Werbekampagne für Testsieger von Kyocera verärgert die Konkurrenz

25.03.1999

MÜNCHEN: Frechheit siegt: Kyocera nutzte das Ergebnis eines Drucker-Tests für seine Werbekampagne und den Cebit-Auftritt. Doch Humor ist offenbar nicht jedermanns Sache. Ein Konkurrent zog jetzt die juristische Notbremse.Klein aber gefährlich: Der Druckerhersteller Kyocera sagt den Großen im Markt den Kampf an. Auftakt der Schlacht war eine aggressive Werbekampagne des bislang eher ruhig agierenden Unternehmens. Die hat zwar juristische Folgen, beschert dem "Kleinsten unter den Großen" aber auch ein deutliches Image-Plus.

Der "FS 3700+" von Kyocera ist viel zuverlässiger und günstiger als die Konkurrenzprodukte. Zu diesem Ergebnis kam jedenfalls die Fachzeitschrift "PC Professionell", die fünf Drucker führender Hersteller einem Dauertest über 400.000 Seiten unterzog. Geprüft wurden Zuverlässigkeit, die benötigte Menge an Verbrauchsmaterialien und die entsprechenden Kosten.

Der FS 3700+ ging daraus nicht nur als strahlender Sieger hervor, sondern ließ die Mitbewerber auch noch ganz weit hinter sich. "Die haben schnell die Grätsche gemacht", bringt es ein Mitarbeiter des Herstellers auf den Punkt. Prompt nutzte Kyocera das Ergebnis für eine freche Werbekampagne in diversen Printmedien. Und auch die Besucher der Cebit wußten bald Bescheid: Am Kyocera-Stand verkündete ein großflächiges Plakat die einzelnen Resultate. Interessenten konnten hier den Testbericht zudem in einem Sonderdruck nachlesen.

"Es ist uns fast peinlich. Aber wir können doch auch nichts dafür, daß unsere Technologie innovativer und revolutionärer ist", meint Ursula Liphardt, Director Marketing bei Kyocera. Peinlich war das offenbar auch der Konkurrenz, die sich zunächst in tiefes Schweigen hüllte. Doch auf der größten IT-Messe der Welt bloßgestellt zu werden, war offenbar zuviel: Einer der großen Hersteller erwirkte eine einstweilige Verfügung gegen Kyocera. Die Werbekampagne mußte laut Gerichtsbeschluß gestoppt, das Plakat auf der Cebit sofort unkenntlich gemacht werden.

"Die Kampagne ist sowieso durch", erklärte Liphard im Gespräch mit ComputerPartner. Das Bild habe man notgedrungen verhüllt - allerdings mit dem Hinweis: "zensiert". Gegen falsche Bescheidenheit ist das Unternehmen neuerdings immun: "Wir sprechen eben eine deutliche Sprache". Zu deutlich, meint der Konkurrent. Denn die Werbung hätte den Eindruck erweckt, Kyocera sei den anderen grundsätzlich überlegen.

Der Druckerhersteller sieht dem juristischen Aufschrei indessen gelassen entgegen. Liphard: "Überrascht hat uns nicht die Tatsache, sondern der Zeitpunkt." Die Kampagne sei bereits am 11. Februar angelaufen. "Das Resultat ist ja auch nicht aus der Luft gegriffen", meint die Managerin. Sie staune nur noch über den großen Mitbewerber, der plötzlich auch die Kompetenz der beteiligten Fachzeitschrift in Frage stelle. Schließlich seien alle Beteiligten bereits im Vorfeld informiert und um ihr Einverständnis zur Durchführung des Tests gebeten worden: "Die Spielregeln waren für alle klar."

Die anderen Hersteller hätten zwar noch keine juristischen Schritte eingeleitet, doch da werde sicher noch was kommen, glaubt Liphard. Zumindest hätten einige Manager den Kyocera-Stand auf der Cebit persönlich aufgesucht, um das Problem schon mal vor Ort anzusprechen. Der Rahmen war passend: Das neue Motto von Kyocera lautet "Meet the Champ". (mf)

Das "Corpus delicti": Die Werbekampagne für den "FS 3700+" von Kyocera brachte die Konkurrenz auf die Palme.

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