Wer Kunden beim Speicher-Management hilft, schafft sich Freunde fürs Leben

20.09.1996
MÜNCHEN: Die Netzwerk-Betreuer in den Unternehmen stöhnen immer lauter über die wachsenden Datenmengen, die sie zu verwalten und zu speichern haben. Auf ihrer Suche nach kompetentem Rat bei Fachhändlern und Systemhäusern stoßen sie allerdings noch viel zu oft auf fehlendes Know-how. Dabei sind sie bereit, sich die Lösung ihres Problems einiges kosten zu lassen.Storage- oder Speicher-Management mag für manchen IT-Händler zunächst so interessant klingen wie Schreibtischaufräumen. Industriekunden aber denken darüber anders. Seit etwa zwei Jahren wird das Storage-Management immer mehr zum integrativen Bestandteil des Netzwerk-Managements. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Ohne das intelligente Speicher-Management funktioniert auch in den PC-Netzwerken zukünftig nichts mehr. Am wenigsten das Netzwerk selbst. Während also die Industrie aus Kenntnis dieser Tatsache und aus bitterer Erfahrung nach konzeptionellen Lösungen sucht, wiegelt der größte Teil des Fachhandels verständnislos ab. Storage-Management: Was ist das? Der PC-Fachhandel als Ansprechpartner der Industrie hat das Thema Storage-Management bislang - wenn überhaupt - nur unzureichend aufgegriffen. Das liegt zum einen im Wissensdefizit, hat aber auch damit zu tun, daß die Verwaltung und die Sicherung der Datenbestände in der Vergangenheit unter "ferner liefen" rangierten. Daß man damit Geld, und zwar gutes Geld, verdienen kann, wissen im Markt die wenigsten.

MÜNCHEN: Die Netzwerk-Betreuer in den Unternehmen stöhnen immer lauter über die wachsenden Datenmengen, die sie zu verwalten und zu speichern haben. Auf ihrer Suche nach kompetentem Rat bei Fachhändlern und Systemhäusern stoßen sie allerdings noch viel zu oft auf fehlendes Know-how. Dabei sind sie bereit, sich die Lösung ihres Problems einiges kosten zu lassen.Storage- oder Speicher-Management mag für manchen IT-Händler zunächst so interessant klingen wie Schreibtischaufräumen. Industriekunden aber denken darüber anders. Seit etwa zwei Jahren wird das Storage-Management immer mehr zum integrativen Bestandteil des Netzwerk-Managements. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Ohne das intelligente Speicher-Management funktioniert auch in den PC-Netzwerken zukünftig nichts mehr. Am wenigsten das Netzwerk selbst. Während also die Industrie aus Kenntnis dieser Tatsache und aus bitterer Erfahrung nach konzeptionellen Lösungen sucht, wiegelt der größte Teil des Fachhandels verständnislos ab. Storage-Management: Was ist das? Der PC-Fachhandel als Ansprechpartner der Industrie hat das Thema Storage-Management bislang - wenn überhaupt - nur unzureichend aufgegriffen. Das liegt zum einen im Wissensdefizit, hat aber auch damit zu tun, daß die Verwaltung und die Sicherung der Datenbestände in der Vergangenheit unter "ferner liefen" rangierten. Daß man damit Geld, und zwar gutes Geld, verdienen kann, wissen im Markt die wenigsten.

Eine Vielzahl von Ansatzpunkten

Schauen wir uns zunächst die Situation und die Entwicklung beim Anwender, beim Industriekunden an. Im Unterschied zur mittleren Datentechnik und den Mainframes ist in den PC-Netzwerken das Storage-Management ein Stiefkind des Netzwerk-Managements. Und das, obwohl den Netzwerk-Verantwortlichen die Datenmengen und die entsprechenden Speicherprobleme sprichwörtlich über den Kopf wachsen:

- Das benötigte Zeitfenster für die Datensicherung reicht nicht mehr aus; das Disaster Recovery dauert ein Vielfaches länger, als es die vertretbaren oder maximal erlaubten Ausfallzeiten in den Unternehmen zulassen.

- Rund um die Uhr geöffnete Dateien und Datenbanken verhindern, daß eine komplette und konsistente Datensicherung überhaupt durchgeführt werden kann.

- Netzwerk-Administratoren riskieren nicht nur persönlichen Ärger, wenn sie die "skipped files" im Bedarfsfalle ihren Anwendern nicht wiederherstellen können.

- NetWare-4-Anwender plagt außerdem das komplette Restore ihrer NDS. Der Einsatz heterogener Netzwerkumgebungen multipliziert die vorhandenen Speicherprobleme auf unterschiedliche Betriebssysteme. Die angeschlossenen Arbeitsplatzrechner werden, wenn überhaupt, der Sicherungsverantwortung der einzelnen Anwender überlassen.

Daß sich Netzwerk-Verantwortliche immer stärker ein zentral organisiertes Backup wünschen, ist angesichts der tatsächlichen Anwendersituation verständlich, aber ein funktionierendes Datensicherungskonzept haben bislang die wenigsten. Ganz abgesehen vom präventiven "Recovery-Training", das die ganz seltene Ausnahme bleibt. Eine Verlagerung des Backup-Servers beziehungsweise der angeschlossenen Backup-Devices in andere Brandabschnitte ist ebenso die Ausnahme. Datensicherungsprobleme werden in vielen Unternehmen von vielen Händlern immer nur ansatzweise gelöst.

Gleichzeitig wachsen in den Netzwerken die Datenmengen unaufhaltsam weiter. (Laut einer Studie von IDC werden die Datenbestände in den Netzwerken bis zum Jahr 2000 um durchschnitllich 93 Prozent pro Jahr anwachsen.) Daß Festplatten auf den Servern dabei regelrecht überlaufen, ist nicht einmal das größte Problem, weil Festplatten schnell nachgerüstet sind. Die eigentlichen Speicherprobleme sind genau damit gerade nicht gelöst, im Gegenteil, sie werden nur noch größer.

Die Anwendersituation im Spiegel der Zahlen

Im Januar 1995 wurde eine Befragung amerikanischer Unternehmen veröffentlicht, nach der die Grenze der Speicherkapazitäten in den Netzwerken in 46 Prozent aller Fälle "manchmal" und in 21 Prozent "oft" erreicht worden ist. (Lediglich ein Drittel der befragten amerikanischen Unternehmen hatte damit noch keine Probleme.) Darüber hinaus machte eine interne Studie eines der weltweit größten Softwarehersteller deutlich, daß über die Hälfte aller auftgetretenen Netzwerkprobleme auf fehlendes oder mangelhaftes Speichermanagement zurückzuführen waren. Wer als betreuender Fachhändler seinem Kunden weiterhin konzeptionslos Stückwerk empfiehlt, bringt sich und seine Kundenbeziehung mittelfristig in immer größere Bedrängnis.

Der konzeptionelle Ansatz und damit die kundengerechte Lösung des netzwerkübergreifenden Storage-Managements fällt vielen Fachhändlern deshalb so schwer, weil die Erfahrung und das Know-how fehlen. Außerdem ist das Speicher-Management immer auf die individuellen Netzwerkumgebungen und die zumindest mittelfristige Entwicklung des Unternehmens und seiner Bereiche abzustimmen.

Eine Standardlösung gibt es also nicht. Dennoch gibt es eine Reihe von Standard-Tools und einige übergreifende Eckdaten, aus denen sich ein funktionstüchtiges Storage-Management zusammensetzt.

Was macht Storage-Management für den Fachhandel interessant?

Zwei Gründe sind ausschlaggebend. Zum einen geht es immer um hochpreisige Lösungen beziehungsweise Konzepte, die nicht nur aus (zum Teil teurer) Standardsoftware und (noch teureren) Hardware-Lösungen besteht. Es geht vor allem auch um konzeptionelle Beratung und Netzwerk- oder Systemintegration, weil die Konzepte an die vorhandenen und sich weiter entwickelnden Organisationsstrukturen des jeweiligen Unternehmens angepaßt werden müssen. Das gesamte Spektrum vom (kostenpflichtigen) Planungsworkshop über den Verkauf der notwendigen Hard- und Software bis hin zu Installation, Integration, Einweisung und Wartungsvertrag bilden eine Kette von Dienstleistungen, die dem Fachhändler nicht nur gutes Geld einbringen, sondern zudem für eine langfristige Kundenbindung sorgen.

Dazu ist sicher nicht jeder Fachhändler in der Lage. Und eben das ist Vorteil Nummer zwei: Es gibt derzeit viel zu wenige Händler, die es können. Das wird sich zwar ändern. (Laut Gartner Group werden Speicher-Management-Server in den nächsten zwei Jahren zur wichtigsten Technologie innerhalb von Client-Server- Architekturen.) Bis dahin aber profitieren diejenigen, die den Zug der Zeit erkannt haben. Und auf die kommt nicht einmal grundlegend Neues zu. Innerhalb des bestehenden Geschäfts muß lediglich das zusätzliche Know-how aufgebaut werden. Wer Netzwerke beherrscht, beherrscht nicht automatisch Storage-Management. Wer aber Netzwerk-Management beherrscht, kann das Speicher-Management sehr schnell lernen.

Unterstützung durch Distribution und Hersteller

Auf das Storage-Management spezialisierte Distributoren wie zum Beispiel die Wiesbadener TIM GmbH bieten Vertriebspartner-Programme an, um die Händler für dieses interessante Marktsegment fit zu machen (vgl. Kasten). Führende Hersteller von Hard- und Software-Lösungen im Storage-Umfeld unterstützen diese Entwicklung tatkräftig. Saegate Software zum Beispiele, nach der Übernahme von Arcada, Palindrome und Sytos der größte Wettbewerber von Cheyenne Software, empfiehlt den Industriekunden die beteiligten Fachhändler solcher Programme als Partner für die Lösung der Datensicherungs- und Speichermanagement-Probleme. Grundsätzlich also ist das Geschäft mit dem Storage-Management für solche Fachhändler und Systemhäuser interessant, die über entsprechende Voraussetzungen im Netzwerkumfeld und bei der Systemintegration verfügen. Da von einer Überdistribution in diesem Bereich derzeit keine Rede sein kann, sind die Geschäfte aufgrund ihres hohen Dienstleistungsanteil äußerst attraktiv. Eine gute Chance für Händler, die rechtzeitig die Bedeutung dieses sehr schnell wachsenden Marktes erkannt haben. Rainer Hilsenbeck

Rainer Hilsenbeck ist Leiter Marketing & Services bei der TIM GmbH in Wiesbaden.

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