Weltkonjunktur-Barometer zeigt nach unten

04.01.1999

FRANKFURT/MAIN: Börsenturbulenzen und regionale Krisen werfen ihre Schatten über die Länder Europas und Ostasiens. Nur die amerikanische Wirtschaft ist relativ unbeschadet geblieben und befindet sich weiter auf Wachstumskurs.Das neue Weltkonjunktur-Barometer von Dun & Bradstreet (D&B) gibt in den meisten Ländern wenig Anlaß zu Hoffnung. Grundlage der Studie war eine Befragung von Entscheidungsträgern in Europa, Nordamerika und im asiatisch-pazifischen Raum. Das Marktforschungsinstitut wollte von den Top-Managern wissen, wie ihre Geschäftserwartungen hinsichtlich folgender Indizes sind: Umsatz, Nettogewinn, Verkaufspreise, Mitarbeiterzahl und Lagerbestände.

Tief über Europa

In Europa ziehen am Konjunkturhimmel dem D&B-Barometer zufolge noch düstere Wolken hoch. So erwarten die europäischen Spitzenmanager in fast allen Punkten eine Verschlechterung der Situation. Einzig bei der Entwicklung der Verkaufspreise regt sich etwas Optimismus. Hier ist der Erwartungsindex von einem Punkt im vierten Quartal 1998 auf sieben Punkte im ersten Quartal 1999 gestiegen. Die Umsatzerwartungen sanken dagegen europaweit um sieben Punkte, in der Schweiz sogar um 33 Punkte. Nur die belgischen und britischen Manager schauen der Zukunft hinsichtlich der Umsätze optimistisch entgegen. Eine Verbesserung der Arbeitsmarktlage zeichnet sich lediglich in Österreich, Italien und in den Niederlanden ab, während die Manager aller anderen Ländern eher von einer Verschlechterung ausgehen. Die Arbeitslosenquote lag laut Europa-Statistiker "Eurostat" in der EU im Dezember 1998 bei 9,8 Prozent, die niedrigste in Luxemburg mit zwei Prozent und die höchste in Spanien mit 18 Prozent.

Im asiatisch-pazifischen Raum sind die Erwartungen der Manager positiver ausgefallen als im letzten Quartal. Einzig in Japan zeigten sich die befragten Manager weniger zuversichtlich. Grund zu Hoffnung geben in den meisten anderen Ländern Fernosts wirtschaftspolitische Weichenstellungen in Absprache mit dem Internationalen Währungsfond (IWF). So greifen zum Beispiel schon Maßnahmen zur Reformierung der Finanzsysteme, um etwa ein erneutes Ausufern der Börsen- und Immobilienspekulation als eine der Hauptursachen der Asienkrise zu verhindern. Von einem Wiederaufschwung sieht sich die Wirtschaft der betroffenen Länder aber noch weit entfernt. Ein wachsender Importdruck zieht steigende Preise und damit eine weitere Verschlechterung der Arbeitsmarktlage nach sich. Die Folge wird eine Zunahme sozialer Spannungen sein, gibt D&B zu bedenken.

Die amerikanische Wirtschaft befindet sich laut D&B weiter auf Wachstumskurs. So ist das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 1998 dem "Bureau of Economic Analyses" zufolge um 5,6 Prozent gestiegen. Gegenüber dem Vorquartal bedeutet das ein Plus von 1,7 Prozentpunkten. Die Turbulenzen in der Weltwirtschaft sind allerdings auch an den USA nicht spurlos vorübergegangen. So sind die Erwartungen der amerikanischen Top-Manager in fast allen Punkten deutlich verhaltener als noch im vierten Quartal 1998. (kh)

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