Soziale Phobie

Wenn Angst die Karriere blockiert

18.09.2013
Hinter mancher beruflichen Unzufriedenheit steckt eine handfeste psychische Krankheit. Das beobachtet die Karriereberaterin Madeleine Leitner immer wieder und spricht von einer "sozialen Phobie".
Angstzustände im Job haben ihre Ursache meist in frühen traumatischen Erlebnissen.
Angstzustände im Job haben ihre Ursache meist in frühen traumatischen Erlebnissen.
Foto: olly - Fotolia

Die Diagnose "soziale Phobie" wird seit vielen Jahren zu der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufgeführt. Sie zählt zu den häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland. Dennoch ist sie bisher relativ unbekannt. Charakteristisch ist bei den Betroffenen die ausgeprägte Befürchtung, sich in der Öffentlichkeit zu blamieren, zu versagen oder abgelehnt zu werden. Sie leiden unter einer starken Selbstwertproblematik mit Angst, in der Öffentlichkeit zu sprechen, körperlichen Symptomen wie Zittern oder Erröten bis hin zu Panikgefühlen.

Nach der Erfahrung von Madeleine Leitner liegen die Auslöser meistens in der frühen Schulzeit. Einige ihrer Klienten, darunter Juristen, Ingenieure, Personalberater oder sogar Topmanager, wurden von ihren Lehrern vor versammelter Klasse bloßgestellt. Andere wurden durch systematische Schikanen von ihren Mitschülern ausgegrenzt. Manche Klienten fühlten sich von den völlig überzogenen Erwartungen der Eltern erschlagen. Und wiederum andere hatten einfach nur das Pech, in einer Familie mit lauter Überfliegern oder in einem Elitegymnasium "nur" als unscheinbares Mittelmaß zu gelten. Aus solchen schmerzhaften Erfahrungen resultiert bei den Betroffenen die feste Überzeugung, mehr oder weniger dumm oder unattraktiv zu sein.

Vermeidungshaltung

Daher tun sie aus nachvollziehbaren Gründen alles, um nur ja nicht ins Rampenlicht zu geraten. Dieses Vermeidungsverhalten bringt ihnen allerdings nur kurzfristig Erleichterung. Mittel- und langfristig hat dieses selbst gewählte Schattendasein beruflich fatale Folgen. Solche Klienten bleiben oft weit unter ihren Möglichkeiten. Anfangs aus Angst vor Blamage, später aus Gewohnheit, verharren sie im Hintergrund, vermeiden exponierte Positionen und geben sich mit relativ anspruchslosen Aufgaben zufrieden.

Die Klienten von Madeleine Leitner waren meistens ahnungslos, weil ihre soziale Phobie im Verborgenen schlummerte. Von dort aus beeinträchtigte sie aber nachhaltig das Leben der Klienten. Leidensdruck entstand oft erst wesentlich später, meist durch einen äußeren Anlass: ein weniger qualifizierter Kollege zieht vorbei, der Arbeitgeber drängt den Klienten, verantwortungsvollere Aufgaben zu übernehmen. Erst dann entsteht der Wunsch oder Druck, etwas zu verändern. So kommen diese Klienten schließlich zur Beratung. Es erfordert allerdings einiges Geschick, Erfahrung und vor allem klinische Kenntnisse, um die soziale Phobie als die eigentliche Ursache für die Probleme dieser Klienten zu erkennen.

Krankenkassen übernehmen Kosten

Die Behandlung sozialer Phobien wird von den Krankenkassen übernommen. Sie gehört in die Hand ausgebildeter Psychotherapeuten, in der Regel Verhaltenstherapeuten. Dann hat sie eine gute Prognose. Ohne diese Bürde können die Klienten in beruflicher Hinsicht dann endlich in Potenzial entfalten. (oe)

Die Diplom-Psychologin Madeleine Leitner ist eine international renommierte Karriereberaterin, Referentin und Buchautorin.
Kontakt:
Madeleine Leitner, Ohmstraße 8, 80802 München, Tel.: 089 33079444, E-Mail: ML@Karriere-Management.de, Internet: www.karriere-management.de

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