Warum Unternehmen profitieren, wenn ihre Marketer mehr dürfen

Wenn aus Marketing-Leuten Marketing-Engineers werden

Fabian Schütze ist COO der Tresonus GmbH und Co. KG. Das Start-up unterstützt seine Kunden bei der Re-Organisation und Re-Strukturierungen, etwa im Rahmen von Digitalisierungsprojekten oder bei der Umsetzung von Home Office.
Auf der einen Seite sind Marketer in der heutigen Praxis zu weit weg vom Kunden: Produkte und Dienstleistungen werden in der Regel zuerst geplant und müssen dann "nur noch" vermarktet werden. Dieser Ansatz geht am Kunden vorbei. Auf der anderen Seite sehen Marketer selten über ihren Tellerrand hinaus. Damit schöpfen sie per se nicht das volle Potenzial aus. Marketing muss neu gedacht werden – einher geht damit ein neuer Stellenwert in Unternehmen!
Marketing muss das Mandat sowie die benötigte Rückendeckung im Unternehmen erhalten.
Marketing muss das Mandat sowie die benötigte Rückendeckung im Unternehmen erhalten.
Foto: Kinga - shutterstock.com

Dafür, dass Marketing die Produktkampagnen in einem Unternehmen planen und realisieren soll, sind sie zu weit weg vom Kunden. Gang und gäbe ist doch, dass Unternehmen die Verkaufskette immer noch altertümlich angehen. Um ihre Produkte oder Dienstleistung zu verkaufen, ist die Reihenfolge der geplanten Prozesse verkehrt: Herstellen, den Vertrieb auf dem Reisbrett planen und das Marketing konstruieren lassen, wie dem Kunden eingeredet wird, dass er kaufen soll respektive will. Hier ist der Kunde nicht im Fokus, Customer Centricity ist höchstens ein Buzzword in Projektplänen.

Ebenso mühsam bis umsatzhemmend ist die Einstellung mancher Einzelner. Da das Marketing nicht verantwortlich für den Vertrieb oder die Planung ist, sieht es keinen Grund, über den Tellerrand zu denken und Erfahrungen oder Ideen einzubringen. Das Abarbeiten der erteilten Aufgaben ist einfacher. Unternehmen verschmelzen heute bereits mit Dienstleistern, Zulieferern und auch mit Kunden, aber selten innerhalb sich selbst.

Chancen für die Mitarbeiter

Das müssten sie aber, um zukünftig erfolgreich zu bleiben. Wenn sich der Markt weiterentwickelt, muss es auch das Unternehmen mit dem Marketing tun. Ein vernetztes Marketing, das sofort planungsfähig ist und vertriebliche Entscheidungen treffen kann, ist agiler. Agilität siegt, Agilität ist smart. Marketer von morgen erkennen aktuelle Kundenbedürfnisse in Echtzeit und spielen die passende Lösung kundenindividuell aus. Dadurch werden Fehlbudgets deutlich minimiert und Spendings zielgerichtet optimiert. Auf diese Weise wird aus einem kundenfokussierten Produkt ein situatives Lösungsportfolio. Mit anderen Worten: Es geht nicht mehr um den Verkauf einer Sache, sondern um das Anbieten einer Lösung.

Gesucht wird aber nicht die eierlegende Wohlmilchsau der Absatzwirtschaft. Gesucht wird auch nicht ein/e Kollege/in (m/w/d), die blind das Instagram-Marketing-1x1 abspult. Klar, es zu kennen, schadet nicht. Aber in einem immer technischer ausgerichteten Markt ist das Verständnis für Technologie gegebenenfalls wichtiger. Denn: Jedes Unternehmen ist heute am Ende ein Software-getriebenes Unternehmen. Gesucht werden daher ganz explizit Mitarbeitende, die die Software nicht nur bedienen können, sondern erkennen, welches Potenzial in der Software steckt. Raus aus einer Micro-Instagram-Ebene, rein in die Meta-Unternehmensebene, um eben agiler zu sein.

Eine neue Position für das Unternehmen

Dazu muss das Marketing aber auch das Mandat sowie die benötigte Rückendeckung im Unternehmen erhalten. Denn: Aus den Anforderungen an Mitarbeitende ergeben sich zwangsläufig Anforderungen an das Marketing innerhalb eines Unternehmens. Unnötig zu erwähnen, wie umsatzfördernd es ist, Marketing zu stärken. Das Marketing muss direkt in Produktentscheidungen und Informationen eingebunden werden und auch auf andere Disziplinen zugreifen können, über die das Markenerlebnis ebenfalls gestaltet wird. Dann reden Unternehmen nicht nur darüber, sondern stellen den Kunden wirklich in den Fokus. Das ist echte Customer Centricity.

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Das Gute daran ist, das zahlt gleichzeitig unmittelbar auf den (Verkaufs-)Erfolg des Unternehmens ein. Indem Unternehmen das Marketing an die erste Stelle heben, stellen sie die eigenen Interessen nicht hinten an. Mit dem neu entstandenen Echtzeitstatus werden die Informationen über Produktentwicklung und das Feedback des Marktes nicht erst pro Quartal zurückgespielt. Das Marketing kennt das Timing und den Bedarf, kann schnell reagieren, die Produktion positiv beeinflussen und trägt entscheidend dazu bei, dass das Unternehmen in Echtzeit situativ handeln kann.

Marketing 2021 ist Now-Marketing

Natürlich lastet nicht alle Verantwortung auf der Marketing-Schulter. Von IT bis zu HR: Auch andere Abteilungen sollten in ihrer Ausrichtung vertriebszentrierter sein. Als Speerspitze am Kunden ist das Marketing jedoch am meisten betroffen. Hier braucht es ein neues Verständnis des Berufsbildes am ehesten. Prozesse umzustellen, Prioritäten neu zu sortieren und Mitspracherechte zu vergeben, geschieht natürlich nicht einfach so und über Nacht. Aber es ist bei bestem Willen weder unmöglich noch eine Ausrede, es ganz bleiben zu lassen.

Es ist Zeit, neu zu denken. Das neue Marketing lebt in Echtzeit und heißt Now-Marketing.

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