Weltweite Verluste im Zweiten Quartal gehen auch auf das deutsche Konto

26.08.1999

FÜRSTENFELDBRUCK: Die CHS Deutschland GmbH steckt in einer äußerst prekären Situation: Der enorme Preisdruck, der im zweiten Quartal für einen dicken Verlust im weltweiten Geschäft gesorgt hat, ist hierzulande besonders ausgeprägt. Noch dazu muß der Distributor in Zukunft auf Helmut Schmitt und Kurt Schöffer verzichten. Die beiden CHS-Manager zogen es vor, gemeinsam mit Manfred Moullion die zur Disposition stehende CHS-Tochter DNS zu kaufen."Wir sind auf dem richtigen Weg", verbreitet Peter Bundgard, deutscher Geschäftsführer des Distributors, Optimismus. Dennoch muß er zugestehen, daß sich an der schwierigen Situation auch im dritten Quartal nicht viel ändern wird. "Viele Unternehmen hatten in diesem Jahr aufgrund des Jahrtausendwechsels auf besonders gute Geschäfte gehofft. Leider ist davon im Moment noch nichts zu spüren, so daß alle ihrem Forecast hinterherlaufen. Darum muß man noch mehr verkaufen, was natürlich die Preise drückt", erklärt Bundgard. Entspannung erwarte er erst im vierten Quartal. "Dann", so hofft der deutsche Statthalter, "werden vor allem die SMB-Kunden aufwachen und verstärkt einkaufen."

Das ist auch angesichts der Verlusts bitter nötig. So muß der Distributor ein Minus im zweiten Quartal von 89,2 Millionen Dollar einstecken. Im Vorjahreszeitraum fiel noch ein Gewinn von 5,5 Millionen Dollar an. Der Umsatz stieg im zweiten Quartal 1999 um 32 Prozent auf 2,3 Milliarden Dollar. Noch weniger erfreulich sehen die Zahlen für das Halbjahr aus: Während CHS in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres einen Gewinn von 26,1 Millionen Dollar vermelden konnte, steht 1999 ein Verlust von 88,9 Millionen Dollar in den Büchern. Immerhin wuchs der Umsatz im ersten Halbjahr um 37 Prozent auf 4,8 Milliarden Dollar.

"Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht"

Um wieder Geld in die leeren Kassen zu bekommen, heißt es jetzt bei CHS zurück zum Kerngeschäft. Nicht dazu gehört nach Meinung der Firmenlenker Digital Network Services (DNS), das für 50 Millionen Dollar verkauft wurde. Manfred Moullion, der das Unternehmen mit den beiden CHS-Holding-Mitgliedern Helmut Schmitt und Kurt Schöffer übernommen hat, ist darüber nicht böse: "Wir können jetzt ohne die Restriktionen unserer ehemaligen Muttergesellschaft arbeiten. CHS hat immer wieder gefordert, daß wir mehr Hersteller in unser Distributionsprogramm aufnehmen. Aber genau das wollte ich nicht." Außerdem habe er einem Verkauf des Value-Added-Distributors an Dritte vorbeugen wollen. Nun soll die DNS Int. Com AG, so der neue Name, nach dem Willen des DNS-Geschäftsführers an die Börse gebracht werden.

Aufgrund der Entscheidung von Schmitt und Schöffer, bei CHS auszusteigen, muß sich Deutschland-Chef Bundgard nun auf andere Vorgesetzte einstellen. So übernimmt der neue Chief Operating Officer Mark Keough den Posten von Helmut Schmitt, und Roland Rakebrandt, Geschäftsführer von Frank & Walter, ergänzt die Führungsriege der CHS Holding. Bundgard hat damit kein Problem: "Ich bedauere zwar den Weggang von Helmut Schmitt und Kurt Schöffer, aber ich glaube, daß wir auch in Zukunft ein starkes Team in Deutschland haben werden." Für Bundgard geht es nun darum, den eingeschlagenen Weg fortzuführen. "Die Restrukturierungen sind abgeschlossen, unsere Hausaufgaben gemacht", meint er. Noch nicht allzu weit ist er allerdings mit seinem Vorhaben einer Herstellerbereinigung. "Derzeit haben wir fast 200 Hersteller im Programm, was zuviel ist.

Ideal wären 80 bis 100", so Bundgard. In den kommenden Monaten

jedoch soll daran verstärkt gearbeitet werden. (sn)

Zur Startseite