Strategien


Fails im Veränderungsmanagement

Wie Change nicht geht



Bruce Harpham ist Autor unserer US-Schwesterpublikation www.cio.com und schreibt darüber hinaus auch regelmäßig über die Themengebiete Technologie und Projektmanagement auf ProjectManagementHacks.com.


Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.
Technologische Umwälzungen werden allzu oft von schlechtem Change Management aus der Bahn geworfen.
Wenn das Veränderungsmanagement in der Sackgasse endet, hat das meist gute Gründe. Wir nennen Ihnen die acht gängigsten Change-Management-Fehler.
Wenn das Veränderungsmanagement in der Sackgasse endet, hat das meist gute Gründe. Wir nennen Ihnen die acht gängigsten Change-Management-Fehler.
Foto: Martin Lehmann - shutterstock.com

Mit dem Einkauf oder der Implementierung technologischer Errungenschaften ist es selten getan: Manchmal weil die Lösung selbst am Ende gar nicht so gut ist, wie es die Sales-Abteilung dargestellt hat, manchmal weil die Implementierung von technischen Problemen begleitet wurde. Der gängigste Grund aber, warum Technologie den Erwartungen nicht gerecht wird, ist schlechtes Change Management.

Das kommt auch daher, weil Change Management allzu oft mit "Training" gleichgesetzt wird. Was natürlich erheblich zu kurz greift. Die Definition der "Association of Change Management Professionals" beschreibt die eigentliche Bedeutung des Begriffes schon präziser: Demnach bezeichnet Veränderungsmanagement "die Heranziehung eines strukturierten Ansatzes, um eine Organisation unter Erreichung erwarteter Vorteile vom Ist-Zustand in einen Soll-Zustand zu überführen".

Wir zeigen Ihnen die acht gängigsten Change-Management-Fehler.

1. Kein Verständnis für Stakeholder

Erfolgreiches Veränderungsmanagement erfordert einen starken Input der Stakeholder. Wenn Sie allerdings schon daran scheitern, herauszufinden, wer die tatsächlichen Stakeholder sind und welche Interessen diese mit dem Projekt verfolgen, sinken die Erfolgschancen Ihrer Change-Management-Bemühungen rapide.

Lisa Sansom, Chef-Beraterin bei LVS Consulting, erklärt, wie Sie entgegenwirken: "Ein gängiger Fehler ist es, keine 'Stakeholder Map' anzulegen. Die sollte zum Beispiel folgende Fragen beinhalten: Welche Stakeholder-Gruppen sind besonders wichtig? Was ist deren Interesse am Projekt? Wie und woher beziehen sie ihre Informationen? Ohne eine solche "Stakeholder Map" können Sie weder gute Kommunikation, noch Testing betreiben".

2. Führungskräfte außer Rand und Band

Geht es um Governance im Unternehmen, macht der Ton (von oben) die Musik. Wenn eine Organisation ihre Geschäftstätigkeit verändert, werden die Mitarbeiter sich an den Führungskräften orientieren. Wenn die dann allerdings ausschließlich hinter den Kulissen Budgets freigeben und sich in exzessiver Delegierung von Aufgaben ergehen, kann das das Veränderungsmanagement unterwandern.

"Führungskräfte vergessen oft, dass ihr eigenes Verhalten stärkere Auswirkungen auf die Mitarbeiter hat, als es ihre Worte haben", erklärt Michelle Kent, Managing Director bei KPMG. "Die Belegschaft wird sich ganz genau ansehen, ob ihre Chefs an Meetings teilnehmen, wie sie den Change voranbringen, ob sie die Unternehmensvision verinnerlicht haben und ob ihre Entscheidungen auch damit in Einklang stehen. Wenn Führungskräfte zwar die richtigen Dinge sagen, ihre Handlungen oder Einstellung aber im Gegensatz dazu stehen, wird das mit dem Change nichts."

Manche Chefs und Führungskräfte brauchen eventuell auch nur einen subtilen Hinweis darauf, welche Verhaltensweisen für das Veränderungsmanagement schädlich sein können. Wenn ein Unternehmen beispielsweise ein neues System für die Reisekostenabrechnung einführt, sollten die Chefs zu den ersten gehören, die mit dem neuen System arbeiten. Nur so lässt sich der Change von oben anstoßen.

3. Schweigen über Unklarheiten

Ex-US-Außenminister Donald Rumsfeld war für Einiges bekannt. Unter anderem dafür, zwischen zwei verschiedenen Typen des Unbekannten zu unterscheiden: das bekannte Unbekannte und das unbekannte Unbekannte. Insbesondere Letzteres lässt sich in Unternehmen nur ziemlich schwierig managen. Wer aber daran scheitert, der kann das unter Umständen gleich in zweifacher Hinsicht tun: Das Vertrauen in den Change kann schwinden und Fachkräfte könnten abwandern.

"Change-Sponsoren haben oft Probleme damit, Informationen über Details herauszugeben, die noch nicht gesichert sind", weiß KPMG-Beraterin Kimberly Sorenson. "Bei den Stakeholdern stapeln sich die unbeantworteten Fragen - also werden die davon ausgehen, dass die Antworten bekannt sind, aber alles andere als positiv ausfallen. Führungskräfte haben es deutlich einfacher, wenn sie sich mit den Stakeholdern von Anfang an offen über bekannte und unbekannte Faktoren im Zeitplan austauschen."

Die Tendenz zum Worst-Case-Szenario-Denken hat unerwünschte Nebeneffekte - auch in Großunternehmen, wie Sorenson erzählt: "Bei einem Fortune-500-Unternehmen aus dem Bereich Finanzservices wurde eine neue Lösung für das Portfolio- und Projektmanagement implementiert. Nachdem die Stakeholder immer seltener Antworten auf ihre Fragen erhielten, nahmen sie an, dass das neue System für Entlassungen sorgen wird. In der Konsequenz kündigten dann mehrere Projektmanager. Dabei war es niemals die Intention, das Personal im PMO zu reduzieren. Eine total vermeidbare Situation also."

CIOs und Manager sollten solche Situationen um jeden Preis vermeiden. Idealerweise fordern sie einfach ihre Mitarbeiter auf, sich einzubringen und Fragen zu stellen. Und wenn sie die Antwort auf eine Frage mal nicht wissen sollten, sollten sie das auch ganz offen zugeben. Denken Sie daran: Schweigen führt häufig dazu, dass die Menschen mit dem Schlimmsten rechnen.

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