Wenn es kracht, ist es zu spät

02.08.2001
An der Qualität der deutschen Stromversorgung gibt es eigentlich nichts zu bemängeln. USV-Anbieter wissen ein Lied davon zu singen: In Privathaushalten und in vielen kleineren Unternehmen lassen sich ihre unterbrechungsfreien Stromversorgungen kaum verkaufen. Sie werden einfach nicht benötigt.

Sommerzeit - Gewitterzeit: Obwohl in Deutschland fast alle Energieversorgungsleitungen unter die Erde verbannt wurden, sorgen Blitzeinschläge in der Nähe von Gebäuden immer wieder für Schäden an der EDV-Anlage. Fällt dagegen nur der Strom aus, sind vielleicht ein paar Daten gelöscht. Da aber inzwischen auch in kleineren Unternehmen Datensicherung obligatorisch geworden ist, hält sich der Schaden in Grenzen.

Anders verhält es sich dagegen mit der Hardware. Hier entsteht bei einer durch Blitzschlag verursachten Überspannung schnell ein Schaden von mehreren Tausend Mark. Und die durch den anschließenden Produktionsausfall verursachten Kosten können noch wesentlich höher sein.

Aber nicht nur Blitzeinschläge können empfindliche Hardware beschädigen. Auch so genannte industrielle Störungen, wie sie beispielsweise beim Einschalten von Elektromotoren oder großen Transformatoren auftreten, erzeugen hohe Überspannungsimpulse. Auch wenn das angeschlossene Gerät nicht gleich kaputt geht, so altern doch die Halbleiter stark. Das bedeutet, dass innerhalb von ein paar Jahren die Geräte erstmals ausfallen können.

Schutzmöglichkeiten

Gegen Überspannung und Hochspannungsspitzen im Energie- und Datennetz lässt sich aber etwas tun. Die Industrie bietet eine Reihe von Schutzmaßnahmen an, die im Vergleich zu den angerichteten Schäden nur Bruchteile an Kosten verursachen. Nur werden die Unternehmen meist erst schlauer, wenn das Kind in den Brunnen gefallen, sprich wenn das Malheur passiert ist.

Unabdingbar für eine gute Überspannungssicherung im Energie- oder Datennetz ist ein voll funktionstüchtiger Schutzleiter. Wenn der Unterbrechungen aufweist oder die Erdung des Gebäudes nicht ordnungsgemäß installiert ist, kann auch der beste Überspannungsschutz nicht funktionieren.

Im einfachsten Fall kann ein Überspannungsschutz aus einer speziellen Steckdosenleiste bestehen. Diese gibt es auch speziell für Schaltschränke im 19-Zoll-Format. Intern ist ein Überspannungsschutz recht simpel aufgebaut. Eine oder zwei Schmelzsicherungen in den Stromzuleitungen, ein Varistor oder ein Gasentladungs-Ableiter, ein Kondensator und ein Widerstand oder eine Drosselspule sind zusätzlich in der Steckdosenleiste untergebracht.

Im Fall einer auftretenden Überspannung wechselt der Varistor oder der Gasentladungsableiter innerhalb weniger Mikrosekunden vom hochohmigen in den niederohmigen Zustand und schließt dadurch den Eingang kurz. Die Überspannung wird damit vom Gerät ferngehalten. Außerdem spricht dann auch sofort die Schmelzsicherung an, die für zusätzlichen Schutz sorgt. Bessere Geräte enthalten in den Stromzuführungsleitungen noch Drosselspulen, die einen raschen Spannungsanstieg zusätzlich verhindern.

Besonders wichtig ist hierbei, dass der Überspannungsschutz möglichst dicht am zu schützenden Gerät installiert wird. Zu lange Leitungen können die Schutzfunktion wieder außer Kraft setzen.

Schutz von Telefon- und Datenleitungen

Neben den Energieversorgungsleitungen sind auch Daten- und Telefonnetze durch induzierte Spannungen gefährdet. Diese Netze arbeiten in der Regel mit wesentlich geringeren Spannungen und sind deshalb durch Spannungsspitzen weitaus stärker gefährdet. Besonders Billigprodukte verfügen oft nicht über genügend interne Schutzmaßnahmen, um auftretende Überspannungen sicher abzuleiten. Dies sagt aber nichts über die Funktionstüchtigkeit der Geräte aus. Unter normalen Betriebsbedingungen können sie ohne weiteres hervorragend funktionieren. Nur bei einer auftretenden Überspannung auf den Datenleitungen machen sie meist sofort schlapp.

Auch für Datenleitungen bietet die Industrie spezielle Schutzmechanismen an. Gasentladungs-Ableiter sprechen erst bei höheren Spannungen (ab etwa 80 Volt) an. Deshalb dienen zusätzliche Halbleiterdioden, so genannte Suppressordioden, als Schutz für kleinere Spannungsimpulse, die aber immer noch die empfindlichen Eingänge der Kommunikationsgeräte zerstören oder zumindest stören könnten. Bei einem hohen Spannungsimpuls übernehmen dann Gasentladungs-Ableiter oder Varistoren den Schutz. www.citel.de

www.apcc.com

ComputerPartner-Meinung:

Überspannungen können nicht nur bei einem Blitzeinschlag auftreten. Manchmal genügt schon das Einschalten eines starken Elektromotors, um auf Leitungen den Datentransport durcheinander zu bringen. Es muss ja nicht jedesmal die Hardware zerstört werden - auch ein Computerausfall kann erheblichen Schaden verursachen. Abhilfe bringen nur Entstörfilter. Und der Preis dafür ist allemal geringer als der des teuren IT-Equipments. (jh)

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