Zehn Jahre "Überallfernsehen"

Wem nutzt DVB-T?

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Vor einem Jahrzehnt ging in Berlin das digitalterrestrische Fernsehen an den Start. Doch nicht für alle Zwecke ist das Antennenfernsehen geeignet.
Wenn die Fußballnationalmannschaft spielt, könnte künftig bei manchem Match der DVB-T-Bildschirm schwarz bleiben.
Wenn die Fußballnationalmannschaft spielt, könnte künftig bei manchem Match der DVB-T-Bildschirm schwarz bleiben.
Foto: Projektbüro DVB-T-Bayern

In den Anfangsjahren glich DVB-T noch einem Flickenteppich. Bis auf ein paar kleinere Empfanglücken in Randgebieten ist die Republik mittlerweile so abgedeckt, dass man zumindest mit leistungsstarken Antennen Fernsehempfang hat.

DVB-T hat die analoge Verbreitung über Antenne ersetzt und bietet so die Grundversorgung der Bevölkerung an. Wer wenig fernsieht, keine hochauflösenden Inhalte möchte und sich in manchen Gebieten mit einem eingeschränkten Programmangebot zufrieden gibt, ist mit DVB-T gut bedient.

DVB-T ist so vor allem der Standard für Wenigseher, Nutzer von mobilen Geräten wie DVB-T-Sticks für Notebooks und Tablets oder für das Zweitgerät. Allerdings droht die RTL-Sendergruppe, sich von DVB-T abzuwenden. Bisher wurden die Programme vor allem in Ballungsgebieten ausgestrahlt. In diesem Fall würden bei einigen Fußballspielen der deutschen Nationalmannschaft bei vielen Antennennutzern der Bildschirm schwarz bleiben. Offenbar will man aber bei RTL den Ausstieg noch einmal überdenken.

Das damals propagierte "Überallfernsehen", bei dem man immer und überall mit kleinen, mobilen Geräten Fernsehen genießen kann, ist nur rudimentär verwirklicht. Wirklich gut mit größerem Programmangebot geht das nur in den Ballungsräumen.

Trotzdem ist DVB-T ein gewaltiger Fortschritt gegenüber dem mittlerweile abgeschalteten analogen Standard. Man darf nicht vergessen, dass in vielen Gegenden über Antenne gerade einmal drei Programme zu empfangen waren. Je nach Empfangslage wurde auch die Bild- und Tonqualität besser.

Nachfolgestandard DVB-T2

So kann DVB-T heute auch aussehen: Der Tivizen Pico macht das Tablet zum Fernseher.
So kann DVB-T heute auch aussehen: Der Tivizen Pico macht das Tablet zum Fernseher.
Foto: Icube

Die Experten setzen nun Hoffnungen in den leistungsfähigeren Standard DVB-T2. Mehr Programme im verfügbaren Frequenzspektrum und die Möglichkeit, HDTV auszustrahlen, sind seine wichtigsten Vorzüge. Einige Nachbarländer haben DVB-T2 bereits eingeführt, die Gerätepopulation befindet sich europaweit im Aufbau. Wann und unter welchen Bedingungen Deutschland folgen könnte, ist vorerst jedoch offen.

Frequenzplanungen für die Zeit nach 2015, die auf noch bessere Entfaltungsmöglichkeiten für Mobilfunkdienste abzielen, erschweren die Migration zu DVB-T2: Im Rahmen einer zweiten so genannten "digitalen Dividende" wird heute schon über eine abermalige Umwidmung von aktuellem Rundfunkspektrum in Frequenzen für den Mobilfunk nachgedacht. "Eine solche Weichenstellung sollte jedoch nicht zur völligen Aufgabe der terrestrischen Fernsehverbreitung führen", fordert Joachim Kamp, Aufsichtsratsvorsitzender der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (GfU). So sei nicht nur für die Versorgung von mobilen Empfängern und Zweitgeräten die terrestrische Fernsehausstrahlung nach wie vor wichtig. Experten aus Rundfunktechnik und Netzpolitik arbeiten deshalb bereits an Modellen einer kooperativen Frequenznutzung von Rundfunk- und Mobilfunkdiensten. Hierzu gibt es allerdings laut GfU vorerst noch keine beschlussreifen Szenarien.

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