Für 19 Milliarden Dollar

Western Digital kündigt Übernahme von Sandisk an

Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Die Konsolidierung im Storage-Markt geht weiter: Der Festplattenriese Western Digital will den Flash-Spezialisten Sandisk übernehmen.

Sandisk kennen die meisten Nutzer vermutlich von Speicherkärtchen und USB-Sticks aus dem Elektronikmarkt; das Unternehmen baut aber auch SSDs und mittlerweile sogar All-Flash-Arrays für den Unternehmenseinsatz. Western Digital bietet für Sandisk rund 19 Milliarden Dollar in bar und eigenen Aktien. Der Deal bewertet Sandisk laut "Wall Street Journal" mit 86,50 Dollar pro Aktie, ein Aufgeld von 15 Prozent auf den Schlusskurs von gestern. Vor Öffnung der US-Börsen stiegen Sandisk bereits um knapp fünf Prozent auf 78,62 Dollar je Anteilschein. Früher in diesem Monat notierten die Papiere noch unter 60 Dollar, bevor Verkaufsgerüchte ruchbar geworden waren.

Dass Sandisk einen Käufer sucht, war in den vergangenen Jahren immer wieder mal kolportiert wurden und zuletzt in diesem Monat wieder durch die mediale Gerüchteküche gewabert. Dabei waren sowohl Western Digital als auch der gleichfalls im Memory-Chip-Geschäft aktive Marktbegleiter Micron Technology als mögliche Bieter gehandelt worden. Für WD zeigten sich die Anleger jetzt wenig begeistert - das Papier verlor vorbörslich knapp vier Prozent auf 72 Dollar und hatt ohnehin im Laufe des Jahres bereits rund ein Drittel an Wert verloren.

Das traditionelle Festplatten-Business von Western Digital steht unter wachsendem Druck durch Flash und damit bestückte Solid-State Drives (SSDs). Die Übernahme des Flash-Spezialisten Sandisk könnte mithin neue Wachstumspotenziale erschließen.

Erst vor drei Wochen hatte WD einen 15-prozentigen Anteil an eine Sparte des halbstaatlichen chinesischen Mischkonzerns Tshinghua Unigroup verkauft für 3,78 Milliarden Dollar vermutlich in der Hoffnung, dann bessere Geschäfte in der Volksrepublik machen zu können.

Sandisk hatte zuletzt zwar generell von der enorm gestiegenen Nachfrage nach seinen Flash-Speicherchips in unter anderem Smartphones profitiert, hatte aber mit allerlei Problemen zu kämpfen, unter anderem unerwartet geringer Nachfrage nach seinen Enterprise-Produkten. Dazu kam auch noch, dass Apple seine eigenen Memory-Controller entwickelte und lieber Samsung-Chips einkaufte statt Sandisk-SSDs.

Jedenfalls soll Western-Digital-Chef Steve Milligan CEO der zusammengelegten Firma werden, die auch ihr Hauptquartier am WD-Sitz in Irvine, Kalifornien, haben soll. Nach Abschluss der geplanten Transaktion soll Sandisk-Chef Sanjay Mehrotra in den Verwaltungsrat von Western Digital einziehen. Western Digital geht davon aus, dass die Übernahme innerhalb von zwölf Monaten zum Ergebnis beiträgt und binnen 18 Monaten jährliche Synergien von 500 Millionen Dollar bringt.

Für sein gerade abgeschlossenes Quartal kündigte WD höhere Umsätze an als erwartet. Bis zum Abschluss der Sandisk-Übernahme will das Unternehmen seine Quartalsdividende weiterzahlen, aber sein Aktienrückkaufprogramm aussetzen.

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