "Wir wollen in komplexere Bereiche vorstoßen, die aber immer auf unserer Datenbankmethodik aufbauen", so Kretschmer. Dort seien bereits sechs Millionen Websites in mehr als 50 Sprachen, 250.000 Dateien und 60 Netzwerkprotokolle kategorisiert.

Interessant ist der neue "Client Application Manager" (CAM), mit dem sich Anwendungs-Policies in einem Unternehmen durchsetzen lassen. CAM verfügt über eine integrierte Kategorisierung, um die Installation unerwünschter Programme oder ganzer Programmgruppen auf Firmenrechnern pauschal zu verhindern. Für jeden Client lassen sich Applikation-Images erstellen; was dort nicht verzeichnet ist, darf nicht starten. Websense positioniert die Technik als eine Art "letzte Verteidigungslinie" in einem Firmennetz, falls Viren oder Trojaner die anderen Sicherheitsvorkehrungen wie den Antiviren-Scanner überwunden haben.

Darüber hinaus kann CAM dazu dienen, nicht lizenzierte oder illegale Software in einem Unternehmen mit dem so genannten "Appcatcher" zu erkennen und ihre Verwendung zu verhindern. Letztlich spare der Client Application Manager sogar Kosten im Help Desk, weil sich die Zahl der Anfragen wegen Systemkonflikten oder nicht unterstützten Anwendungen reduziere.

Chatten unter Aufsicht

Ein weiteres Feld, in dem Websense mittlerweile tätig ist, ist der zunehmende Einsatz von nur zum Teil autorisierten Instant-Messaging-Lösungen in Unternehmen. Mit diesen Programmen ergeben sich ganz neue Sicherheitsgefahren in Firmennetzen, da sie weit mehr können als "nur Chatting". Der im Februar vorgestellte "Instant Messaging Attachment Manager" dient dazu, detaillierte Regeln für die Nutzung und den Versand/Empfang von Dateien zu definieren.

Auf das Unbehagen vieler Mitarbeiter beim Einsatz von Filterlösungen angesprochen, erklärt Kretschmer: "In den USA und England steht die Kontrolle im Vordergrund, hier zu Lande profitieren Unternehmer vor allem von der Rechtssicherheit, die ihnen ein Filter bietet."

Partnerpläne

Fachhändlern bietet Websense in Deutschland seit Januar 2004 ein zweistufiges Programm an, das aus einer Authorized- und einer Premium-Stufe besteht. Neben einem Channel-Bereich auf der eigenen Website betreibt das Unternehmen ein Eval-Programm, mit dem Leads an die Partner weitergereicht werden. Im EMEA-Raum hat Websense nach eigenen Angaben derzeit mehr als 1.200 Partner. Darüber hinaus haben sich 300 Personen zum "Websense Certified Systems Partner" qualifizieren lassen. Die Übernahme des Konkurrenten Cobion durch Internet Security Systems verschafft Websense nach Aussage von Kretschmer zusätzliche Wachstumschancen: "Viele neue Partner klopfen deshalb jetzt bei uns an der Tür."

Meinung des Redakteurs

Mehrere profitable Jahre mit zum Teil hohen Umsatzzuwächsen haben Websense stark genug gemacht, sich in neue Geschäftsfelder wie etwa "Client Application Management" vorzutasten. Die Web-Filter-Konkurrenz dagegen hat sich schon schlucken lassen oder sucht nach Angaben von Insidern noch einen finanzstarken Käufer.

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