"Wer ist mit Gravis vergleichbar?"

08.01.2007
Die Gravis AG betreibt in Deutschland mit 29 Läden die größte Handelskette für Apple-Produkte. Doch damit, so findet Gravis-Chef Archibald Horlitz, sei das Unternehmen erst am Anfang des Konzepts "digitales Leben".

Von Wolfgang Leierseder

Archibald Horlitz, Co-Gründer und -Chef der Gravis AG, hat mit dem kalifornischen Computerbauer Apple schon viel erlebt. Zum Beispiel Lieferengpässe. Es habe sie auch im Jahr 2006 gegeben. Das könne er bestätigen, aber "Wann hat es sie nicht gegeben?", fragte er im Gespräch mit ChannelPartner. "Der Umstieg auf Intel-Prozessoren hat natürlich zu Produktionsschwierigkeiten geführt", sagte er. Diese habe Apple auch bei den "Powerbook"-Nachfolgern, den Notebooks "Macbook Pro" gehabt, und so komme es, dass Gravis im Jahr 2006 "bei besseren Lieferbedingungen" wahrscheinlich rund 15 Prozent mehr Umsatz gemacht hätte.

Gravis "emanzipiert sich von Apple"

Doch Horlitz sagte auch, dass Apple in den letzten drei Jahren "dramatische Sprünge" gemacht habe - und die "haben insgesamt dazu geführt, dass Kunden wieder Apple empfehlen".

Als Beispiel nennt der Gravis-Chef das im Gefolge des Prozessor-Umstiegs auf Intel erschienene Tool "Bootcamp": "Wir stellen in unseren Läden fest, dass je nach Region zwischen 5 und 25 Prozent der Computerkunden Macs wegen Bootcamp kaufen." Mit diesem Tool können die Betriebssysteme Mac OS X und Windows auf Apple-Rechnern parallel laufen.

Das sei in jedem Fall ein Erfolg. Und auch die Tatsache, das Apple wieder als ernst zu nehmender, nicht marginalisierter Rechneranbieter agiere, verschaffe Gravis respektive der Systemhaustochter HSD und ihren 40 Mitarbeitern "ordentliche Verkaufszahlen im Business-Bereich".

Und nachdem Gravis in den letzten 18 Monaten die Verkaufsfläche verdoppelt habe, gerade in Hamburg einen 800-Quadratmeter-Laden ("Store") eröffnet hat, Ende Januar 2007 in Berlin, sozusagen am Hauptsitz der Firma, einen 1.500 Quadratmeter großen Store mit den drei Lounges Sound, Video und "für Lösungen suchende Geschäftskunden die entsprechende Power-Lounge" aufmachen wird, und er außerdem in München und Stuttgart gerade sondiere, ob er weitere Läden eröffen könne, werde er, Horlitz, "sich garantiert nicht als Apple-Kritiker vor den Karren spannen lassen".

Der Weg Richtung "digitales Leben"

Zwar habe sich Gravis in letzter Zeit "von Apple emanzipiert" und sei den Weg Richtung "digitales Leben" gegangen, doch ohne Apple sei das nicht möglich gewesen. "Apple ist sozusagen unser Herz", versicherte Horlitz, doch das Thema "digitales Leben" und die Möglichkeit, in Gravis-Läden "anschaulich gezeigt zu bekommen, wie das wirklich geht" - das sei die jetzige Aufgabe seiner Handelskette. "Wenn Apple bald "iTV" in den Markt bringt, dann geht das Ganze richtig los", blickt er voraus. iTV ist die Settop-Box, die Apple im September 2006 als Prototyp gezeigt hatte und die Anfang 2007 auf den Markt kommen könnte. Sie ermöglicht, Inhalte über das Internet zu beziehen und zu speichern. Der Benutzer könne sie mittels einer "wirklich neuen" (Horlitz) dreidimensionalen Oberfläche auch als Steuerung für multimediale Zwecke benutzen. "Lassen Sie sich überraschen!" sagte Horlitz.

Zu seinen weiteren Gravis-Plänen - Börsengang, Einstieg eines strategischen Partners oder auch die Zwischenfinanzierung über Mezzaninekapital - sagte er: "Unser Wachstum verlangt, dass wir eines der drei Ziele verfolgen." Konkret gebe es Verhandlungen, aber prinzipiell halte Gravis sich alle Optionen offen. "Auf jeden Fall möchten meine beiden Partner und ich Gravis weiterführen."

Gravis (inklusive HSD) werde im Jahr 2006 rund 105 Millionen Euro umgesetzt haben. Und damit soll es in diesem Jahr nicht genug sein. 130 Millionen Euro Umsatz seien möglich - auch wenn Apple mit eigenen Stores den deutschen Markt betreten sollte. "Aber wir müssen das Wachstum auch solide finanzieren können." Zum Vergleich: Im Jahr 2002 erwirtschaftete die Ladenkette rund 50 Millionen Euro.

Zur Startseite