Weihnachten feiern mit Williamette

10.05.2000
In den letzten Monaten musste der Chipgigant Intel Federn lassen. Sein schärfster Konkurrent, AMD, hat gewaltig aufgeholt und konnte sich einen großen Teil vom Kuchen sichern.

Wenn es nach Intel ginge, würden zu Weihnachten die ersten Rechner mit dem neuen Pentium 4 (Codename Williamette) bereits unter dem Christbaum stehen. Mit dem neuen Pentium 4 will Intel wieder zur alten Vormachtstellung zurückkehren. Jetzt steht der Pentium 4 kurz vor seiner Markteinführung. Auf einen genauen Termin will Intel sich aber nicht festlegen. Der Chip-Gigangt betont immer wieder, dass der neue Prozessor im zweiten Halbjahr 2000 zu haben sein wird. Genau wie vor einigen Jahren (1996), als der Pentium den 486 ablöste, stellt der Pentium 4 eine komplett neue Prozessorgeneration dar. Damals wurde der Pentium Pro mit seinem P6-Kern vorgestellt. Aus der Basis dieses CPU-Kerns (P6-Architektur) gingen praktisch alle neuen Prozessoren von Intel hervor. Dazu gehören die CPU-Familien Pentium II, III, Xeon und Celeron. Laut Intel ist die P6-Architektur ausgereizt. Inzwischen wurde zwar die Taktfrequenz bis auf über 1 GHz gesteigert, aber an der grundsätzlichen Architektur nichts geändert. Eine weitere Erhöhung der Taktfrequenz ist nicht sinnvoll, denn die Rechenleistung steigt ab einer gewissen Höhe kaum noch an.

Besonders eklatant wird dieses Missverhältnis bei Spielen. Spiele-Software ist extrem optimiert und kitzelt das letzte Quäntchen an Rechenleistung aus dem System heraus. Und gerade hier stellt man immer wieder bei Benchmark-Tests fest, bringt eine Takterhöhung kaum noch einen Gewinn an Rechenleistung.

Mit dem P4 wird es besser

Der Kunde kauft seinen PC hauptsächlich nach der Taktfrequenz des Prozessors. Dass die CPU aber der einzige Baustein im PC ist, der mit dieser Frequenz arbeitet, ist den wenigsten Kunden bewusst. In modernen PCs werden die Prozessoren mit Taktraten von bis zu 1,2 GHz betrieben. Der Bustakt für den Speicher beträgt im günstigsten Fall aber nur 200 MHz beim Athlon und bei den Intel-Produkten 133 MHz. Das ist gerade mal ein Zehntel des Prozessortaktes. Und wo soll die CPU mit den fertig berechneten Daten hin? Ist der Cache voll, muss sie auf den langsamen Speicher warten.

Der Pentium 4 verfügt über ein neues Bus-System, das "quad pumped" arbeitet. Dabei beträgt die Taktfrequenz zwar nur 100 MHz, dafür lassen sich aber mit einem einzigen Takt vier Datenpakete austauschen. Das entspricht einer effektiven Datenübertragungsrate von rund 400 MHz. Damit wird der Flaschenhals Datenübertragung von und zum Prozessor schon etwas weiter. Das reicht aber noch nicht aus, denn der Speicher muss den schnelleren Transfer ja auch verkraften. Deshalb hat Intel an der Speicherkonfiguration gearbeitet. Nun teilen sich gleich zwei Rambus-Kanäle den Datenstrom, was theoretisch einer Speicherbandbreite von 3,2 GB pro Sekunde entspricht.

Weitere Maßnahmen

Um die Befehle noch schneller bearbeiten zu können, verfügt der P4 nun über eine mit 20 Stufen doppelt so lange Pipeline wie der Pentium III. Sie soll mit 126 Kommandos dreimal so viele Befehle aufnehmen können wie bisher.

Auch der L1-Cach wurde überarbeitet. Er soll bei einer Taktfrequenz von 1,4 GHz einen Datendurchsatz von bis zu 48 GB pro Sekunde liefern können.

Als letzte Neuerung wurden die Streaming-Register in ihrer Breite auf jetzt 128 Bit verdoppelt und weitere Befehle implementiert. Alle diese Neuerungen fasst Intel unter dem Marketing-Schlagwort "Netburst" zusammen.

Neue Plattform ist notwendig

Bei so vielen Neuerungen dürfte es jedem klar sein, dass Intels neues Flaggschiff nun auch eine neue Plattform, sprich einen neuen Chipsatz benötigt. Der i850-Chipsatz macht aber noch Probleme. Man munkelt, dass Intel mit der Einführung des P4 noch warten will. Christian Anderka, Unternehmenssprecher Intel, verneint diese Aussage und vertritt Intels Ankündigung, den P4 im zweiten Halbjahr 2000 auszuliefern. Er gibt zu, dass Schwierigkeiten mit dem Chipsatz aufgetreten sind, doch die seien gering. Ein paar kosmetische Änderungen würden die Fehler beheben, meint Anderka.

Hoher Stromverbrauch garantiert

Mit seinen 42 Millionen Transitoren ist der Pentium 4 ein richtiger Stromschlucker. Bei einer Taktfrequenz von 1,4 GHz soll die CPU rund 66 Watt Leistung verbrauchen. Damit sind wie bei AMDs Athlon neue Netzteile und Kühlkörper fällig. Intel empfiehlt wegen der hohen Verlustleistung dringend, Kühlkörper mit Kupferkern einzusetzen.

Aber nicht nur der hohe Stromverbrauch ist ein Manko. Der P4 steht vor dem gleichen Problem, wie damals der Pentium Pro. Bei gleicher Taktfrequenz und unter ungünstigen Umständen ist der P4 langsamer als ein Pentium III. Deshalb arbeitet Intel mit Hochdruck an neuen Compilern, die das Problem mit verbessertem Code lösen sollen. Nicht umsonst hat Intel den Prozessortakt des P4 mit 1,4 GHz in der ersten Version so hoch angesiedelt. Damit ist der P4 in jedem Fall schneller als ein PIII.

Die Preisvorstellungen

Für ein Highend-Produkt musste der Käufer bislang immer tief in die Tasche greifen. Auch beim P4 dürfte die Situation nicht anders sein. Etwa 2.500 Dollar, so munkeln Insider, soll ein Spitzen-PC mit dem Pentium 4 von Intel am Anfang kosten. In Deutschland kann man dann mit rund 6.000 Mark rechnen. Inoffiziellen Informationen nach entwickelt Intel bereits eine Nachfolgeversion des Pentium 4 unter dem Codenamen Northwood. Der in 0.13-Mikrometertechnologie gefertigte Chip soll dann billiger angeboten werden können. Mit diesem Prozess reduziert sich gleichzeitig auch die Stromaufnahme. Zum Northwood soll auch ein neuer Chipsatz gehören, der dann auch mit SDRAM und DDRAM umgehen können soll. Erst mit dieser Aktion wird der Pentium 4 reif für den Massenmarkt. (jh)

www.intel.de

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