Wer will wirklich eine Revolution?

05.11.2000

Jetzt stimmen also auch die Compunet-Chefs in das Lied ein: Das Internet und die elektronischen Marktplätze werden die Art der Beschaffung in den Unternehmen verändern. Manche, und so auch die Compunet-Manager Koch und Meyer, sprechen gerne von einer "Revolution", die in diesem Bereich stattfindet oder jedenfalls bald passieren wird. (siehe Artikel auf Seite 16). Nun wäre eine Revolution sicher das schlimmste, was den Anwenderunternehmen passieren könnte. Denn Revolutionen haben die unangenehme Eigenschaft, dass vorher niemand weiß, was am Ende herauskommt. Revolutionen nämlich sind nicht kontrollierbar.

Aber bei dem Benutzen des Wortes "Revolution" handelt es sich sicher nur um eine sprachliche Nachlässigkeit beziehungsweise um einen rhetorischen Kniff, um den eigenen Worten mehr Nachdruck zu verleihen. Sicher richtig ist aber, dass das Internet und die elektronischen Marktplätze die Art der Beschaffung in den Unternehmen (und ansatzweise auch im privaten Umfeld) verändern werden. Nun, das ist selbstverständlich und wird bei den einen Unternehmen mehr und bei den anderen weniger stark ausgeprägt sein. Besonders spektakulär ist es bisher noch nicht.

Wenn man aber den Herren Koch und Meyer zuhört, dann könnte man meinen, dass Deutschlands Firmen bald nur noch übers Internet einkaufen werden und damit den gesamten Handel überflüssig machen. Das ist natürlich nicht der Fall, und das sollte auch den Compunet-Managern klar sein. Bei den Kunden, die Compunet bedient, also den Großunternehmen, mag die Bereitschaft, ihr IT-Equipment übers Netz (Inter- oder Intra- oder Extranet) einzukaufen, sehr stark ausgeprägt sein. Aber im gesamten Mittelstand und bei den kleineren Unternehmen sind die Verhältnisse ganz anders. Diese Unternehmen brauchen einen Ansprechpartner, der ihnen ganzheitlich zur Seite steht. Diese Firmen stehen in ihren Märkten ja ebenfalls in einem Wettbewerb und müssen sich auf ihre Kernkompetenzen verlassen. Und Beschaffung und Betrieb von IT-Equipment ist nun einmal ganz gewiss kein Bestandteil dieser Kernkompetenz. Daher brauchen diese Unternehmen jemanden, der ihnen diese Aufgabe zuverlässig abnimmt. Sie brauchen Systemhäuser und IT-Handelshäuser.

Daher ist es schlichtweg falsch, wenn jemand behauptet, dass in Zukunft keine Systemhäuser mehr nötig sind oder sie sich zu reinen Serviceunternehmen wandeln müssen. Und durch häufiges Wiederholen und Nachplappern wird diese Meinung auch nicht richtiger. Die Kunden der Systemhäuser werden auch in Zukunft ihre besondere IT-Lösung aus einer Hand haben wollen. Sie werden sich nicht ihren PC und ihren Server und ihren Router auf der Homepage von Compaq, Sun und Cisco bestellen und dann beim Systemhaus oder bei einer IT-Dienstleis-tungsfirma anrufen, damit die jemanden vorbeischicken, der die Geräte zum Laufen bringt.

Was aber sicher richtig ist, ist, dass die Händler und die Systemhäuser selbst das Internet für ihre Beschaffung nutzen und verstärkt nutzen werden. Aber das ist ein völlig anderes Thema. Vor allem ist dies eins nicht: eine Revolution. Und das ist ein sehr großes Plus.

Damian Sicking

dsicking@computerpartner.de

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