Wer UMTS sagt, muss auch die Gebühren senken

04.05.2001
Der Markt für Festnetz-Telefonie stagniert schon lange. Und auch im Boommarkt Mobilfunk machen sich erste Anzeichen einer Sättigung bemerkbar. Nicht umsonst haben die führenden deutschen Betreiber unisono beschlossen, zunächst einmal die Subventionen für Prepa-Handys zurückzufahren. Während sich manch einer schon die Frage stellt, ob der "Wachstumstiger Telekommunikation als Bettvorleger" endet (Handelsblatt), sind sich Marktforscher, Hersteller und Betreiber einig, dass die Zukunft der Telekommunikation in innovativen Services jenseits der reinen Sprach- und Datenübertragung liegt. Ungeachtet des WAP-Flopps wurden daher Milliarden in die Breitbandtechnologien GPRS und UMTS gesteckt. Denn schließlich eröffnen sie eine völlig neue Welt der mobilen Kommunikation. Einer aktuellen Marktstudie der von Cisco gegründeten Communications Software Group zufolge wird der Weltmarkt für TK-Mehrwertdienste von derzeit 7,6 Milliarden Dollar bis 2005 auf über 23 Milliarden Dollar anwachsen. Der Wachstums-Tiger Telekommunikation werde also auch künftig noch große Sprünge machen, schließt das Handelsblatt. Das Interesse der Deutschen an innovativen Mehrwertdiensten ist groß. Doch genutzt werden sie noch relativ wenig. Laut einer Emn-Umfrage greift nur knapp ein Drittel der Deutschen auf Services wie die Telefonauskunft zurück. Noch weit weniger genutzt werden Ansagedienste wie Wetterberichte oder dergleichen. Das Beispiel Japans indes zeigt, dass der hochsubventionierte und damit äußerst günstige GPRS-Vorläufer i-Mode, den die Betreibergesellschaft NTT Docomo nun auch nach Europa bringen will, vornehmlich für mobile Unterhaltung genutzt wird. 20 Millionen Japaner können nicht lügen. Von so hohen Nutzerraten können die WAP-Anbieter in Deutschland nur träumen. Denn einmal ist "Wappen" zu teuer, zweitens zu langsam, drittens fehlt es an innovativen Inhalten und viertens in der Anwendung viel zu kompliziert. GPRS und UMTS bieten zwar eine ungemeine Leistungssteigerung. Doch was nützen die besten Möglichkeiten und Services, wenn sie nicht oder nur von wenigen genutzt werden? Denn die Hersteller und Betreiber können doch nicht ernsthaft erwarten, dass die viel umgarnten Business-Anwender ihr UMTS-Handy wirklich für V-Conferencing oder Online-Spiele verwenden werden. Für derlei Gimmicks sind wohl eher die K mit ihrem begrenzten Taschengeld zu haben, während die Business-User sich vornehmlich an den hohen übertragungsraten freuen dürften. Um das mobile Internet der Zukunft wirklich mit Leben zu erfüllen und einer breiten Masse zugänglich zu machen, müssen also die Gebühren runter und mehr Wettbewerb her. Wohin sich der Markt entwickeln könnte, zeigt auch das Beispiel Amerika. In den USA mit einem voraussichtlichen Marktvolumen von 40,6 Milliarden Dollar in diesem Jahr läuft heute schon jedes zweite Telefonat über eine gebührenfreie Freephone-Nummer. Gerade die kostenlosen 0800-Nummern senken die Hemmschwelle beim Verbraucher. Vor dem Hintergrund der Einführung von UMTS müssen die deutschen Anbieter über neue Gebührenmodelle und Abrechnungsmodelle nachdenken, um die potenziellen Käufer nicht von vornherein zu vergraulen. Denkbar wäre zum Beispiel eine stärkere Finanzierung durch Anzeigen, wodurch die Kosten für den Nutzer relativ klein gehalten werden könnten. Denn wenn UMTS und die damit möglichen Mehrwertdienste nicht genutzt werden, dann wären die ganzen Milliardeninvestitionen in den Sand gesetzt. (kh)

Der Markt für Festnetz-Telefonie stagniert schon lange. Und auch im Boommarkt Mobilfunk machen sich erste Anzeichen einer Sättigung bemerkbar. Nicht umsonst haben die führenden deutschen Betreiber unisono beschlossen, zunächst einmal die Subventionen für Prepa-Handys zurückzufahren. Während sich manch einer schon die Frage stellt, ob der "Wachstumstiger Telekommunikation als Bettvorleger" endet (Handelsblatt), sind sich Marktforscher, Hersteller und Betreiber einig, dass die Zukunft der Telekommunikation in innovativen Services jenseits der reinen Sprach- und Datenübertragung liegt. Ungeachtet des WAP-Flopps wurden daher Milliarden in die Breitbandtechnologien GPRS und UMTS gesteckt. Denn schließlich eröffnen sie eine völlig neue Welt der mobilen Kommunikation. Einer aktuellen Marktstudie der von Cisco gegründeten Communications Software Group zufolge wird der Weltmarkt für TK-Mehrwertdienste von derzeit 7,6 Milliarden Dollar bis 2005 auf über 23 Milliarden Dollar anwachsen. Der Wachstums-Tiger Telekommunikation werde also auch künftig noch große Sprünge machen, schließt das Handelsblatt. Das Interesse der Deutschen an innovativen Mehrwertdiensten ist groß. Doch genutzt werden sie noch relativ wenig. Laut einer Emn-Umfrage greift nur knapp ein Drittel der Deutschen auf Services wie die Telefonauskunft zurück. Noch weit weniger genutzt werden Ansagedienste wie Wetterberichte oder dergleichen. Das Beispiel Japans indes zeigt, dass der hochsubventionierte und damit äußerst günstige GPRS-Vorläufer i-Mode, den die Betreibergesellschaft NTT Docomo nun auch nach Europa bringen will, vornehmlich für mobile Unterhaltung genutzt wird. 20 Millionen Japaner können nicht lügen. Von so hohen Nutzerraten können die WAP-Anbieter in Deutschland nur träumen. Denn einmal ist "Wappen" zu teuer, zweitens zu langsam, drittens fehlt es an innovativen Inhalten und viertens in der Anwendung viel zu kompliziert. GPRS und UMTS bieten zwar eine ungemeine Leistungssteigerung. Doch was nützen die besten Möglichkeiten und Services, wenn sie nicht oder nur von wenigen genutzt werden? Denn die Hersteller und Betreiber können doch nicht ernsthaft erwarten, dass die viel umgarnten Business-Anwender ihr UMTS-Handy wirklich für V-Conferencing oder Online-Spiele verwenden werden. Für derlei Gimmicks sind wohl eher die K mit ihrem begrenzten Taschengeld zu haben, während die Business-User sich vornehmlich an den hohen übertragungsraten freuen dürften. Um das mobile Internet der Zukunft wirklich mit Leben zu erfüllen und einer breiten Masse zugänglich zu machen, müssen also die Gebühren runter und mehr Wettbewerb her. Wohin sich der Markt entwickeln könnte, zeigt auch das Beispiel Amerika. In den USA mit einem voraussichtlichen Marktvolumen von 40,6 Milliarden Dollar in diesem Jahr läuft heute schon jedes zweite Telefonat über eine gebührenfreie Freephone-Nummer. Gerade die kostenlosen 0800-Nummern senken die Hemmschwelle beim Verbraucher. Vor dem Hintergrund der Einführung von UMTS müssen die deutschen Anbieter über neue Gebührenmodelle und Abrechnungsmodelle nachdenken, um die potenziellen Käufer nicht von vornherein zu vergraulen. Denkbar wäre zum Beispiel eine stärkere Finanzierung durch Anzeigen, wodurch die Kosten für den Nutzer relativ klein gehalten werden könnten. Denn wenn UMTS und die damit möglichen Mehrwertdienste nicht genutzt werden, dann wären die ganzen Milliardeninvestitionen in den Sand gesetzt. (kh)

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