Gewerkschaft wirft Also-Eigner Bereicherung vor

Weltbild-Also-Betriebsrat spricht von "Schande"

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
"Kaltschnäuzig", "erbarmungslos", "Schande" - das sind nur einige Begriffe, mit denen Gewerkschaft und Betriebsrat auf die drohende Schließung der Also Logistics Services GmbH reagieren. Eine Einigung scheint unmöglich.

Nachdem der Also-Konzern seiner Augsburger Tochter Also Logistics Services GmbH den Geldhahn zugedreht hat und diese Insolvenz anmelden musste, schlagen nun die Wellen hoch. In einer Stellungnahme an den "Sachwalter", dem Schweizer Ausdruck für den Insolvenzverwalter, die ChannelPartner vorliegt, spricht die Also Holding von "irrationalem und destruktiven" Widerstand des Betriebsrates und der Gewerkschaft.

Harte Zeiten für die ehemaligen Weltbild-Logistikmitarbeiter: Nach der Insolvenz der Also Logistics Services GmbH weiß noch keiner, wie es in Augsburg weitergehen wird.
Harte Zeiten für die ehemaligen Weltbild-Logistikmitarbeiter: Nach der Insolvenz der Also Logistics Services GmbH weiß noch keiner, wie es in Augsburg weitergehen wird.
Foto: Weltbild

Dies bringt die Arbeitnehmervertreter auf. "Die Unterstellung der Also, der Betriebsrat und die Gewerkschaft hätten die Einigung verhindert, ist Unsinn", stellt Dolores Sailer, Vorsitzende des Konzernbetriebsrats von Weltbild, fest. Das in dem Also-Statement ausgesprochene "große Bedauern" nimmt Sailer dem Konzern und dessen Eigner Walter Droege nicht ab: "Die Krokodilstränen, die hier produziert werden, sind unverschämt angesichts der Erbarmungslosigkeit, mit der Herr Droege hunderte Familien der schnellen Gewinnabschöpfung seiner Investition opfert", sagt sie.

Von Gewinnen kann aber laut Also keine Rede sein: Angeblich hat die ehemalige Weltbild-Logistiksparte in den letzten drei Monaten sieben Millionen Euro Kosten versucht, bei Einnahmen von gerade einmal vier Millionen. Bleibt unter dem Strich ein Verlust von drei Millionen Euro, und das in nur einem Vierteljahr. "Unter diesen Umständen muss ein ordentlich und gewissenhafter Kaufmann sich genauestens überlegen, unter welchen Voraussetzungen er noch bereit wäre, weiteres Geld in so ein Unternehmen zu investieren", heißt es aus der Also-Holding. Voraussetzung für weitere Investitionen seien unter anderem Personalabbau von 300 Stellen, Kündigung der Betriebsvereinbarungen sowie ein Wechsel in den Logistiktarifvertrag gewesen.

Mit offenen Augen die Zukunft verspielt

Damit ist für Betriebsrat und Gewerkschaft die Schmerzgrenze weit überschritten. Man habe bereits vor der Übergabe an Droege das Personal um 50 Prozent reduziert. Dies sei "ein sehr schmerzhafter Schritt" gewesen, doch Droege habe zugesagt, zusätzliches Geschäft der Also-Gruppe in Augsburg zu platzieren. "Aus dieser Kombi - Personalreduzierungen einerseits, Zusatzgeschäft andererseits - bestand der Sanierungsplan", erklärt Klaus Warbruck, Wirtschafts-Sachverständiger des Betriebsrats. Wie wirtschaftliche Situation der Logistik sei Droege vor dem Einstieg "bestens bekannt" gewesen.

Nach Also-Darstellung ging man im Konzern davon aus, dass die neue Also Logistics Services GmbH nach einer Restrukturierung, die mit einem Personalabbau von über 100 Mitarbeitern verbunden gewesen wäre, "auf einem wirtschaftlich vernünftigen Fundament" stünde und eine Zukunft hätte. "Wir haben es in nunmehr über neun Monaten nicht geschafft, mit den Arbeitnehmervertretern eine solche wirtschaftliche Grundlage zu schaffen", schreibt Also. "Obwohl die Arbeitnehmervertreter genau wussten, wie es dem Unternehmen ging, haben sie mit offenen Augen die Zukunft des Unternehmens verspielt", lautet der Vorwurf.

Allerdings hört man auch aus Also-Kreisen, dass man die Möglichkeiten des Zusatzgeschäfts am Augsburger Standort überschätzt habe. Die aktuelle Situation ist also nicht nur der harten Haltung der Arbeitnehmervertreter, sondern auch einer Fehleinschätzung des Konzerns geschuldet. An der Situation ändert dies jedoch nichts. "Wir möchten noch einmal ausdrücklich betonen, dass wir angetreten sind, um mit diesem Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu gehen. Und jetzt stehen wir vor einem Scherbenhaufen", lautet die - im wahrsten Sinne des Wortes - Bankrotterklärung.

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