Metro-Großaktionär befürwortet Abspaltung

Wer könnte Media-Saturn kaufen?



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Überraschend hat Stephan Gemkow, CEO des Metro-Großaktionärs Haniel, in einem Interview Sympathie für einen Verkauf von Media-Saturn signalisiert. Doch wer könnte den Retailer übernehmen? ChannelPartner hat mögliche Szenarien unter die Lupe genommen.

Als der Vertrag von Olaf Koch als Vorstandsvorsitzender der Metro Group im vergangenen September vorzeitig bis 2018 verlängert wurde, hatte auch die Unternehmerfamilie Haniel daran wesentlichen Anteil: Die Familie ist über ihre Investmentholding Franz Haniel & Cie. mit 30,01 Prozent an der Metro AG beteiligt und damit der größte Aktionär des Handelskonzerns.

Umso aufmerksamer dürfte Olaf Koch das Interview gelesen haben, das Haniel-CEO Stephan Gemkow am Wochenende der Zeitung Die Welt gegeben hat. Darin erklärt Gemkow, dass Haniel zwar mit der Wertentwicklung der Metro unzufrieden sei, doch gerade deshalb ein Verkauf des Aktienpakets in absehbarer Zeit nicht zur Disposition stehe und man im Übrigen die aktuelle Reformstrategie des Handelskonzerns unterstütze.

In der Einbahnstraße? Wer könnte dem Metro-Konzern Media-Saturn abkaufen?
In der Einbahnstraße? Wer könnte dem Metro-Konzern Media-Saturn abkaufen?

Doch Die Welt hakte nach: Wäre für Haniel nicht eine um Media-Saturn verkleinerte Metro AG attraktiver, so wie es der von MSH-Gründer Erich Kellerhals vorangetriebene Verkaufsplan vorsehe? Darauf antwortete Gemkow überraschend ehrlich: "Dies würde unserem Bemühen entgegenkommen, ein ausgewogeneres Portfolio zu schaffen." Jedoch müsse sich diese Entscheidung am Unternehmensinteresse der Metro orientieren. Wenn der Metro-Vorstand zu dem Schluss komme, dass ein Verkauf eine sinnvolle Lösung ist, werde sich Haniel sicher nicht sperren. Ob bereits Verkaufsgespräche geführt werden oder ob es konkrete Interessenten für Media-Saturn in der heutigen Aufstellung gebe, konnte Haniel-CEO Stephan Gemkow allerdings nicht sagen.

Bekannt ist, dass sowohl Kellerhals wie auch die Metro Group Szenarien für einen möglichen Verkauf von Media-Saturn entwickelt haben. Während der MSH-Gründer sein Unternehmen zurückkaufen will und sich dafür von der US-Bank Morgan Stanley beraten lässt, hat die Metro AG im vergangenen Jahr die Deutsche Bank mit der Ausarbeitung möglicher Zukunftsszenarien beauftragt. Was genau in den Gutachten der Geldinstitute steht, ist unbekannt. Doch ChannelPartner hat die denkbaren Möglichkeiten schon einmal zusammengestellt:

1. Der Rückkauf durch den Unternehmensgründer

Media-Saturn-Gründer Erich Kellerhals hat nach eigenen Angaben eine Gruppe von Investoren versammelt, die zum Kauf des Unternehmens bereit sind. Wie der mittlerweile 75-Jährige auf seiner Homepage ausführlich erklärt, geht es ihm um die Rettung seines Lebenswerks: der Erfolg von Media-Saturn basiere auf einer dezentralen, wettbewerbsorientierten Unternehmensaufstellung, die von der Metro systematisch demontiert werde.

Will Media-Saturn zurückkaufen: Unternehmensgründer Erich Kellerhals
Will Media-Saturn zurückkaufen: Unternehmensgründer Erich Kellerhals

Doch gibt es Gründe, die das Rückkauf-Szenario eher unwahrscheinlich machen. An erster Stelle sind hier die auseinandergehenden Vorstellungen über einen möglichen Kaufpreis zu nennen: während die Metro für Media-Saturn einen Unternehmenswert von bis zu zehn Milliarden Euro ansetzt, geht Kellerhals eher von drei bis vier Milliarden Euro aus. In einem aktuellen "Blogeintrag" erklärt der MSH-Gründer, seine 21,6 Prozent an dem Unternehmen entsprächen rund der Hälfte des Unternehmenswerts - eine Sichtweise, der die Metro kaum folgen dürfte. Wie schwierig ein Unternehmensrückkauf in der Praxis ist, zeigt das Beispiel Best Buy: Gründer Richard Schulze wollte den Retailer für die Summe von acht Milliarden Dollar zurückkaufen, doch ließen ihn im entscheidenden Moment die Mitinvestoren im Stich.

Zudem stellt sich die Frage, was ein Rückkauf von Media-Saturn durch Kellerhals strategisch bedeuten würde. Zwar erklärt der Unternehmensgründer stets, die E-Commerce-Aktivitäten und die Multichannel-Aufstellung des Retailers zu unterstützen. Doch würden die Marktgeschäftsführer tatsächlich wieder - wie von Kellerhals gefordert - " eigenverantwortlich entscheiden, ob und wie sie das Sortiment an das örtliche Umfeld anpassen", hätte Media-Saturn bald mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie die Verbundgruppen EP, Euronics und Expert.

Weitere Szenarien stellen wir auf der nächsten Seite vor.

Zur Startseite