Widersprüchliche Marktprognosen

12.07.2000

Studien über den Zuwachs von Informationstechnologien vergleichen häufig Äpfel mit Birnen. Zu diesem Ergebnis kommt Paul Foley, Direktor des Forschungszentrums für Internationalen Elektronischen Handel an der De-Montfort-University im britischen Leicester. Der Professor und seine Internet-Forscher haben 85 Wirtschaftsstudien untersucht, die sich alle mit der Ausbreitung und Nutzung von IT-Services beschäftigen. Dabei stellten sie zwar Einigkeit darüber fest, dass die Zahl der Internetuser, der Nutzer von E-Mails und E-Commerce langfristig steigt. In Bezug auf die Größenordnung widersprechen sie sich allerdings extrem.

So schätzt beispielsweise Foleys eigene Studie mit dem Titel "Der Nutzen und Missbrauch von Internet-Statistiken", dass bis 2002 etwa 250 Millionen Menschen im Internet surfen werden. Die irischen Marktforscher NUA dagegen geben die Zahl der weltweiten User schon heute mit 380 Millionen an.

Zurückzuführen sind solche Fehlbeurteilungen unter anderem auf veränderte Bestelltechniken. Teile, die früher per Telefon oder Fax geordert wurden, werden nun per Internet gehandelt. Die Statistik registriert sie als neues elektronisches Geschäft, obwohl kein zusätzlicher Umsatz entstanden ist. Auch Versandhäuser, die ihre Bestellpostkarten heute per E-Mail entgegennehmen, blasen ihre Umsatzzahlen auf diese Weise künstlich auf. Das Ergebnis sind Zahlen, die zum Teil bedenklich voneinander abweichen.

Laut Foley sind die positiven Marktprognosen nicht gerechtfertigt. Er fand heraus, dass 1998 von geschätzen 3,5 Milliarden Dollar, die im gesamten US-amerikanischen Internet-Handel umgesetzt werden, 1,5 Milliarden auf den Computer-Direktanbieter Dell und auf Amazon. com entfielen. Die übrigen zwei Milliarden Dollar teilten sich weitere 400.000 Online-Anbieter. Auch wenn die einschlägigen Vorhersagen optimistisch klingen, ist also höchste Vorsicht geboten. (so)

www.dmu.ac.uk/In/ecommerce/ ebr2.html

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