Software Defined Datacenter (SDDC)

Wenn die IT zum Service wird

Wolfgang Herrmann ist IT-Fachjournalist und Editorial Lead des Wettbewerbs "CIO des Jahres". Der langjährige Editorial Manager des CIO-Magazins war unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO sowie Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Software Defined Data Center, Software Defined Network, Software Defined Storage - wieder einmal fluten die großen Anbieter den Markt mit Konzepten, die ein großes Versprechen einlösen sollen: Die Unternehmens-IT wird zum integrierten Service, der sich quasi auf Knopfdruck nutzen lässt. Wir erklären die wichtigsten Begriffe.
So stellt sich der Virtualisierungsanbieter VMware das Software Defined Data Center vor.
So stellt sich der Virtualisierungsanbieter VMware das Software Defined Data Center vor.
Foto: VMware

von Wolfgang Herrmann und Jürgen Hill
Wer eine einfache Erklärung für das komplexe Gebilde Software Defined Data Center (SDDC) sucht, ist bei Pat Gelsinger gut aufgehoben: "Im Grunde geht es um dieselbe Idee wie bei der Server-Virtualisierung", erläutert der CEO des Softwareanbieters VMware. "Ziel ist es, eine virtuelle Schicht für alle Rechenzentrumskomponenten, also Server, Storage, Networking, Security und Rechenleistung im Data Center einzuziehen." Ebenso wie bei der schon etablierten Server-Virtualisierung würden Unternehmen davon in vielerlei Hinsicht profitieren. Niedrigere Kosten, eine einfachere Bereitstellung von IT-Ressourcen und erheblich weniger Verwaltungsaufwand sprächen für das Konzept. Wie das prinzipiell funktionieren soll, beschreibt VMware in einem Marketing-Papier: "Computing-, Storage-, Netzwerk-, Sicherheits- und Verfügbarkeitsservices werden in Pools zusammengefasst, aggregiert und als Software bereitgestellt, und von intelligenter, richtliniengesteuerter Software verwaltet."

Experten des Marktforschungs- und Beratungshauses IDC definieren das SDDC als "lose gekoppeltes Set aus Software-Komponenten", das RZ-weite Hardware-Ressourcen wie Storage, Rechenleistung, Netzwerke und weitere Systeme virtualisiert und zusammenfasst. Ziel sei es, diese disparaten Ressourcen im Rechenzentrum zu verknüpfen und das komplette Data Center in Form eines integrierten Service zur Verfügung zu stellen.

Der Analyst Richard Fichera von Forrester Research geht davon aus, dass sich SDDC in Richtung einer Produkt-Kategorie und eines zunächst unscharfen Trends entwickeln wird. Erste Produkte setzen nach seiner Einschätzung auf bestehenden Angeboten wie "Converged Infrastructure" sowie Cloud-Technologien und -Tools auf. Microsoft und VMware würden aber bald mit reinen Software-Lösungen auf den Markt kommen. Man dürfe deshalb getrost davon ausgehen, dass zunächst einige Konfusion über genaue Features, Skalierbarkeit und Schnittstellen im SDDC-Umfeld herrschen werde. Auf der Kundenkundenkonferenz VMworld in San Francisco präsentierte VMware dazu erst im August eine Plattform für Netzwerkvirtualisierung, neue Funktionen für das Management und die Automatisierung sowie erste eigene Lösungen für Software Defined Storage.

Für Forrester ist das SDDC auch eine angemessene Antwort auf die kaum noch beherrschbare Komplexität in den Rechenzentren, hervorgerufen durch Generationen von Silo-Implementationen, unvollständigen Virtualisierungsansätzen und einem Wirrwarr von Management-Tools. Unterm Strich, so die Analysten, vereine das Software Defined Data Center alle Anstrengungen, gewachsene Legacy-Strukturen, Cloud Computing und neue I/O-Ansätze in eine gemeinsame Management-Ebene zu überführen.

Software Defined Storage

Ganz ähnlich wie die Beschreibungen des Software Defined Data Center klingen Erklärungsansätze für Software Defined Storage. Ashish Nadkarni, Speicherexperte bei IDC, spricht in diesem Zusammenhang auch von Software-based Storage. Er vergleicht das Konzept mit dem etablierten "Software-based Compute", das durch "Tools" wie VMware vSphere, Microsoft Hyper-V oder KVM ermöglicht werde. Software-defined Storage erweitere diesen Ansatz auf Storage-Ressourcen und biete dabei ähnliche Vorteile für die Unternehmen: Storage-Hardware werde zur "Commodity", die nichts weiter als Kapazität zur Verfügung stelle.

In der Studie "IDC's Worldwide Software-Based (Software-Defined) Storage Taxonomy, 2013” schreibt Nadkarni: "IDC geht davon aus, dass Software-based Storage sich langsam, aber stetig zu einem dominierenden Teil in jedem Data Center entwickeln wird, entweder als Komponente eines Software Defined Data Center oder einfach als eine Methode, um Daten im Vergleich zu traditioneller Software effizienter und kostengünstiger bereitzustellen."

Neben den zahlreichen bereits verfügbaren Tools der großen Storage-Hersteller bewegt sich mittlerweile auch VMware im Rahmen seiner Bemühungen rund um das SDDC in diese Richtung. Auf der VMworld zeigte der Hersteller eine Beta-Version der Storage-Virtualisierungsplattform vSAN (VMware Virtual SAN). Sie soll Speicherressourcen wie Festplatten oder SSDs in Pools zusammenzufassen und den Anwendungen bedarfsgerecht zur Verfügung zu stellen.

Zur Startseite