Weihnachtswünsche 2004

11.11.2004
Alle Jahre wieder stellt sich die Branche die bange Frage: Was will der Konsument zu Weihnachten kaufen? ComputerPartner hat sich umgehört, auf welche CE-Produkte die Branche dieses Jahr als Zugpferd setzen wird. Von ComputerPartner-Redakteurin Ulrike Goressen

Hohe Arbeitslosigkeit und Hartz IV haben bislang die Konsumfreude der Deutschen in 2004 stark gedämpft und dem Handel Umsatzeinbußen beschert. In allen Produktgruppen? Nein, ein kleines, feines Marktsegment hat sich in diesem Jahr zu einem Erfolgsgarant entwickelt: digitale Consumer Electronics. Und erst recht für das Weihnachtsgeschäft werden weitere deutliche Zuwachsraten erwartet.

Digitale Innovationen wecken die Begehrlichkeiten der Kunden im Jahresendgeschäft, ist sich die GfU (Gesellschaft für Unterhaltungselektronik) sicher. Die GfK (Gesellschaft für Konsumforschung) kann durch eine aktuelle Kundenbefragung diesen Trend nur bestätigen. So nannten 75 Prozent der befragten Käufer von LCD- und Plasma-TVs die "fortschrittliche Technik" als wichtiges oder gar sehr wichtiges Motiv für den Kauf. Deshalb geht auch die Branche für das Jahr 2004 von einer Umsatzsteigerung von mehr als 3,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr aus.

Aber welche Produkte werden konkret die CE-Umsätze ankurbeln? ComputerPartner befragte Hersteller, Distis und Händler, was wohl der Weihnachtsrenner 2004 werden wird. Alle waren sich einig, dass digitale Konvergenzprodukte ganz oben auf der Wunschliste der Endverbraucher stehen. Dabei zeigten sich folgende Einzeltrends: Im Einstiegsbereich werden wie gehabt MP3-Pla-yer favorisiert, wobei die günstigen Produkte wohl am besten abschneiden dürften.

Ein weiterer Dauerbrenner ist und bleibt die Digitalkamera. In den vergangenen Monaten fiel der Preis so rapide, dass selbst Kameras mit vier Megapixeln Auflösung in die Preiskategorie günstiges Mitnahmeprodukt fallen. Im Windschatten der digitalen Kameras erwarten die Experten auch einen massiven Nachfrageschub nach Handys mit integrierter Kamera.

Doch damit nicht genug. "Alles rund um digitale Bilder", also auch Speicherkarten und Drucker, wird nach Ansicht von Jürgen Rakow, Vorstandsvorsitzender der Vobis AG, vor Weihnachten besonders gut gehen. Im Segment der Digitalkameras hat sich mit teuren Luxusmodellen aber noch ein zweiter Trend entwickelt. So erwarten die Zentraleinkäufer von Kaufhof steigende Nachfrage nach hochpreisigen, digitalen Spiegelreflexkameras. Ralf Hansen, Leiter Corporate Communication bei Panasonic, setzt seine Hoffnungen auf Designer-Kameras sowie auf Produkte mit besonders großem Zoom-Bereich. Und Jürgen Wilkin, Sprecher von JVC, prognostiziert Kombinationen aus Digitalkamera und Camcorder echte Highlight-Qualitäten.

Fester Bestandteil der Weihnachtsplanung, etwa der Distributoren Actebis, Ingram Micro und Techdata, ist natürlich auch der DVD-Rekorder, in erster Linie Geräte mit Festplatte. Es wird erwartet, dass passend zum Fest der Liebe die Preise für DVD-Rekorder mit 160 MB Festplatte unter die magische Preisgrenze von 300 Euro fallen.

Seit seiner Markteinführung gilt der LCD- oder Plasma-TV als das "Objekt der Begierde", und deshalb haben auch alle befragten Hersteller diese Geräte auf die Top-Seller-Liste gesetzt. Oliver Haubrich, Geschäftsführer der Electronic-Partner-Handelsgruppe, erwartet für diese Produktgruppe ebenfalls ein hohes Kundeninteresse.

Etwa zurückhaltender ist die allgemeine Haltung zum oft gepriesenen "Digital Home". Laut Robert Beck, Geschäftsführer Produktmanagement Ingram Micro, träumen heute sicherlich schon viele davon, doch glaubt er nicht, dass sich die digitale Heimvernetzung schon dieses Jahr in die Realität umsetzen lässt. "Wir rechnen hier frühestens in zwei bis drei Jahren mit einem Boom", so Beck. Den Grund dafür deckt Joachim Dünkelmann, stellvertretender Geschäftsführer des BVT (Bundesverband Technik des Einzelhandels), schonungslos auf: Vernetzte CE-Produkte und -Lösungen sind seiner Ansicht nach keine Mitnahmeprodukte, die ohne Beratung rein über den Preis verkauft werden können. "Nur mit Kundennähe und Kompetenz hat der Fachhandel eine Chance, vernetzte CE-Lösungen zu vermarkten, die in der Mischkalkulation aus Handelsmarge und Serviceeinnahmen eine auskömmliche Wertschöpfung erlauben."

Alle aufgestellten Trends und Einschränkungen wurden von den Endkunden bestätigt (siehe nebenstehende Grafik). Unsere Schwes-terzeitschrift "PC Welt" befragte dazu 820 Online-Leser, was sie sich zu Weihnachten wünschen.

Meinung der Redakteurin

Die Vielzahl potenzieller Weihnachtsrenner ist eine echte Herausforderung für den Fachhandel: Entweder bietet er von allem etwas an, oder er konzentriert sich auf ein Segment, in dem er die beste Beratungskompetenz vorzuweisen hat. Aber eines ist sicher: Im diesjährigen Weihnachtsgeschäft läuft nichts mehr ohne digitale Consumer Electronics.

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