Wer nicht mitschwimmt, geht gnadenlos unter

18.11.1999
MÜNCHEN: Daß die reine Kistenschieberei keinen Pfennig mehr bringt, ist schon seit einiger Zeit klar. Dienstleistung heißt das Zauberwort. Doch inzwischen sorgt auch Dienstleistung allein nicht mehr für einen gut gefüllten Geldbeutel. Marktforscher IDC sieht einen ganz neuen Geschäftszweig heranwachsen: die Application-Service-Provider - Rundumversorger des Endkunden.

Ein Application-Service-Provider (ASP) vermietet Software. Doch nicht nur das: Der ASP stellt den Serverplatz für die vermietete Applikation zur Verfügung, kümmert sich um die Pflege des Programms, übernimmt Projektarbeit und Support.

Marktforscher IDC denkt, daß im Jahr 2003 weltweit rund 4,5 Milliarden Dollar für ASP-Services ausgegeben wird. Wenn man alle Bereiche zusammennimmt, könnte sich der Umsatz auf 4,5 Milliarden Dollar erhöhen. Dataquest geht sogar noch weiter. Für den Ableger der Gartner Group wird der ASP-Markt im Jahr 2003 sogar satte 22 Milliarden Dollar wert sein. Letztes Jahr, so Dataquest, habe er noch weniger als eine Milliarde Mark betragen.

ACHTUNG HÄNDLER - ASPS SIND KONKURRENZ

Für den traditionellen IT-Handel könnte der ASP existenzbedrohend sein - wenn sich die IT-Händler nicht auf die Hinterfüße stellen und im Trend mitschwimmen. Viele IT-Händler sowie Hersteller denken bereits in Richtung ASP. Allerdings: Um im ASP-Markt bestehen zu können, bedarf es einer ausgereiften Kompetenz. Es geht nicht nur um die Vermietung der Software, zum Beispiel Datenbanken, sondern auch um das Management, die Integration sowie den Support der vermieteten Software. Da die Serviceangebote der ASP so mannigfaltig sind, wird es auch für Hersteller nicht einfach sein, diesen Markt für sich selbst zu beanspruchen. Das heißt: Die Softwarehersteller sind darauf angewiesen, mit Partnern zusammenzuarbeiten. Bestes Beispiel ist Oracle. Der Datenbankhersteller hat Mitte dieses Jahres das Projekt BOL (Business Online) ins Leben gerufen. Zunächst wurde BOL noch von den hauseigenen Consultants bewältigt. Jetzt hat Oracle ein ASP-Partnerprogramm gestartet. Der Personalaufwand für dieses Projekt ist auf Dauer einfach zu groß.

ASPS WERDEN ALLES ÄNDERN

Auch die Abrechnungswege werden sich durch Application-Service-Provider ändern. Npassage beispielsweise, Anbieter von E-Commerce-Lösungen im Logistikbereich, arbeitet seit längerem als ASP. Die gleichnamige Softwarelösung wird den Kunden auf dem hauseigenen Server zur Verfügung gestellt - abgerechnet wird je Aktion. "Alle Daten des Kunden befinden sich auf unserem Server. Wir sorgen für den reibungslosen Ablauf und für die Sicherheit der Daten", erklärt Peter Herzog, European Managing Director bei Npassage. "Gerade für die Speditionsbranche ist dieses Konzept geeignet, denn die meisten Speditionen haben letztes Jahr noch nicht einmal einen Computer gehabt. Heute sind sie mit unserem Server verbunden und können ihren Kunden per Mausklick sagen, wo sich die Ladung gerade befindet." Für die Händler heißt es angesichts der drohenden Konkurrenz, sich die nötige Kompetenz anzueignen. Und noch etwas anderes ist wichtig, will man als ASP überleben "Man muß global denken. In Zukunft werden die Kunden nicht mehr um die Ecke wohnen, sondern über den ganzen Globus verteilt sein. Wer uns regional agiert, wie einige ISPs das tun, kommt auf keinen grünen Zweig", warnt Herzog. Die gerade erschienene Studie von IDC gibt dazu wertvolle Hinweise. Das Fazit der Studie: Die Invasion der ASPs wird alles verändern. Sie wird Auswirkungen auf den Hardware-, Software-, Telekommunikations- und Dienstleistungssektor der Branche haben. Und nur wer sich jetzt schlau macht und die nötigen Voraussetzungen bieten kann, wird gewinnen. (gn)

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