Wer will meinen Kopf?

14.12.2000
Oder warum Jäger und Sammler etwas Neues sein sollen

Die Wenigsten bleiben lange genug in einer IT-Firma, um die Kantine kennen zu lernen. So oder ähnlich stellt sich die Fluktuation in den neuen Berufen derzeit dar. Die Kündigungen - oder besser gesagt der Job-Tourismus in diesem Metier - sind allerdings weder die Erfindung noch das Problem der Personalberater. Mag sein, dass sich gerade die Mittelständler mit Firmensitz in Universitätsnähe ärgern, dass sie nach kurzer, praxisvermittelnder Zeit ihre Studienabgänger an zahlungskräftigere Firmen verlieren. Andererseits ist das Leben nun einmal so, fragen Sie einen Handwerksmeister. Die Ausbildung zahlen Kleinbetriebe und Mittelstand, den Nutzen hat die Industrie, die sich für ein paar Taler mehr die Prüfungsbesten sichert. Es ist also ein seit Jahrzehnten zu beobachtendes Ritual, welches ganz nebenbei Arbeitsplätze schafft. Die Computerbranche hat nicht das Patent darauf. Gute Leute zu bekommen war schon immer schwierig. Und Personalberatung gibt es auch nicht erst seit der "Green Card". Ohne Stellenangebote und Wechselgerüchte bei mehr oder weniger bekannten IT-Unternehmen würden manche Zeitschrift und Jobbörse ganz schön alt und leer aussehen. Wer ist schuld an der Misere? Und ist es überhaupt eine? Ist es nicht ein tolles Gefühl, wenn ein wildfremder Jemand anruft und sagt: "Hey Querschläger, wir kennen da ein paar Leute, die wollen dich haben!" Mann, davon träume ich schon seit Jahren! Andererseits ist es doch für ein Unternehmen eine tolle PR, wenn es von sich behaupten kann: Wir und unsere Mitarbeiter sind so super, dass abgeworben wird. Die Steigerung ist, wenn die Abwerbeversuche fehlschlagen. Was muss das für ein Wahnsinnsladen sein! Sofort die Bewerbung fertig gemacht, Leute. Das ausnahmsweise sachkundige Management entlastet die (un)abhängig Beschäftigten durch präzise Planung, Erholungsphasen sorgen für Motivation, Stress ist durch mangelnde Unfähigkeit überhaupt nicht vorhanden. Krankenstand gleich null und Fluktuation negativ. Eine Firma, die mit sozialer Verantwortung ihre Leute beschäftigt, Mobbing als Kündigungsgrund und einen Gewerkschaftsbeitritt für obligatorisch ansieht. Genauso stelle ich mir eine Aktiengesellschaft vor. Eine, deren einzige Eigentümer die Beschäftigten sind. Ein guter Werbegag, mehr leider nicht. Gute und bejagte PR-Leute wissen, wie viel wertvoller die Berichterstattung gegenüber der Stellenanzeige ist. Im Übrigen hat ein wirklich guter Arbeitgeber niemals Personalsorgen.

Mein Fazit: Mache es wie im Fußball, verdiene gut und viel, so lange es geht. Wer weiß schon, was morgen ist, wenn du vierzig bist und dich nicht mehr mit dem Konzept der Superfirma verträgst.

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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