Werft die alten Strukturen über Bord!

22.03.2001
In einer E-Business-Studie für die Top-500-Global-Player rät Marktforscher Forrester zu einerradikalen Umgestaltung der alten Organisationsstrukturen. Schlüssel zum Erfolg sei der Aufbau eines E-Business-Netzwerks autonomer Geschäftseinheiten mit möglichst kurzen Lebenszyklen.

Wer im E-Business erfolgreich sein will, muss sich von alten Organisationsstrukturen trennen. Denn diese liebgewonnenen Mechanismen lassen rasche Veränderungen nicht zu und stehen den anvisierten Zielen meist sogar im Wege. Das ist das Ergebnis einer Studie von For-rester Research, die sich mit den E-Business-Aktivitäten der 500 größten global operierenden Unternehmen beschäftigt. Unter der Überschrift "Speeding Up The Global 500" empfiehlt der Marktforscher daher eine radikale Reorganisation der Unternehmensstrukturen.

Denn das Ziel sei eine Verkürzung der Lebenszyklen, die ein Geschäftsbereich benötigt, um sein Endprodukt komplett zu verändern. Somit würde aus einem schwerfälligen Unternehmen ein Netzwerk autonomer Geschäftseinheiten mit unterschiedlich langen Lebenszyklen entstehen.

"Wenn die ‘Global 500’ das Internet nur für die Verbesserung ihrer externen Geschäftsbeziehungen nutzen, dabei aber ihre interne Struktur unverändert lassen, werden sich Geschwindigkeit und Flexibilität nicht verbessern", mahnt Jaap Favier, Senior-Analyst bei Forrester. Wenn die "Global 500" im Jahr 2004 bis zu 30 Prozent ihrer Geschäftsprozesse über elektronische Marktplätze abwickeln wollen, reiche das derzeitige Geschäftsmodell eines einzigen E-Commerce-Standbeins nicht mehr aus, dem Druck innerhalb der einzelnen Unternehmen standzuhalten. Um den Abteilungen die für ihre Entscheidungsprozesse nötigen Informationen in Echtzeit liefern zu können, müssten die Unternehmen daher zu dem Modell der so genannten E-Business-Netzwerke (E-BN) übergehen. For-rester empfiehlt die Reorganisation in drei Schritten: erstens Ausfindigmachen der Bereiche mit kurzlebigen Zyklen, die dann in eigene Einheiten aufgegliedert werden, zweitens Aufbrechen mittlerer und langer Lebenszyklen und drittens Zulassung eines neuen Berichtswesens, wobei jede E-BN-Einheit einen eigenen Vorstand mit entsprechenden Führungskräften erhält, welche die Märkte kennen und wissen, wie sie zu betreuen sind. Unternehmen mit flacher Hierarchie wie Vivendi könnten die ersten beiden Schritte in einem Jahr abwickeln. Konzerne mit komplexen Matrixstrukturen wie Shell oder E.ON müssten die Veränderungen in spätestens zwei Jahren hinter sich gebracht haben, "sonst sind sie die vom Austerben bedrohten Dinosaurier inmitten ihrer sich konsolidierenden Branchen", warnt Forrester-Analyst Favier.

www.forrester.com

ComputerPartner-Meinung:

Wenn in einem großen Unternehmen alle Fäden in der Geschäftsetage zusammenlaufen, können die einzelnen Abteilungen nur reagieren, aber nicht agieren. Gerade im E-Business sind aber Schnelligkeit und Flexibilität gefordert. Die Bildung eines E-Business-Netzwerks autonomer Geschäftseinheiten ist daher wohl der richtige Weg. Fragt sich nur, wie bei den vielen Einheiten intern, geschweige denn extern noch jemand durchblicken soll. Der Kommunikation ist das sicherlich auch nicht dienlich. (kh)

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