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11.02.2000

Bislang rechnete man für den so genannten "Schweinezyklus" im Speichermarkt mit Zeiträumen zwischen drei und vier Jahren. Inzwischen scheinen diese Abschnitte auf wenige Monate geschrumpft zu sein. Mitte dieses Jahres sah alles noch nach einer drohenden Allokation aus, die Preise explodierten. In der 41. KW fielen sie aber schlagartig in den Keller und haben sich seit Juli und August teilweise fast halbiert.

Inzwischen hat sich der Markt aber wieder beruhigt. Bei PC100 SDRAM sind Angebot, Nachfrage und Preise relativ stabil. PC133 SDRAM verzeichnet eine langsam, aber kontinuierlich ansteigende Nachfrage. Gleichzeitig sind Chips aber besser verfügbar als in den Wochen zuvor, so dass kurzfristig nicht mit Preissprüngen zu rechnen ist. Ausnahme bilden Chips mit Kapazitäten von 256 Mbit, die schwer zu bekommen sind und mit Preisen um die 43 Dollar immer noch nahe dem Jahreshöchststand von rund 45 Dollar notieren.

Vergleichsweise wenig betroffen vom Auf und Ab der Preise sind FPM und EDO, die in ausreichenden Stückzahlen verfügbar sind. Rambus bleibt trotz weiter sinkender Preise und leicht steigender Nachfrage ein Nischenprodukt für den Highend-Markt.

Die meisten Analysten führen die Kapriolen des Chipmarktes auf die Politik der fernöstlichen Hersteller zurück. Diese hätten demnach im Sommer nur einen Teil ihrer Produktion in den Markt gegeben, um die Preise auf hohem Niveau zu stabilisieren. Nach der Meinung der Experten hofften sie, die aufgebauten Lagerbestände zum Jahresende bei stabilen Preisen in den Handel abgeben zu können. Damit diese Spekulation funktioniert, hätte die Nachfrage deutlich anziehen müssen. Das ist bis jetzt aber nicht geschehen. Der PC-Absatz war im Oktober wieder geringer als erwartet. Die Prognosen für das Jahresendgeschäft klingen eher verhalten. Auch das Nachrüstgeschäft läuft nur schleppend, da die Unternehmen bis jetzt nur zögerlich auf Windows 2000 umsteigen. In Deutschland wird erst ab der ersten Hälfte 2001 mit einer Welle von Windows-2000-Installationen gerechnet.

Auf der anderen Seite drohen nach Ansicht einiger Analysten neue Überkapazitäten. Der Aufbau neuer Anlagen laufe schneller als zunächst geplant. Experten sehen selbst bei den Telekommunikations-Chips einen Preisrückgang durch Überkapazitäten kommen. Zwar ist der Bedarf durch die wachsende Handyzahl im Moment riesig, aber auch hier werden die Anlagen schneller aufgebaut als geplant.

"Gewinner sind PC-Hersteller, Handel und Endverbraucher, da Modul-Hersteller wie wir den Preisvorteil durch sinkende Chippreise direkt an ihre Kunden weitergeben", meint Brigitte Haas, Unternehmenssprecherin von Kingston Technology Europe. "Hersteller und Handel können ihren Kunden ohne Preisaufschläge besser ausgestattete Rechner anbieten, Anwender ihre PCs so günstig wie schon lange nicht mehr für neue, speicherhungrige Anwendungen aufrüsten. Wie lange das so bleibt, kann derzeit aber niemand mit Sicherheit sagen." Jörg Bachmann

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