Amazon.com-CTO

Werner Vogels verrät die Cloud-Trends 2015

04.02.2015
Von Werner Vogels
Der Holländer Werner Vogels ist als Vice President und Chief Technology Officer (CTO) von Amazon.com auch Mastermind hinter Amazon Web Services (AWS). Uns hat er die Cloud-Computing-Trends 2015 aus seiner Sicht verraten.

Dr. Werner Vogels, der übrigens unter allthingsdistributed.com ein lesenswertes Blog zum Thema Cloud Computing hat, schreibt:

Werner Vogels Amazon beim AWS Summit 2014 Berlin
Werner Vogels Amazon beim AWS Summit 2014 Berlin
Foto: AWS

"Im Jahr 2014 konnten wir beobachten, wie Cloud Computing sowohl in Consumer- als auch Enterprise-Produkten zu bedeutenden Innovationen geführt hat. Die Cloud ist für Firmen jeder Größenordnung zur Normalität geworden.

Sie ist heute gewissermaßen der "Maschinenraum" für Entwicklungen junger Unternehmer wie Dropbox, Airbnb, Pinterest, Hailo, WeTransfer oder Soundcloud. Doch auch etablierte Konzerne wie Bristol Mayers Squib, Shell, Unilever und MAPFRE setzen heute auf die Cloud. Für Medienunternehmen wie "Times", "The Guardian", "The Telegraph", "New York Times", "Washington Post" und das "Time Magazine" bedeutet die Cloud nicht weniger als den Wandel hin zu schlankeren, flexibleren und innovativen Geschäftsmodellen. Man kann also definitiv sagen, dass Cloud Computing schon heute einen enormen Einfluss hat.

Dennoch und trotz all der beeindruckenden Innovationen, die es bislang gab, stehen wir immer noch ganz am Anfang. In 2015 und den kommenden Jahren wird die Cloud sicher weitere spannende Entwicklungen bereithalten, die unser aller Leben betreffen. Aus den zahlreichen Projekten unserer Kunden habe ich acht Trends herausgegriffen, die aus meiner Sicht ab 2015 großen Erfolg versprechen:

Cloud-Analysen sind allgegenwärtig

Es gibt praktisch keinen Consumer- oder Business-Bereich mehr, der nicht von Cloud-gestützten Analysen beeinflusst wäre. Auch wenn sie für den Konsumenten oft verborgen bleiben und im Hintergrund ablaufen, sind derartige Analysen immer stärker verbreitet. Von persönlich zugeschnittenen Produktempfehlungen und genombasierter Produktenwicklung, über Risikomanagement bis hin zur Erfolgsmessung bei neuen Produkten der Startup-Branche; von Digital Marketing bis zur Datenverarbeitung bei klinischen Studien - all diese Anwendungsbeispiele werden durch die Analysen in der Cloud auf eine völlig neue Stufe gehoben.

Den Beweis dafür liefert gerade unser Data-Warehouse-Service "Amazon Redshift", der zum am schnellsten wachsenden Cloud-Dienst unserer Firmengeschichte wurde. Wir beobachten sogar, dass Amazon Redshift für viele Unternehmen der erste Kontakt mit einem Cloud-Service ist. Daher rechnen wir auch für 2015 mit einem explosionsartigen Anstieg. Immer mehr Firmen wissen den Mehrwert zu schätzen, den derartige Analysen ihrem Geschäft bieten.

Cloud ermöglicht "Self Service Analytics"

In der Vergangenheit waren Analysen innerhalb von Unternehmen ein Paradebeispiel klassischer IT: Dazu lief ein zentrales Data Warehouse auf einer spezialisierten Hardware. In einer modernen IT-Landschaft hingegen ist ein solches Vorgehen schlicht unmöglich geworden. Analysen sind für viele Abteilungen mittlerweile viel zu wichtig. Sie spielen eine entscheidende Rolle, um flexibler und schneller auf neue Herausforderungen zu reagieren und genau die Produkte zu entwickeln, die Kunden wirklich benötigen. Dennoch haben viele Anwender sich häufig noch in zentralisierten, überlasteten und traditionellen Data-Warehouse-Modellen festgefahren. Cloud-basierte Analysen bringen hier einen grundsätzlichen Wandel.

Heute können Abteilungen einfach ihre eigenen Data Warehouses in der Cloud aufsetzen. Und zwar genau in der Größe und Geschwindigkeit, die ihren Bedürfnissen - und ihrem Budget - entsprechen. Dabei kann es sich um ein kleines Data Warehouse mit nur zwei Knoten handeln, welches nur tagsüber läuft oder aber um ein großes mit 1000 Knoten. Das letztere liefe dann nur zu gewissen Tageszeiten oder nur nachts, um etwa Daten aufzubereiten, die das Personal am kommenden Morgen benötigt. Ein gutes Beispiel dafür sind die Analysen der globalen Wirtschaftszeitung "Financial Times" (FT). Die über 120 Jahre alte Zeitung hat die Nutzung ihrer Business Intelligence (BI) mit Hilfe der Cloud komplett umgestellt. Mit den neuen Workloads wurde die Art und Weise, wie Nutzern maßgeschneiderter Content bereitgestellt wird, vollständig neu aufgebaut. Die Zeitungsmacher können heute Analysen für alle ihre Artikel durchführen und das Angebot für Leser ganz individuell anpassen. Mit Hilfe des neuen BI-Systems können Analysen für mehr als 140 Artikel pro Tag in Echtzeit durchgeführt werden. Der benötigte Zeitraum für die Durchführung der gesamten Analysen verkürzte sich damit von mehreren Monaten auf nur noch wenige Tage. Im Zuge dessen hat die "FT" ihre BI so ausgebaut, dass auch die zielgruppengerechte Aussteuerung von Werbung mit einbezogen wurde. Mit Hilfe von Amazon Redshift ist man nun in der Lage, täglich 120 Millionen Unique Events zu verarbeiten und interne Logs mit externen Datenquellen zu verbinden - um so letztlich die Dynamik der Zeitung zu steigern.

Cloud macht die Dinge "smarter"

Heutzutage hat im Prinzip alles das Potential "smart" zu werden: Von der Smart Watch über kluge Kleidung, kluge Fernseher bis hin zu smarten Häusern oder Autos. In den meisten dieser Fälle läuft der "smarte" Teil dabei jedoch direkt als Software in der Cloud ab und nicht in den Geräten selbst.

Ganz egal, ob es sich um das Thermostat zu Hause, das Fitnessarmband oder die clevere Empfehlungsfunktion auf dem Ultra-HD-TV handelt: Im Hintergrund laufen bei allen genannten Produkten die Analysen in der Cloud. Diese Technologie bringt daher eine völlig neue Generation von Geräten hervor. Ein gutes Beispiel hierfür ist etwa Philips. Der Konzern bietet mit seiner Lösung "CityTouch" eine smarte und neuartige Form der Straßenbeleuchtung.

Philips City Touch ist ein intelligentes Licht-Managementsystem. Durch die Verbindung der Straßenlaternen können ganze Vororte und Städte ihre gesamte Beleuchtung in Echtzeit und individuell steuern. Die Möglichkeiten für die Stadtverwaltung sind dabei zahlreich: So lassen sich etwa einzelne Straßen hell erleuchten, um hohem Fußgängerverkehr gerecht zu werden. Sie kann das Licht bei widrigen Wetterverhältnissen einschalten, sobald das Umgebungslicht eine kritische Grenze erreicht, oder aber die Beleuchtung etwa in menschenleeren Industriegebieten abdunkeln. Prag und einige Londoner Vororte haben diese Technik bereits im Einsatz. CityTouch setzt im Hintergrund auf die Cloud, um das System zu betreiben und um die große Menge an Daten der Sensoren in den Straßenlaternen auszuwerten. Diese Informationen helfen der Verwaltung, ihre Städte besser zu verstehen und ein effizienteres Licht-Management durchzuführen. Auf diese Weise lässt sich auch unnötige Lichtverschmutzung und deren schlechter Einfluss auf Einwohner und Tierwelt vermeiden.

Cloud-Analysen verbessern das Leben in der Stadt

Ähnlich wie oben verhält es sich auch mit Cloud-Analysen, die auf Basis von Informationen aus einer Stadt die Lebensbedingungen für deren Bewohner weltweit zu verbessern helfen. Ein Beispiel dafür ist etwa die City of Chicago. Die Metropole ist eine der ersten, die im ganzen Stadtgebiet Sensoren angebracht hat, mit denen kontinuierlich Werte wie Luftqualität, Lichtintensität, Lautstärke, Temperatur, Niederschläge, Wind und Verkehrsdaten erhoben werden. Die gesamten Daten fließen in die Cloud, wo sie sich umfassend analysieren lassen, um letztlich das Leben der Einwohner zu erleichtern. Dabei wird der komplette Datenbestand Chicagos in einem "Array of Things" öffentlich über die Cloud verfügbar gemacht. Wissenschaftler können diese Daten so einfacher und mit innovativeren Möglichkeiten analysieren.

Zahlreiche Städte haben bereits Interesse an diesem Modell gezeigt und wollen die Cloud ebenfalls zur Verbesserung des Stadtlebens einsetzen. Dazu zählen auch erste europäische Vertreter, wie etwa das Peterborough City Council in England. Auch Peterborough macht seine Daten öffentlich, um die Bewohner der Gemeinde direkt einzubinden. Die unterschiedlichsten Daten werden dabei verknüpft, indem Nutzer zum Beispiel Kriminalitätsstatistiken mit den Wetterverhältnissen in Verbindung bringen. Die Stadt kann daraus Schlüsse ziehen, ob etwa bei heißem Wetter mehr Einbrüche geschehen und ihre Polizeistreifen gegebenenfalls entsprechend einsetzen. Gleiches gilt für das Gegenüberstellen von Krankenhausaufnahmen und Wetterlage - auch hier lassen sich mitunter wichtige Muster und Trends erkennen. Dass diese Informationen zur Weiterentwicklung neuer Ideen öffentlich und für jeden zugänglich gemacht werden können, haben wir ebenfalls im Wesentlichen der Cloud zu verdanken.

Werner Vogels Amazon beim AWS Summit 2014 Berlin
Werner Vogels Amazon beim AWS Summit 2014 Berlin
Foto: AWS

Cloud ermöglicht industrielles Internet der Dinge

Denken wir an das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT), konzentrieren wir uns oft nur darauf, was das für den Verbraucher bedeutet. In 2015 werden wir allerdings den Aufstieg eines anderen IoT erleben - das des industriellen Internet der Dinge. Um Erkenntnisse zu gewinnen, die Effizienz zu erhöhen und Ausfälle zu verhindern, werden Industriemaschinen instrumentieren und mit dem Internet verbunden, um Daten in die Cloud zu übertragen. Dadurch erhalten Betriebsleiter Einblick in die Verbrauchswerte, können die Effizienz steigern und Ausfälle vermeiden.

Ob das General Electric ist, das seine Gasturbinen instrumentiert, Shell, das Sensoren in seinen Ölquellen installiert, Kärcher mit seinen Flotten an industriellen Reinigungsmaschinen oder Baustellen, die mit Sensoren von Deconstruction ausgestattet sind - sie alle senden kontinuierlich Datenströme für Echtzeit-Analysen in die Cloud.

Cloud ermöglicht Videoanalyse

Lange Zeit wurden Videos aufgenommen, um archiviert, zurückgespult und angeschaut zu werden. Doch mit der unbegrenzten Rechenleistung der Cloud gibt es auch einen neuen Trend: Videos werden als Datenstrom behandelt, der analysiert werden kann. Das nennt sich Video Content Analysis (VCA) und kommt in vielen Bereichen zur Anwendung - vom Einzelhandel bis zum Transport.

Ein typischer Anwendungsbereich sind Orte mit vielen Videokameras, wie etwa Einkaufszentren oder große Supermärkte. Diese Videos werden untersucht, um den Geschäften zu helfen, die Kundenströme besser zu verstehen. Analysten ermitteln die Zahl der vorbeilaufenden Kunden sowie ihre Verweilzeiten und andere Statistiken. Diese Daten ermöglichen es dann den Einzelhändlern, ihre Ladengestaltung und die Wirksamkeit ihres In-Store-Marketings zu verbessern.

Ein anderes beliebtes Einsatzgebiet ist die Echtzeit-Analyse von Menschenmengen bei Großveranstaltungen, wie beispielsweise Konzerten. So kann die Bewegung im gesamten Areal erfasst und Engpässe beseitigt werden, bevor sie entstehen, und so das Besuchererlebnis verbessert werden. Ähnliche Anwendungen werden von Verkehrsabteilungen für die Regulierung des Verkehrs, das Aufspüren liegengebliebener Autos auf Autobahnen, das Erkennen von Objekten auf Hochgeschwindigkeits-Bahnlinien und andere Transportprobleme genutzt.

Dropcam ist ein weiteres innovatives Beispiel dafür, wie VCA in der Kunden-Beziehung eingesetzt wird. Dropcam analysiert Videos, die von Internetfähigen Kameras übertragen werden, um Kunden zu alarmieren. Zur Zeit ist Dropcam der größte Video-Produzent im Internet und sammelt mehr Videodaten in der Cloud als YouTube.

Auch im Sport-Management wird VCA immer wichtiger. Teams nutzen die Video-Analyse, um viele verschiedene Blickwinkel auf die Spieler verarbeiten zu können. Beispielsweise werden die unzähligen Videodaten, die während eines Premier-League-Spiels aufgenommen werden, von den Teams dazu genutzt, die Spielerleistung zu verbessern und spezielle Trainingspläne zu entwickeln.

In den USA setzen MLB-Baseballteams Videoanalyse ein, um erweiterte Echtzeit-Analysen auf den Bildschirmen im Stadion einzublenden, während die NFL mit Hilfe von VCA automatisch komprimierte Fassungen von American-Football-Spielen erstellt, deren Bearbeitungszeit um 60 bis 70 Prozent niedriger ist.

Cloud verändert Gesundheitsanalyse

Datenanalytik wird gerade zu einem zentralen Punkt bei der Analyse von Gesundheitsrisikofaktoren und der Optimierung der Patientenbetreuung. Obwohl der Gesundheitssektor unter dem Druck steht, Kosten zu reduzieren und die Behandlung von Patienten zu beschleunigen, spielt die Cloud eine entscheidende Rolle und unterstützt die Digitalisierung des Gesundheitssystems.

Die Cloud treibt innovative Lösungen voran, wie etwa die "HealthSuite" von Philips - eine Plattform, die Gesundheitsdaten verwaltet und sowohl Ärzte als auch Patienten unterstützt. Die Philips HealthSuite Digital Platform untersucht und speichert 15 PB an Patientendaten, zusammengetragen aus 390 Millionen bildgebenden Studien, medizinischen Aufzeichnungen und Patienteneinträgen. So bekommen Gesundheitsdienstleister alle erforderlichen Daten, die so direkt in die Patientenversorgung mit einfließen können. Die Gesundheitsfürsorge für Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt wird damit von Grund auf erneuert. Es ist zu erwarten, dass die Cloud 2015 und darüber hinaus eine immer größere Rolle beim Fortschritt im Bereich der Patientendiagnose und -versorgung spielen wird.

Cloud ermöglicht sichere Analyse

Da die Analytik so viele neue Bereiche ermöglicht, von Online-Shopping über Gesundheitsfürsorge bis Home Automation, werden die Themen Sicherheit und Vertraulichkeit von Analysedaten immer wichtiger. Die tiefgreifende Integration von Verschlüsselung bei der Speicherung und in den Analysemodulen stellt sicher, dass nur die Nutzer dieser Dienste auf die Daten zugreifen können und niemand sonst. Nutzer können dabei auch ihre eigenen Verschlüsselungen einbringen."

Hinweis: Den Beitrag hat uns die PR-Agentur von Amazon Web Services (AWS) zugeschickt. (tc)

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